Amateur-Ligaspiel (Kreisklasse) auf einem Sportplatz.

WDR-Sport Amateurfußball: Verband kündigt härteres Vorgehen bei Gewalttaten an

Stand: 11.08.2023 16:39 Uhr

Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen hat auf die Vorkommnisse in der vergangenen Saison im Amateurfußball reagiert. Bei Gewalttaten gibt es nun höhere Strafen.

Auf Gewalttaten im Amateurfußball sollen in Nordrhein-Westfalen künftig härtere Strafen folgen. Wie der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) am Freitag (11.08.2023) mitteilte, ist das die Reaktion auf die wachsende Zahl an Spielabbrüchen.

Bis zu 7.500 Euro und Punktabzug

Demnach kann unsportliches Verhalten mit einer Geldstrafe von bis zu 5.000 Euro und nicht ausreichender Ordnungsdienst mit bis zu 2.500 Euro geahndet werden. Bei mangelndem Schutz des Schiedsrichterteams und des Gegners wird eine Strafe von bis zu 7.500 Euro fällig. Dies gilt ebenfalls schon im ersten Fall eines Spielabbruchs wegen physischer Gewalt.

Dazu kommt ein Abzug von einem bis zu sechs Punkten, wenn eine Unparteiische oder ein Unparteiischer von mindestens zwei Beteiligten angegriffen wurde. Im Wiederholungsfall im selben Spieljahr erfolgt der Ausschluss der verantwortlichen Mannschaft vom Spielbetrieb bis zum Saisonende.

"Vereine werden in die Pflicht genommen"

"Vereine und deren Mannschaften werden mit der Vorschrift verstärkt in die Pflicht genommen, Gewaltvorfälle auf den Fußballplätzen zu minimieren", kommentierte Andree Kruphölter, FLVW-Vizepräsident Amateurfußball. Die zuständigen Gremien des Westdeutschen Fußballverbandes, zu dem auch der Fußball-Verband Niederrhein und der Fußball-Verband Mittelrhein gehören, haben die entsprechenden Änderungen in der Rechts- und Verfahrensordnung (RuVO) für den gesamten NRW-Amateurfußball verankert.

"Wir als Verband haben den Änderungsvorschlag Anfang des Jahres vorgebracht, nicht um Einzelfälle zu betrachten, sondern um einer Entwicklung entgegenzuwirken, die sich im Lagebild des Amateurfußballs ganz konkret durch Zahlen belegen lässt", sagte Kruphölter, "Gewalttaten sind in unserem Sport nicht tolerierbar“.

So viele Spielabbrüche wie noch nie

In der Saison 2021/2022 wurden 3.544 Gewalthandlungen und 2.389 Diskriminierungen gemeldet. Der Anteil der Spielabbrüche stieg von 0,05 Prozent auf 0,075 Prozent. Anders gesagt: Es gab 50 Prozent mehr Spielabbrüche in der vergangen Saison als vorher. Im Schnitt wurde jedes 1339. Spiel abgebrochen.

Obwohl sich die Spielabbrüche im Promillebereich befinden, gibt der Fan- und Gewaltforscher Prof. Dr. Gunter Pilz, der den DFB bei der Entwicklung eines Gewaltpräventionskonzept beraten hat, keine Entwarnung: "Der Anstieg der Spielabbrüche muss uns Sorgen machen, zumal ein Trend erkennbar wird. Auch in den ersten Wochen der neuen Saison mussten mehr Spiele abgebrochen werden. Wir nehmen die Entwicklung ernst und werden sie genau beobachten."

Trifft nicht immer die Richtigen

Die neue Regelung hat aber nicht nur gute Seite. Für viele Mannschaften im Amateurbereich führt sie zu großen Herausforderungen. Ordner sind häufig Ehrenamtliche aus dem Verein. Nicht immer ist es einfach, genug davon zusammen zu bekommen, sagt Bernd Cirkel vom CSV Sportfreunde Bochum-Linden 1925. "An einem guten Spieltag kommen auch mal 100, 200 Fans in der Bezirksliga." Da muss das Ordner-Team schon mal ein bisschen größer sein.

Er kritisiert auch, dass die Strafen die Falschen treffe. "Wenn Gäste-Fans einen Schiedsrichter angreifen, wird die Heimmannschaft dafür verantwortlich gemacht, das halte ich für nicht richtig." Denn laut neuer Satzung, ist die Heimmannschaft für die Sicherheit aller Beteiligten verantwortlich und muss daher genug Ordner stellen. Ein Patentrezept, wie gegen die zunehmende Gewalt vorgegangen werden soll, hat er aber auch nicht.