Simon Terodde vom FC Schalke 04

Fußball-Bundesliga Simon Teroddes lautloser Abgang bei Schalke 04

Stand: 24.05.2023 12:01 Uhr

Simon Terodde hat den FC Schalke 04 einst spektakulär zurück in die Bundesliga geschossen. Bei der versuchten Rettung kann er allerdings nicht mehr mithelfen. Der Angreifer muss bei RB Leipzig tatenlos, weil gesperrt, zusehen. Die Hoffnung auf die Relegation bleibt dem 35-Jährigen.

Von Jörg Strohschein

Die körperlichen Schmerzen waren Simon Terodde anzusehen. Er bog und krümmte sich, verzerrte sein Gesicht, trat wütend wie ein bockiges Kind auf der Stelle. Dabei war er nicht in einen Zweikampf verwickelt oder hatte sich selbst verletzt. Vielmehr war es ein Wutausbruch, der zu diesem Zustand führte - und der Folgen hatte. Dem Angreifer war in diesem Moment im Spiel gegen Eintracht Frankfurt (2:2) offenbar klar geworden, dass dies sein unspektakuläres Ende beim FC Schalke 04 bedeuten würde. Es war vielleicht sein letztes Spiel für die Königsblauen.

Terodde sah im vorletzten Saisonspiel von Schiedsrichter Daniel Schlager wegen zu ausuferndem verbalen Reklamierens seine fünfte Gelbe Karte und ist damit für das Saisonfinale bei RB Leipzig gesperrt. Bei dieser Partie, die für die Schalker von geradezu existentieller Bedeutung ist. Es geht schließlich um nicht weniger als den Klassenerhalt - oder den direkten Wiederabstieg. Und das ohne Teroddes Mithilfe. Zumindest am Samstag, sollten die Schalker nicht doch noch auf den Relegationsplatz rutschen.

Klub verzichtet auf offizielle Verabschiedung

Wohl nur allzu gerne würde der 35-Jährige gegen Leipzig dabei mithelfen, den Schalker Gau zu verhindern. Der Routinier stand sich allerdings selbst im Weg. "Das sollte eigentlich nicht passieren, aber daran sieht man, wie viel Emotionen im Spiel sind", sagte S04-Trainer Thomas Reis geradezu salomonisch, während der Spieler schwieg - vermutlich aus Ärger über sich selbst, den eigenen, ungezügelt-emotionalen Ausbruch.

Terodde wird also in Leipzig zuschauen müssen, wie sich sein Team schlägt. In der Relegation wäre er aber wieder einsatzfähig. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg für ihn - und seine Schalker. Und dann führt es den gebürtigen Bocholter in eine neue Zukunft abseits des Schalker Marktes. Wohin es ihn ziehen wird, ist noch nicht bekannt. Seine Karriere beenden, so ist zu hören, will er noch nicht.

"Wahnsinnig emotional"

Seinen Abschied aus Gelsenkirchen hatte Terodde schon Anfang April angekündigt. Dass er vermeintlich so lautlos gehen würde, damit hatte er aber sicher selber nicht gerechnet. Aber vielleicht rafft er sich nach dem Aufstreigshelden in der Relegation auch noch zum Klassenerhalts-Helden auf.

Auf eine offizielle Verabschiedung vor den eigenen Fans in der Schalker Arena hatte der Klub ob der brisanten Ausgangslage bislang verzichtet. "Meine Zeit hier war wahnsinnig emotional, geprägt von unheimlich vielen intensiven Momenten, die mir für immer in Erinnerung bleiben werden", hatte Terodde Anfang April gesagt.

Mit 30 Toren in 33 Spielen hatte Terodde die Schalker nach dem trostlosen Abstieg sofort wieder zurück in die Bundesliga geschossen. Kaum jemand hatte damit gerechnet, dass der erfahrene Terodde noch einmal zu solch einer bemerkenswerten Saison - in der er auch die Torjägerkanone in der 2. Liga gewonnen hat - in der Lage ist. Mit 172 Karriere-Treffern wurde er zudem bester Schütze in der Zweitliga-Historie.

Eine letzte große Party?

Allerdings blieben an Terodde auch in Schalke das Merkmal und das Kuriosum haften, dass er für die 2. Liga ein Spitzenstürmer, für die 1. Bundesliga allerdings nur bedingt wettbewerbsfähig ist. Eine Erkenntnis, die sich wie ein roter Faden durch seine lange Karriere zog und bei seinen einzelnen Stationen immer wieder für Rätselraten sorgte. Bislang fünf Treffer bei 32 Bundesligaeinsätzen im Trikot des S04 in der laufenden Saison zeugen von einer zu geringen Durchsetzungsfähigkeit auf höchstem Niveau.

Der dem Verein gegenüber stets loyale Terodde hat sich mit seiner außergewöhnlichen Vorsaison dennoch in die Schalke-Geschichtsbücher geschrieben. Nun muss er mit den vielen Schalke-Fans, die die Reise zu RB Leipzig antreten werden, bangen, zittern und bestenfalls auf einen Auswärtssieg hoffen. Auf eine letzte große Klassenerhalts-Party mit den Schalkern. Oder doch noch die kurzfristige Fortsetzung seiner Schalker Karriere in den Relegationspartien. Vielleicht bekommt er doch noch den großen Abgang. Für Terodde und Schalke ist, zumindest theoretisch, noch alles möglich.