Trainer Markus Högner (SG Essen Schönebeck)

WDR-Sport Markus Högner: "Junge Spielerinnen müssen spielen!"

Stand: 09.05.2025 10:39 Uhr

Für Markus Högner steht am Sonntag ein besonderes Spiel an. Nach fast 12 Jahren steht er zum letzten Mal als Trainer der SGS Essen an der Seitenlinie.

Von Anke Feller

Sein letztes Spiel als Essener Trainer wird ein Auswärtsspiel. Bei den schon als Deutscher Meister feststehenden Münchnerinnen wird der 58-Jährige beim Saisonabschluß zum letzten Mal an der Seitenlinie stehen. Nach der Saison wechselt Högner zu Borussia Dortmund.

Nach 12 Jahren neue Herausforderung

Es ist eine lange, besonders im Profi-Fußball ungewöhnlich lange Zeit, die zu Ende geht. Aber das Ende hatte sich bereits zu Beginn der Saison im vergangenen September angekündigt. "Ich habe gespürt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, den Verein zu verlassen und eine neue Herausforderung anzugehen", so Högner im WDR-Interview. "Mit dem BVB, das war dann ein toller Zufall, das hat sich dann so entwickelt."

Ein wenig Wehmut hätte er schon verspürt, gibt Högner zu, kurz bevor seine Entscheidung den Verein zu verlassen im Februar öffentlich gemacht wurde. Umso mehr hat er die letzten Wochen in Essen genossen. Beim letzten Heimspiel der Essenerinnen am vergangenen Freitag gegen Freiburg (0:0) wurde Högner bereits offiziell verabschiedet. "Das war eine schöne Veranstaltung - und wir haben dazu noch einen Punkt geholt."

 Trainer Markus Högner (SG Essen Schönebeck) wird verabschiedet

Trainer Markus Högner (SG Essen Schönebeck) wird verabschiedet

Högner kam 2010 zur SGS Essen, wo man schnell feststellte: "Wir brauchen eine eigene Identität." Denn die Konkurrenz war groß und es gab viele Mannschaften, die mehr investieren konnten. Bei der SGS Essen entschied man sich deshalb dazu, sich zu spezialisieren und ganz gezielt ein Ausbildungsverein zu werden. Mit großem Erfolg.

Im Laufe der Jahre entwickelten sich in Essen u.a. Spielerinnen wie Lena Oberdorf, Marina Hegering, Linda Dallmann, Elisa Senß, Turid Knaak oder Lea Schüller zu Bundesliga- und Nationalspielerinnen. Die - früher oder später - in einen finanzkräftigeren Club wechselten. Für Markus Högner kein Problem und eine logische Entwicklung.

"Man muss als Trainer auch loslassen und das Ganze realistisch einschätzen können. Wir wollen ja, dass die Spielerinnen eine gute Karriere hinlegen. Ich hatte damit nie ein Problem und habe das akzeptiert, weil ich wusste, dass wir von unten immer wieder neue Talente finden und entwickeln können."

Zwei Mal mit SGS Essen im DFB-Pokalfinale

Über die Jahre hat der 58-Jährige viele schöne Erlebnisse mit der SGS Essen erlebt, besonders gerne erinnert er sich an die beiden DFB-Pokal-Finalspiele. "2014 haben wir mit einer ganz jungen Mannschaft gegen die übermächtigen und zur europäischen Spitzenklasse gehörenden Frankfurterinnen mit 0:3 verloren."

Im Coronajahr 2020 dann das hart umkämpfte Finale gegen Wolfsburg - in Köln ohne Zuschauer. "Erst in der Schlußminute haben wir den Ausgleich zum 3:3 erzielt und erst nach Elfmeterschießen verloren, da habe ich lange gebraucht, bis ich das verdaut hatte."

Högner: "Keine Nebenkriegsschauplätze"

Ein vermeindlich kleiner Verein, der auf der großen Bundesligabühne mitspielen kann. Für Högner liegt das Erfolgsgheimnis von Essen in der vertrauensvollen Zusammenarbeiten. "Da gibt es relativ wenig Eitelkeiten. Jeder konzentriert sich auf seine Aufgabe. Da konnte ich als Trainer gut wirken und hatte nicht so viele Nebenkriegsschauplätze, wie das in manch anderem Verein der Fall ist, sondern konnte mich komplett auf das Sportliche konzentrieren."

Der SGS Essen spricht er ein großes Lob aus: "Ich hatte im Umfeld immer Leute, auf die ich mich hundertprozentig verlassen konnte. Es ist ein große Stärke von Essen, dass man immer wieder zusammenrückt. Dass die handelnden Personen zusammenhalten und nach außen eine Sprache sprechen. Das habe ich sehr genossen."

Dass auch der Frauen-Fußball mittlerweile mehr im Focus der Öffentlichkeit steht, hat auch Högner bemerkt. In Essen wären früher jüngere Mädels mit einem Trikot von Messi oder Ronaldo durch die Gegend gelaufen, "mittlerweile tragen sie Trikots von Beke Sterner oder Ex-Spielerin Nicole Anyomi."

Essen wichtiger Frauen-Fußball-Standort

Doch wie geht es weiter mit Essen? Bleibt der Club trotz der Vereine, die finanzstärkere Männerabteilungen im Rücken haben, weiter ein wichtiger Standort für Mädchen- und Frauenfußball im Revier und in der Bundesliga?

Auf jeden Fall, davon ist Markus Högner überzeugt. Essen wird sich weiter halten. Man "arbeite zu gut und kontinuierlich und auch im Nachwuchsbereich ist die Trainerqualität da. Das müssen die anderen Vereine, die hochwollen, und da zähle ich auch Dortmund dazu, erstmal mal leisten!"

Der große Vorteil von Essen als Ausbildungsclub: "Es gibt immer noch Spielerinnen aus der 2. Liga oder aus der U-17 oder U-19, die möglichst schnell in der Bundesliga spielen wollen. Und da ist Essen nach wie vor eine hervorragende Adresse." Denn, so Högner: "Das wichtigste für junge Spielerinnen ist nun mal, dass sie spielen."

Auf der großen Bundesligabühne wird Högner in der kommenden Saison nicht stehen, wenn er nach der Saison zum aktuellen Viertligisten Borussia Dortmund wechselt. Um so mehr freut er sich auf sein großes "Endspiel" am Sonntag (11.05.2025 / 14:00 Uhr) in München: "Ich wünsche mir, dass wir mutig agieren, dass jede einzelne Spielerin das Spiel genießt, dass wir nicht auftreten wie das Kaninchen vor der Schlange und dass wir den Zuschauern ein Spektakel liefern." Und fügt schmunzelnd hinzu: "Einen schöneren Abschluß kann man eigentlich nicht haben!"

Unsere Quellen:

  • Interview mit Markus Höger