Skispringen | Raw Air Daniel Andre Tandes filmreife Rückkehr

Stand: 07.03.2022 13:24 Uhr

Was für eine Geschichte: Knapp ein Jahr nach seinem Horror-Sturz gewinnt Skispringer Daniel-Andre Tande zuhause am Holmenkollen. Eine Story, die fast zu schön ist, um wahr zu sein.

Verfilmungen über das Leben großer Sportler oder schräger Vögel im Sport gibt es viele: Bubi Scholz, Muhammad Ali, Niki Lauda, Björn Borg/John McEnroe, Bert Trautmann oder Eddie "The Eagle" - ihre Geschichten wurden schon auf der Leinwand erzählt, um nur einige zu nennen.

Einen Plot wie die Karriere des norwegischen Skispringers Daniel Andre Tande gab es freilich noch nie. Norwegens Sportdirektor Clas Brede Braathen hat sicher Recht, wenn er sagt: "Daraus kann man nicht mal einen Film machen, das wäre zu dämlich, zu schön."

Ein Sieg, der zu Tränen rührt

Am Sonntag (06.03.2022) gewann Tande, 28 Jahre alter Skispringer aus Narvik, sein achtes Weltcupspringen. Ein Sieg, den niemand für möglich gehalten hat. Als sein Triumph auf der legendären Skisprunganlage am Holmenkollen in Oslo feststand, legte er seinen Kopf auf die linke Schulter von Mutter Trude - und weinte. Er war beileibe nicht der einzige an diesem Nachmittag.

Fast ein Jahr zuvor war Tande bei der Skiflug-WM in Planica so schwer gestürzt, dass er bereits auf der Schwelle zum Tod stand, nun gelang ihm der achte Weltcupsieg seiner Karriere. Und das zuhause in Oslo.

"Das ist krank, völlig krank"

"Das ist krank, völlig krank, das ergibt keinen Sinn", sagte Tande beim unmöglichen Versuch, seine Emotionen in diesem bewegenden Moment in Worte zu fassen. Dass er fast drei Monate zuvor in Klingenthal bereits Zweiter geworden war, sei "schon krank genug" gewesen, aber jetzt "zu Hause am Kollen zu gewinnen - besser wird's nicht".

Wenig überraschend brach seine Stimme, als er all dies sagte. Tande hatte nach seinem Horror-Sturz am 25. März 2021 notversorgt werden müssen, er habe, so berichtete er im Juni, "zweieinhalb bis drei Minuten keinen Puls gehabt". Er musste intubiert und mechanisch beatmet werden, lag tagelang im künstlichen Koma.

Stöckl: "Großer Augenblick für die Skisprungfamilie"

Als das Schlimmste hinter ihm lag, war für Tande klar: Er wollte zurück - erst mal nur, um "das Skispringen zu genießen". Am Holmenkollen überraschte er nun nicht zuletzt sich selbst. "Ich glaube, das hat niemand erwartet, ich selbst auch nicht", versicherte er. Alexander Stöckl, Norwegens Cheftrainer, sprach von einem der "großen Augenblicke der Skisprungfamilie".

Nun also reist Tande als Sieger weiter nach Vikersund. Dort beginnt am Donnerstag die Skiflug-WM (bis Sonntag), auf einer Schanze, die sie "Monsterbakken" nennen. Wird Tande springen? "Ich kann versprechen", sagte er, "dass ich es auf jeden Fall versuchen werde."