Bielefelds Mannschaft um Torwart Martin Fraisl (2.v.r.) steht nach der Niederlage enttäuscht vor den Fans.

Relegation gegen Wehen Wiesbaden Arminia Bielefeld: "Kaninchen vor der Schlange" im freien Fall

Stand: 29.05.2023 09:38 Uhr

Arminia Bielefeld hat im Zweitliga-Krimi um den Klassenerhalt ein böses Erwachen erlebt. Die klare Pleite und vor allem der zwar bemühte aber blutleere Auftritt der Elf in Magdeburg lassen den freien Fall in Liga drei befürchten.

Trainer Uwe Koschinat zeigte sich nach dem 0:4 (0:2) beim 1. FC Magdeburg ratlos: "Ich habe die Mannschaft nicht so labil erwartet, es hatte nichts darauf hingedeutet. Wir haben nach zehn Minuten den Zugriff verloren, wir konnten nichts entgegensetzen. Wir waren heute wie ein Kaninchen vor der Schlange", so der Coach nach dem ernüchternden Spiel.

Die unter Siegzwang stehende Arminia lag nach Gegentoren durch Amara Conde (38.) und Baris Atik (45., Foulelfmeter) schon zur Pause deutlich zurück. Erneut Conde (51.) und Jason Ceka (67.) erhöhten gar gegen die Bielefelder, die vor 2.500 mitgereisten Fans auf der ganzen Linie enttäuschten.

Bielefeld trifft somit in der Relegation auf den Drittliga-Dritten SV Wehen Wiesbaden. Die Arminia muss am Freitag zunächst auswärts ran, die Entscheidung fällt vier Tage später auf der Bielefelder Alm. Bielefeld hatte letztmals in der Saison 2014/2015 drittklassig gespielt.

Enttäuschter Klos "total leer"

Nun ist die Sorge in Ostwestfalen groß, dass der freie Fall in die 3. Liga weiter geht. "Ich habe mit vielem gerechnet, aber damit nicht. Ich bin total leer", sagte Sturm-Routinier Fabian Klos nach der Partie. "Ich hätte es mir anders gewünscht und ich war auch der Überzeugung, dass es anders läuft. Das ist fußballerisch einer der bittersten Tage meiner Karriere, das muss ich erstmal verdauen."

Erinnerungen an Darmstadt werden wach

Nun steht die Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden an. Da werden bei dem DSC-Stürmer sicher Erinnerungen an einen weiteren "bitteren Tag" seiner Karriere wach. Bei der letztmaligen Zweitliga-Relegation mit Bielefelder Beteiligung hatte die Arminia 2014 unter Trainer Norbert Meier zunächst mit 3:1 beim damaligen Drittligisten Darmstadt 98 gewonnen, um dann nach einem dramatischen 2:4 nach Verlängerung absteigen zu müssen.

Fabian Klos 2014 im bitteren Relegationsrückspiel gegen Darmstadt.

Fabian Klos 2014 im bitteren Relegationsrückspiel gegen Darmstadt.

Klos ist der einzige Spieler aus dem aktuellen Kader, der die bittere Relegations-Pille damals schlucken musste. Auf dem Platz standen damals auch der heutige Co-Trainer Sebastian Hille sowie Tom Schütz, Co-Trainer der U17 der Arminia, die jüngst die Deutsche Meisterschaft feierte.

Das Trauma aus diesem Spiel hängt heute noch bei vielen im Umfeld des Vereins nach. Die wackligen Beine, mit denen sich die Ostwestfalen in Magdeburg präsentierten, waren den Arminen auch damals im Rückspiel gegen Darmstadt im Weg.

Nur Sandhausen kassierte mehr Tore

Apropos Darmstadt: Mit 50 erzielten Treffern erzielten die Bielefelder in diesem Jahr genausoviele Tore wie der Zweitplatzierte und damit Bundesliga-Aufsteiger aus Hessen. Doch mit 62 Gegentoren weist der DSC ligaweit den zweitschlechtesten Wert auf, nur Schlusslicht Sandhausen kassierte einen Treffer mehr.

In Magdeburg zeigte aber nicht nur die Abwehr die gewohnten Schwächen. Dieses Mal waren die Arminen auch in der Offensive absolut harmlos. In der ersten Halbzeit hatte Magdeburgs Torwart-Debütant Noah Ruth keine ernsthafte Situation zu überstehen.

Koschinat muss den Abwärtstrend stoppen

Trainer Uwe Koschinat, der die Mannschaft erst im März von Daniel Scherning übernommen hatte, muss nun eine Lösung finden, um den Abwärtstrend seines Teams zu stoppen. Von den letzten acht Partien gewann die Arminia nur das Auswärtsspiel in Kaiserslautern.

Von den letzten fünf Heimspielen gewannen die Bielefelder nicht eines - der letzte Heimsieg datiert vom 11. März, als ein 3:1 gegen Darmstadt gelang. Es war das erste Spiel unter Koschinat, die positiven Geister dieser Partie muss der Coach nun irgendwie wieder wachrütteln. Nach dem ernüchternden 0:4 von Magdeburg eine Mammut-Aufgabe.