Trainer Tuomas Iisalo (M.) im Gespräch mit den Spielern der Baskets Bonn.

Trainer und Kapitän weg Baskets Bonn stehen vor dem Umbruch

Stand: 23.06.2023 22:21 Uhr

Die Baskets Bonn blicken auf die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte zurück. In der kommenden Spielzeit dürfte aber eine rundum veränderte Mannschaft auf dem Feld stehen, was auch am Hauptsponsor liegt.

Die Krönung blieb aus. Mit 1:3 verloren die Baskets Bonn die Finalserie der Basketball-Bundesliga gegen Ulm und mussten sich zum insgesamt sechsten Mal mit dem Titel des Vizemeisters zufrieden geben.

Dennoch war die Saison der Baskets eine historisch gute. Nur zwei Spiele verloren die Bonner in der Hauptrunde, keines davon in eigener Halle. Überstahlt wird das durch den Gewinn der Champions League - dem ersten Titelgewinn der Vereinshistorie. Ob die Baskets auch in der kommenden Saison an solche Erfolge anknüpfen können, ist unklar. Denn die Mannschaft der Baskets wird in der kommenden Saison ein anderes Gesicht haben.

Trainer Tuomas Iisalo ist bereits weg

Der Vater des Erfolgs ist bereits weg. Trainer Tuomas Iisalo verkündete am Mittwoch seinen Abschied. Zwei Jahre leitete der Finne in Bonn die Geschicke und gewann 85 seiner 105 Pflichtspiele mit dem Baskets. Zwei Mal in Folge wurde er zum BBL-Trainer des Jahres gewählt, auch in der abgelaufenen Champions-League-Saison heimste er diesen Titel ein. "Wir haben diese Entscheidung getroffen, um unserer Familie Stabilität zu bieten, aber auch aus sportlichen Gründen“, erklärte Iisalo in einer Pressemitteilung der Baskets.

Gegenüber dem Bonner "General-Anzeiger" erklärte der 40-Jährige dann genauer, warum er und wohl auch viele Spieler in der kommenden Saison kein Teil der Baskets mehr sein werden: "Wir hatten keine Planungssicherheit, mit der wir der Mannschaft hätten Verträge anbieten können", sagte er. "Das gilt natürlich auch für meine Situation. Und nach dem Gewinn der Champions League wurde es dann so gut wie unmöglich. Wir hatten so viel erreicht, dass der Marktwert aller Spieler in die Höhe schoss."

Hin und Her mit Hauptsponsor Telekom

Im Klartext bedeutet das wohl: Das Hin und Her mit dem Hauptsponsor Telekom hat verhindert, dass die Baskets schon früh in der Saison Verträge mit Leistungsträgern hätten verlängern können. Im November 2021 kündigte das Unternehmen an, sein finanzielles Engagement nach und nach zurückzufahren und nach Vertragsende 2024 letztlich ganz auszusteigen.

Mitte Juni kam dann jedoch die Kehrtwende: Die Telekom wird ihr Sponsoring für die kommende Saison um eine Million Euro erhöhen. Dazu sollen bereits Gespräche über eine Zusammenarbeit über 2024 hinaus laufen. "Wir wollen gemeinsam mit den Verantwortlichen des Klubs das Sponsoring breiter aufstellen und versuchen, dem Verein im Profibasketball eine Perspektive zu geben und den Basketball-Standort Bonn langfristig zu sichern", sagte der Telekom-Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges.

Iisalo wäre "gerne hier geblieben"

Für Iisalo und die meisten Spieler kommt diese Wende aber wohl zu spät. Dabei habe Iisalo laut "General-Anzeiger" der Telekom sogar gemeinsam mit Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich ein langfristiges Konzept vorstellen wollen. Ein Termin für ein Gespräch sei aber nie zustande gekommen. Sehr zum Bedauern Iisalos: "Ich wäre gerne hiergeblieben. Wir wären gerne hiergeblieben. Es war die perfekte Situation für mich und meine Familie. Aber irgendwann war klar, wer auch immer an diesem Standort weitermacht, ob ich oder ein anderer Trainer, er wird einen Neustart machen müssen."

Iisalo hat nun entschieden, kein Teil dieses Neustarts zu sein. Wohin sein Weg führt, ist noch nicht bekannt. Als hartnäckiges Gerücht hält sich ein Wechsel zu Paris Basketball, einem erst 2017 gegründetem Verein, der zum Aushängeschild des französischen Basketballs werden soll.

Kapitän Tadda kehrt nach Bamberg zurück

Ebenfalls bereits von Bord gegangen ist Kapitän Karsten Tadda. Er kehrt zurück nach Bamberg, wo er bereits von 2007 bis 2015 spielte und fünfmal die Meisterschaft und zweimal den BBL-Pokal gewann. "Wir hätten ihn sehr gerne weiterverpflichtet und haben ihm daher auch ein Angebot unterbreitet", sagte Baskets-Sportdirektor Savo Milovic. "Aber ich kann natürlich verstehen, dass es für ihn eine tolle Chance ist, in die Heimat zurückzukehren und mit seiner Familie im neuen eigenen Haus zu leben."

Auch der Topscorer und MVP der abgelaufenen BBL- und Champions-League-Saison wird die Baskets wohl verlassen. Der Vertrag von TJ Shorts II läuft aus. Auch er wird mit Paris in Verbindung gebracht. Unklar ist auch die Zukunft der Leistungsträger Leon Kratzer, Jeremy Morgan, Sebastian Herrera, Michael Kessens und Finn Delaney. Gültige Verträge besitzen in Bonn aktuell nur Youngster Zach Ensminger und Tyson Ward.

Roel Moors möglicher Nachfolger von Iisalo

Ebenfalls Gerüchte gibt es derweil um einen möglichen Nachfolger für Trainer Iisalo. Laut Medienberichten ist Roel Moors der heißeste Kandidat auf den Trainerposten in Bonn. Der 44-Jährige führte BG Göttingen in der vergangenen Saison auf Rang sechs und damit zum ersten Playoff-Einzug seit 2011. Göttingen bestätigte mittlerweile den Abgang Moors'.

Gut möglich, dass Moors Till Pape mit nach Bonn nimmt. Der 25-Jährige Center gehörte zu den Überraschungen der abgelaufenen BBL-Saison, erzielte 11,6 Punkte pro Spiel und wurde im Februar erstmals für die Nationalmannschaft berufen. Auch er hat sich bereits aus Göttingen verabschiedet. "Ich habe jetzt eine Möglichkeit bekommen, die man als Basketballer wahrnehmen muss, wenn man weiterkommen will", sagte er. Insider meldeten den Wechsel bereits als perfekt. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus.