Borussia Dortmunds defensive Mittelfeldspieler Emre Can (l.) und Marcel Sabitzer zeigen sich nachdenklich

Fußball-Bundesliga Warum Borussia Dortmunds Offensivmotor noch stottert

Stand: 29.08.2023 20:09 Uhr

Borussia Dortmund hat sich bislang zu wenige Torschüsse und -chancen erspielt. Allerdings liegt das wohl weniger an den Vollstreckern als an der Vorarbeit im Mittelfeld.

Zumindest Donyell Malen dürfte derzeit gute Laune haben. Denn niederländische Stürmer erzielte beide Treffer von Borussia Dortmund in der noch jungen Saison. Er war persönlich nicht nur dafür verantwortlich, dass der Start mit einem Sieg (1:0 gegen Köln) und einem Remis (1:1 in Bochum) nicht völlig in die Hose ging. Sondern ihm ist es auch zu verdanken, dass der BVB seine Serie auf 22 Spiele in Folge mit mindestens einem Treffer ausgebaut hat.

Nun ist die Statistik im Fußball aber zuweilen eine Frage des Zeitraums, der ausgewählt wird. Denn die neue Saison ist eben erst zwei Partien alt. Die 20 Spiele davor gehörten zur vergangenen Spielzeit, die der BVB beinahe als Meister beendet hätte. Das Offensivspiel suchte in der letzten Rückrunde (52 Treffer waren Ligabestwert) seinesgleichen, doch im Moment stottert der Angriffsmotor noch.

Malen überzeugt als BVB-Vollstrecker

Wobei das weniger eine Frage der reinen Vollstrecker-Qualitäten im Sturm ist. Malen besserte trotz der durchschnittlichen BVB-Leistungen mit seinen beiden bisherigen Treffern die eigene Ausbeute im Jahr 2023 auf elf Tore auf, öfter jubelte seit der Winterpause niemand in der Bundesliga.

Sébastien Haller wartet noch auf einen eigenen Torerfolg in der neuen Saison, doch auch er weist mit neun Treffern und fünf Vorlagen ebenfalls eine starke Bilanz im Jahr 2023 auf. Dass er im Winter wegen des Afrika-Cups fehlen wird, ist ein Grund dafür, dass sich der BVB wohl noch auf dem Transfermarkt (Fenster schließt Donnerstag) nach Ersatz umsieht.

Wenige Chancen erspielt: Es hakt eher im Spielaufbau

Vielmehr stottert es aber in der Vorarbeit für die Offensivabteilung. Zwar hatte einzig Bayern bislang im Durchschnitt mehr Ballbesitz-Anteile als Dortmund (62,2 Prozent), doch es fehlten die kreativen Elemente beim BVB im Spiel nach vorne. "Wir haben noch viel Potenzial nach oben, was das Spielerische angeht", konstatierte auch Torwart Gregor Kobel nach dem Remis in Bochum.

Fakt ist: Nach nur zwölf Dortmunder Torschüssen zum Auftakt gegen Köln waren es auch an der Castroper Straße nur 14. Beide Gegner hatten jeweils sogar mehr Abschlüsse als der BVB vorzuweisen (Köln: 13, Bochum: 20). Außerdem steht nach diesen 180 Minuten erst eine richtige Borussia-Großchance in der Statistik.

Kreativspieler Reus könnte gegen FCH Chance kriegen

Das zeugt davon, dass der BVB bisher durchaus Probleme hat, den Abgang des kreativen Ausnahmespielers Jude Bellingham zu kompensieren. So fehlten Dortmund mit den beiden neuen Mittelfeldkräften Marcel Sabitzer und Felix Nmecha sowie Kapitän Emre Can – alles eher Arbeiter als klassische Spielgestalter – in der Zentrale die Kreativität sowie Tiefe und Tempo im Spiel.

Borussia Dortmunds Ex-Kapitän Marco Reus sitzt im Spiel beim VfL Bochum auf der Auswechselbank

Borussia Dortmunds Ex-Kapitän Marco Reus sitzt im Spiel beim VfL Bochum auf der Auswechselbank

Obwohl sich Dortmund in Bochum lange offensiv erfolglos und uninspiriert abmühte, ließ Trainer Edin Terzic mit Marco Reus den erfolgreichsten Torschützen aller aktuellen Bundesliga-Spieler (150 Treffer) das komplette Spiel über auf der Bank. Erst zum fünften Mal in seiner Karriere blieb der 34-jährige, der vor der Saison das Kapitänsamt abgegeben hat, ein komplettes Spiel draußen.

Beim Heimspiel am Freitagabend (01.09.2023) gegen Aufsteiger Heidenheim könnte er womöglich die Chance bekommen, im Kreativzentrum die dringend benötigten, neuen Impulse zu setzen. Oder es könnte Julian Brandt, gegen Bochum noch der aktivste Borusse, von der linken Seite in die Mitte rücken.

2016 platzte ebenfalls gegen einen Aufsteiger der Knoten

Jedenfalls hatte der BVB zuletzt vor sechs Jahren nach zwei Partien nur zwei Tore zu Buche stehen. Womöglich ein gutes Omen für das Spiel gegen den FCH: Schon 2016 platzte am 3. Spieltag gegen einen Aufsteiger der Knoten, Dortmund siegte mit 6:0 gegen Darmstadt.

Gegen Heidenheim dürfte Dortmund erneut das Gros der Ballbesitzanteile zugeschoben bekommen, doch anders als Bochum hat der FCH durchaus ein paar eigene Probleme in Mann-gegen-Mann-Duellen offenbart. Wobei es anstrengend werden könnte für den BVB: Kein anderes Team lief an den ersten beiden Spieltagen so viel wie Heidenheim.

Ohne Niederlage nach drei Partien waren die Borussen übrigens letztmals 2018/19. Mit einem Sieg gegen Heidenheim würden sie also den besten Start seit fünf Jahren hinlegen – und vielleicht im Zuge dessen auch den Offensivmotor richtig ans Laufen bekommen.