Mats Hummels und Edin Terzic klatschen ab

Borussia Dortmund Mats Hummels und die Last des Alleinverantwortlichen

Stand: 12.12.2023 15:57 Uhr

Mats Hummels spielt, kämpft organisiert. Und dem 34-Jährigen unterlaufen dabei auch Fehler. Die Kritik am Aussetzer des BVB-Abwehrchefs gegen RB Leipzig geht in die falsche Richtung - weil er fast alles alleine machen muss. Auch in der Champions League gegen Paris Saint-Germain am Mittwoch (21 Uhr) wird er wieder wichtig sein.

Von Jörg Strohschein

Die Reaktion kam prompt. Mats Hummels entschuldigte sich via sozialer Medien für seine Fehlentscheidung nach 15 Minuten gegen RB Leipzig und seiner Roten Karte. "... Die Niederlage geht auf meine Kappe, ich darf da niemals zur Grätsche runtergehen und die Jungs dadurch 80 Minuten mit einem Mann weniger auf dem Feld lassen", sagte der Abwehrchef von Borussia Dortmund.

Das ehrt den Verteidiger, denn Hummels machte damit wieder einmal deutlich, dass er Verantwortung für sich und für das gesamte Team des BVB übernimmt.

Terzic mit Ablenkungsmannöver?

Auch einem 34-Jährigen, überaus erfahrenen Spieler wie Hummels können also noch schwerwiegende Fehler unterlaufen, die ein Spiel in eine unangenehme Richtung drehen können. Deshalb war der Kritik, die Edin Terzic nach der Partie direkt an seinen Spieler richtete, faktisch nicht zu widersprechen.

"Mats weiß selber, er darf da nicht runtergehen. Nicht in dieser Spielsituation und nicht in dieser Spielminute. Wir grätschen im deutschen Fußball viel zu sehr. Es ist gerade sehr modern, dass Verteidiger früh runtergehen und nicht ins Laufduell gehen", sagte der BVB-Trainer.

Die Frage ist allerdings, ob der Coach in diesem Fall nicht über das Ziel hinausgeschossen ist und damit interne, atmosphärische Störungen mit Hummels provoziert hat. Hummels als scheinbar Alleinverantwortlicher der Dortmunder Pleite.

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Terzics Worte wirkten eher wie ein oberlehrerhaftes Ablenkungsmannöver. Schließlich steht der Coach selbst zunehmend in der Kritik und unter Erfolgsdruck. Der BVB kämpft derzeit um einen Platz in der Champions League und liegt bereits vier Punkte hinter den Sachsen lediglich auf Platz fünf der Bundesliga-Tabelle.

In Mailand ist Hummels noch der Held

Hummels, wenn auch nur für ein Spiel als alleinigen Sündenbock zu benennen, erscheint eher als unpassend. Denn ein Blick in die jüngere Vergangenheit, nur zwei Wochen zurück, offenbart noch eine ganz andere Wahrnehmung des Fußballlehrer.

Nach dem souverän heraus gespielten 3:1 beim AC Mailand in der europäischen Königsklasse war Terzic noch voll des überschwänglichen Lobes. "Mats hat alles gesehen und erlebt im Fußball. Er ist nicht nur wegen seiner Qualität, sondern auch wegen seiner Erfahrung wichtig. Mats hat ein unglaublich tolles Spiel gemacht. Er hat uns ganz viel Sicherheit gegeben", sagte Terzic.

Aber auch schon damals übte sich Hummels in Selbstkritik. "Es war ein bisschen zu inkonstant in den letzten vier, fünf Wochen für meinen Geschmack. Ich war mit ein, zwei Spielen nicht einverstanden. Daher bin ich froh, dass auch kleine Ausreißer auch oben stattfinden", sagte Hummels nach der Partie. Tadel vom Chef scheint daher nicht nötig, da Hummels schon selbst dafür sorgt.

Hummels bestimmt die BVB-Defensive

Dass Hummels in seinem für einen Fußballprofi fortgeschrittenen Alter allerdings noch immer unverzichtbar für den BVB ist, zeugt allerdings von einer Kaderzusammenstellung, die entscheidende Fragen nicht beantwortet: Wer soll kurzfristig in die Führungsrolle von Hummels hineinwachsen und dann auch neue Akzente beim BVB setzen?

Noch bestimmt Hummels mit großem Einsatz die Dortmunder Defensive. Er organisiert die Abwehr, ist ein immer noch ein vorzüglicher Zweikämpfer und Aufbauspieler sowie ein kopfballstarker Gelegenheits-Torschütze. Der ohnehin nicht sprintstärkste Hummels dürfte in den nächsten Wochen und Monaten allerdings keine neue, bislang unbekannte Quelle finden, mit deren Hilfe er noch zum Sprinter wird.

BVB empfängt Paris St. Germain

Im kommenden Sommer läuft sein Vertrag beim BVB aus. Weshalb es die BVB-Verantwortlichen bislang verpasst haben, einen adäquaten Ersatz für Hummels zu verpflichten und damit sowohl sein sportliches Vermögen als auch die Team-Führungsrolle sukzessive neu zu besetzen, erscheint kaum erklärbar.

Am Mittwochabend (13.12.2023) empfängt der BVB zum letzten Gruppenspiel in der Champions League das Team von Paris St. Germain. Terzic wird dann wieder auf die guten, fehlerfreien Dienste seines Abwehrchefs hoffen müssen.

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