Frederic Wandres bei der Reit-EM in Riesenbeck.

EM in Riesenbeck Deutsches Dressur-Team verpasst Titelverteidigung

Stand: 07.09.2023 16:47 Uhr

Die deutsche Dressur-Nationalmannschaft hat bei den Europameisterschaften in Riesenbeck die Titelverteidigung verpasst und musste sich Großbritannien geschlagen geben.

Die Laune bei den heimischen Dressur-Fans verschlechterte sich schon frühzeitig. Die deutsche Nationalmannschaft hatte bei den Europameisterschaften am Donnerstag keine Chance und verpasste im westfälischen Riesenbeck die Titelverteidigung deutlich. Das Gastgeber-Quartett um die glänzend reitende Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera musste sich beim Heimspiel mit Silber begnügen. Gold ging an das dominierende Team aus Großbritannien.

"Die Briten waren besser", kommentierte Dennis Peiler, der Sportchef des Reitverbandes FN. Er betonte trotzdem: "Wir hatten vier tolle Mannschafts-Leistungen mit einer überragenden Jessica. Unsere Formkurve geht nach Platz drei bei der WM nach oben." Von Bredow-Werndl sagte: "Mehr war heute nicht drin. Die Briten sind einfach abnormal stark."

Gute Vorstellung von Von Bredow-Werndl reicht nicht

Schon vor dem letzten britischen Paar mit Einzel-Weltmeisterin Charlotte Fry und Glamourdale zeichnete sich die Niederlage ab. Zu deutlich dominierten die Paare von der Insel das Geschehen im Grand Prix. "Es sieht so aus, dass es entschieden ist", sagte EM-Gastgeber Ludger Beerbaum bereits gegen Mittag. Die 26. Gold-Medaille eines deutschen EM-Teams war praktisch außer Reichweite. Von Bredow-Werndl zeigte als letzte deutsche Starterin mit Dalera zwar eine extrem gute Vorstellung im Viereck, doch das reichte nicht.

Die Entscheidung war bereits am ersten der beiden EM-Tage zu erahnen, als der Brite Carl Hester mit Fame mehr Punkte als Isabell Werth aus Rheinberg mit Quantaz erhielt und Großbritannien in Führung brachte. Am Morgen des zweiten EM-Tages zeigte sich der derzeitige Leistungsunterschied zwischen dem britischen und dem deutschen Team noch klarer, als Charlotte Dujardin mit Imhotep deutlich besser ritt als Frederic Wandres aus Hagen mit Bluetooth. Die dreimalige Olympiasiegerin baute den Vorsprung der Briten noch einmal aus.

Wandres vermeidet das Risiko

Wandres mied das letzte Risiko, das nötig gewesen wäre. Er wollte nicht "mehr rauskitzeln", da ihm die Gefahr eines schweren Fehlers zu groß war, erklärte der 36-Jährige. So lieferte Wandres eine "sehr harmonische Runde" ab, die nicht mit der von Dujardin vergleichbar war. "Es gab keine technischen Fehler", sagte der Profi aus Hagen. "Konstanz kommt nie aus der Mode."

Nur von Bredow-Werndl konnte mit den beiden britischen Topreiterinnen Dujardin und Fry mithalten. Mit Dalera bildet die 37-Jährige aus dem bayerischen Tuntenhausen derzeit das einzige deutsche Paar, dass verlässlich mehr als 80 Prozent erreicht. Ihr Ritt war die mit Abstand beste Vorstellung des deutschen Teams.

Mangel an Spitzenpaaren schon früher deutlich geworden

Für eine erneute EM-Medaille mit dem Team reichte es für Deutschlands beste Reiterin trotzdem nicht. Schon bei der Weltmeisterschaft im Vorjahr in Dänemark, als von Bredow-Werndl wegen einer Babypause fehlte und es nur zu Bronze reichte, war der Mangel an absoluten Spitzenpaaren deutlich geworden. Von Bredow-Werndl will nun versuchen, ihre beiden Einzel-Titel zu verteidigen.

Zum deutschen Quartett gehörte auch Matthias Alexander Rath aus Kronberg. Als Startreiter hatte er die Gastgeber im Sattel von Thiago in Führung gebracht, aber an Ende wurde sein Ergebnis gestrichen. Nur die drei besten Paare jedes Landes gehen in die Mannschafts-Wertung ein.