Skifliegen Karl Geiger - Aufwind fürs Saisonfinale

Stand: 14.03.2022 11:04 Uhr

Der letzte Flug bei der Skiflug-WM in Vikersund war sein bester: Karl Geiger darf mit einem guten Gefühl in die letzten vier Einzelspringen des Winters und das finale Duell um den Sieg im Gesamt-Weltcup mit Ryoyu Kobayashi gehen.

Das Amen in der Kirche, das Happy End in Hollywoodfilmen, der Bayern-Dusel - es gibt wenig Dinge, die so zuverlässig eintreffen wie die Leistungen von Karl Geiger. Bei der Skiflug-WM in Vikersund wurde der Oberstdorfer zwar als Weltmeister entthront. Nach dem Gewinn der Silbermedaille im Teamwettbewerb darf der 29-Jährige aber auf ein fulminantes Saisonfinale hoffen. Ins Duell um den erstmaligen Gewinn des Gesamt-Weltcups mit dem Japaner Ryoyu Kobayashi geht Geiger jedenfalls mit psychologischem Aufwind.

Am Sonntag (13.03.2022) platzte endlich der Knoten. Mit seinem letzten Sprung des Wochenendes vom "Monsterbakken" in Vikersund sicherte Geiger dem DSV-Team nicht nur die Silbermedaille. Er fand auch endgültig sein Fluggefühl wieder. Geiger flog und flog. Und als er schließlich bei 238,0 Metern landete, brach die unbändige Freude regelrecht aus ihm heraus. Und die Erleichterung.

Mit "ganz feiner Klinge"

"Ich lege mich fest: Der Flug von Geiger war eine Sensation, vielleicht der beste des ganzen Wochenendes mit den Bedingungen", kommentierte ein ebenso euphorisierter Sportschau-Experte Sven Hannawald. Und in der Tat hatten der neue Weltmeister Marius Lindvik (Norwegen) wie auch die starken Slowenen um Timi Zajc, Anze Lanisek oder Peter Prevc bei ihren weitesten Sätzen bessere Bedingungen.

Von einer "ganz feinen Klinge" sprach hinterher Bundestrainer Stefan Horngacher, Kumpel Markus Eisenbichler nannte den Flug "eine Granate". Geiger selbst genoss den Moment, wollte seine eigene Leistung aber wie gewohnt nicht zu sehr in den Mittelpunkt stellen.

Der Teamplayer muss auf sich schauen

Nach außen gab der Allgäuer also den Teamplayer. Wie es in ihm drin aussieht, kann man nur vermuten. Sicher ist: Geiger dürfte mit viel Selbstvertrauen zu den abschließenden Weltcups auf den Flugschanzen in Oberstdorf und Planica fahren. Speziell bei ihm zuhause in Oberstdorf könnte er den Heimvorteil nutzen und sich in der Gesamt-Weltcup-Wertung wieder am Japaner Ryoyu Kobayashi vorbeischieben.

Das Restprogramm der Skispringer
Wettbewerb Datum
Einzelspringen Oberstdorf HS 235 19. März
Einzelspringen Oberstdorf HS 235 20. März
Einzelspringen Planica HS 240 25. März
Teamspringen Planica HS 240 26. März
Einzelspringen Planica HS 240 27. März

Gesamt-Weltcup: Konkurrent Kobayashi im Formtief

Der Sieger der Vierschanzentournee fand in Vikersund nicht zu seiner gewohnten Form. Platz 13, das muss man so klar sagen, ist nicht sein Anspruch. Für den 25-Jährigen, der die Konkurrenz in diesem Winter zeitweise nach Belieben beherrschte, war es ein verkorkstes Wochenende. Ob das Fluggefühl nochmal zurückkommt und er seinen knappen Vorsprung im Weltcup verteidigen kann, darf zumindest angezweifelt werden.

58 Punkte beträgt der Vorsprung Kobayashis bei noch vier ausstehenden Einzelspringen. Karl Geigers Chance, nach einem zweiten und einem sechsten Platz in den Vorjahren endlich die große Kristallkugel zu gewinnen, ist greifbar. Der Aufwind, den er aus Vikersund mitnimmt, könnte ihm dabei helfen.