Lisa Buckwitz und Vanessa Mark aus Deutschland jubeln auf der Ziellinie

Bob-WM in Winterberg Hundertstelkrimi um Gold: Buckwitz feiert vor Nolte und Kalicki

Stand: 02.03.2024 17:24 Uhr

Perfektion im Eiskanal: Die deutschen Zweierbobs der Frauen haben bei der Weltmeisterschaft in Winterberg den kompletten Medaillensatz abgeräumt: Lisa Buckwitz gewann am Samstag (02.03.2024) hauchdünn vor Laura Nolte und Kim Kalicki.

Die internationale Konkurrenz konnte nur staunen und war schon am ersten Wettkampftag im Kampf um die Medaillen chancenlos. Der Dreikampf zwischen Buckwitz, Nolte und Kalicki entwickelte sich auch am Samstag zu einem spannenden Showdown. "Die drei begegnen sich auf Augenhöhe", hatte Bundestrainer René Spies prophezeit. Er sollte Recht behalten.

Am Ende des Tages triumphierte Buckwitz mit fünf Hundertstelsekunden Vorsprung vor Monobob-Weltmeisterin Nolte. Kalicki wurde Dritte (+0,28 Sekunden). Für Buckwitz ist es der größte Erfolg ihrer Karriere. 2018 hatte sie als Anschieberin von Mariama Jamanka Olympia-Gold in Pyeongchang geholt. Im vergangenen Jahr fuhr sie als Pilotin zu WM-Silber in St. Moritz.

Buckwitz hält Nolte auf Distanz

"Ich musste Nerven beweisen im letzten Lauf", gab die Siegerin im Anschluss folgerichtig im ZDF zu Protokoll. Gleichzeitig bescherte die 29-Jährige vom BRC Thüringen ihrer Anschieberin Vanessa Mark ein perfektes Geschenk zum 28. Geburtstag. "Ich bin wunschlos glücklich. Besser hätte es nicht laufen können", freute sich Mark.

Die deutschen Bob-Pilotinnen feierten damit den perfekten Abschluss einer fast perfekten WM in Winterberg. Fünf der sechs Medaillen gingen nach Deutschland. Einzig im Monobob konnte die US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor die schwarz-rot-goldene Dominanz brechen und Silber gewinnen.

"Alle haben ein super Rennen gemacht", zollte Bundestrainer René Spies den Leistungen seiner Schützlinge Respekt. "Für uns ist es am Ende eine super Sache. Wir genießen das heute, aber wir wissen, dass nächstes Jahr mit der WM in Lake Placid und 2026 mit Olympia schwere Aufgaben anstehen".

Buckwitz hat die Nerven im Griff

Buckwitz, die nach zwei von vier Läufen in Führung lag, durfte am zweiten Wettkampftag als Erste starten. Die Potsdamerin legte mit Anschieberin Mark eine Zeit vor, die keine Konkurrentin kontern konnte. 56,32 Sekunden standen auf der Anzeigetafel.

Lokalmatadorin Nolte, die in Winterberg das Bobfahren gelernt hat und in keinem anderen Eiskanal so oft ins Tal gerast ist, startete gemeinsam mit Anschieberin Deborah Levi unmittelbar nach Buckwitz und war fünf Hundertsel langsamer. Damit wuchs ihr Rückstand nach drei von vier Läufen auf 0,09 Sekunden - das ist maximal ein Wimpernschlag. Kalicki war im Vergleich zu Buckwitz schon "deutlich" langsamer in der Eisrinne unterwegs und hatte vor dem Finale 0,23 Sekunden Rückstand auf Gold.

Lisa Buckwitz und Vanessa Mark im Zweierbob

Lisa Buckwitz und Vanessa Mark im Zweierbob in Winterberg

Bahnrekorde purzeln im vierten lauf

Im vierten Lauf musste Kalicki, die am ersten WM-Wochenende auch aufgrund ihres gerissenen Meniskus im Monobob ohne Medaille blieb, alles riskieren - und das tat sie: Angeschoben von Leonie Fiebig brachte die Titelverteidigerin einen neuen Bahnrekord ins Tal und erhöhte den Druck auf ihre Teamkolleginnen. Doch Nolte zeigte sich davon unbeeindruckt und legte gleich den nächsten Bahnrekord hinterher.

Nun lag es an Buckwitz, als letzte Starterin zu kontern. Es war ein Hundertstelkrimi: Nach dem Start war der Vorsprung fast weg, doch im Eiskanal lieferte Buckwitz eine saubere Fahrt ohne Fehler ab und brachte ihren Vorsprung hauchdünn ins Ziel.

Nolte zeigte sich trotzdem "sehr zufrieden - vor allem mit den Startzeiten." Kalicki haderte dagegen mit den beiden ersten "versemmelten" Läufen. "Sonst hätte es anders ausgehen können. Trotz kann ich über den dritten Platz nicht meckern."

Konkurrentinnen weit zurück

Wie groß die Dominanz der deutschen Zweierbobs war, ließ sich auch anhand der Zeiten der Konkurrenz ablesen. Die US-Amerikanerin Kaysha Love kam den deutschen Überfliegerinnen noch am nähesten, hatte als Vierte in der Endabrechnung aber bereits über eine Sekunde Rückstand auf die Spitze.

Die deutschen Frauen hatten schon vor knapp einer Woche im Monobob-Wettbewerb triumphiert. Laura Nolte holte Gold, Lisa Buckwitz Bronze. Nach den stressigen WM-Tagen bleibt den Königinnen im Eiskanal Zeit zum Verschnaufen. Am 16. März findet dann in Lake Placid das Weltcupfinale statt.