Die Spieler des Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen bedankt sich nach einem Spiel bei den Fans

2. Handball-Bundesliga Bayer Dormagen: So läuft die Rettungsaktion der TSV-Profis

Stand: 02.11.2023 10:20 Uhr

Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen steckt in einer finanziellen Krise. Um mittelfristig in der 2. Liga bestehen zu können, braucht die Profi-Männerabteilung frisches Geld. Die Hilfsaktion läuft - mit verschiedenen Mitteln wird an der Rettung gearbeitet.

Björn Barthel ist im Stress. Es werden Gespräche geführt mit Unternehmen, die dem in Not geratenen Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen mit Sponsorings helfen könnten. "Wir sind auf mehreren Ebenen unterwegs", erklärt der Geschäftsführer der Profi-Abteilung im WDR-Gespräch, ohne konkrete Namen zu nennen.

Der Dormagen-Manager und sein Team hatten Mitte Oktober einen Ruf nach finanzieller Hilfe verfasst. Durch den Wegfall eines Sponsors, der laut Barthel zugesicherte Zahlungen aufgrund der eigenen wirtschaftlichen Lage nicht mehr bedienen kann ("Es hat nichts damit zu tun, dass der Partner nicht will. Er kann aktuell einfach nicht"), entstand ein sechsstelliger Fehlbetrag.

Zuversicht in Dormagen - aber mittelfristig muss Geld her

Was die schon angespannte Lage dramatisierte. "Das war ein Brandbeschleuniger", sagt Barthel mit Blick auf die bereits bedeutenden Verluste aus der Vorsaison. Wie der Klub zuletzt zusammenfasste, seien das "Ausbleiben von vertraglich zugesagten Beiträgen, rückläufige Einnahmen in den vergangenen Spielzeiten, Verlust von Sponsoren im Sommer 2023, höhere BG-Beiträge [Berufsgenossenschaftsbeiträge, d. Red.], sowie Altlasten" in Summe die Gründe für die mittelfristige Bedrohung der Dormagen-Profis.

Als Reaktion warben die Verantwortlichen der TSV-Profis für "Teilverzichte der Gläubiger und Sonderbeiträge unserer Sponsoren" und entwarfen "Unterstützerpakete", die Interessierte erwerben können.

Auf kurze Sicht ist man nun zuversichtlich. Barthel zieht eine Zwischenbilanz: "Wir haben jetzt 135.000 Euro eingesammelt." Auch über einen Gehaltsverzicht von Mitarbeitenden, Trainerteam und der Mannschaft bis Sommer 2024 konnte sich geeinigt werden. "Das spricht für einen starken Charakter, das war ein drastischer Einschnitt."

Professionellere Strukturen sollen geschaffen werden

Allerdings geht es weiter um den mittelfristigen Fortbestand. So erklärt Barthel: "Mit einem Etat von knapp einer Million Euro, wie in den letzten Jahren, wird es immer schwieriger, die Herausforderung 2. Handball-Bundesliga nachhaltig darzustellen. Daher ist es unabdingbar, mit Unterstützung aller Beteiligten die Einnahmenseite pro Saison zu stärken." Man sei "auf einem guten Weg, jedoch noch nicht am Ziel, dass wir sagen könnten, dass wir uns bis zum Saisonende bereits in ruhigem Fahrwasser befinden".

Bei Sicherung des mittelfristigen Spielbetriebs stehe eine strukturelle Professionalisierung an: "Ein 'Weiter so!' würde wieder zur selben Situation führen." Der Dormagen-Manager räumt ein: "Mit Sicherheit habe ich, haben wir in der Vergangenheit auch Dinge falsch eingeschätzt. Aber jetzt geht es darum, nach vorne zu schauen."

Barthel sieht Bedarf, "in Punkten wie Vertrieb und Kommunikation" die Zuständigkeiten auf mehr Schultern zu verteilen: "Da müssen wir uns deutlich verbessern, da hatten wir in der Vergangenheit auch zu wenig Manpower."

Hauptsponsor Bayer investiert stark in TSV-Jugend

Von der prekären Lage der Profi-GmbH, die seit 2018 ununterbrochen in der 2. Liga spielt, ist die Jugendabteilung als Teil des Großsportvereins nicht betroffen. Indirekt besteht aber ein Zusammenhang. Barthel betont: "Für die Überzeugungsarbeit bei Talenten ist auch die 2. Handball-Bundesliga-Mannschaft als Perspektive eminent wichtig."

Der Namensgeber und Großsponsor des Vereins, die Bayer AG, investiere laut Barthel bereits "unglaublich viel in den Nachwuchs-Leistungssport. Das System Bayer ist da ein starker, großer Player. Aber wir müssen sehen, dass sich darüber das Team in der 2. Handball-Bundesliga breiter aufstellt." Damit für den Profi-Handball weiter Spieler wie Julian Köster, der zur Unterstützung via Instagram aufrief, Kentin Mahé oder Simon Ernst beim TSV ausgebildet werden können, die den großen Sprung in die obere Handball-Etage schaffen.

Unterstützungsspiel: Bergischer HC gastiert in Dormagen

Von dort gibt es für Dormagen auch Unterstützung. Der Bergische HC aus der Bundesliga wird Ende Januar 2024 für ein "Unterstützerspiel" beim TSV gastieren. "Es geht jetzt darum, den Standort Dormagen zu schützen und dabei mitzuhelfen, dass weitere Talente dort entdeckt und gefördert werden", lautet BHC-Trainer Jamal Najis Statement.