Wolfgang Overath, Fußball-Legende und Weltmeister von 1974 im Geißbockheim des 1. FC Köln.

Keine große Feier zum 80. Geburtstag Ex-Weltmeister Overath - "Ich haue ein paar Tage ab"

Stand: 28.09.2023 17:09 Uhr

Er war einer der größten Spieler des 1. FC Köln und prägte den Verein auch nach dem Karriereende wie kaum ein Zweiter: Wolfgang Overath. Jetzt wird er 80.

Der frühere Fußball-Weltmeister Wolfgang Overath wird an seinem 80. Geburtstag am Freitag (29.09.2023) für niemanden erreichbar sein. "Den 50. habe ich gefeiert", sagte er: "Mit 500 Leuten im Phantasialand. Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Uwe Seeler, Fritz Walter - alle waren da. Ich habe zwei Stunden nur Hände geschüttelt. Mit 60 bin ich dann abgehauen, mit 70 auch. Und mit 80 haue ich sicher auch ab." Mit Ehefrau Karin, mit der er seit 57 Jahren verheiratet ist, und seinen drei Kindern "haue ich ein paar Tage ab".

An der Geschichte des deutschen Fußballs und seiner Nationalmannschaft hat der Kölner Wolfgang Overath einige entscheidende Kapitel mitgeschrieben. Denn der langjährige Spielmacher des 1. FC Köln war über ein Jahrzehnt lang einer der besten Mittelfeldspieler überhaupt und verkörperte über viele Jahre absolute Weltklasse. 

Mit 22 im WM-Endspiel

Nachdem er bereits 1966 als 22-Jähriger im WM-Endspiel gegen England gestanden hatte, erreichte er acht Jahre später in seinem 81. und letzten Länderspiel den Höhepunkt seiner Karriere, als er in München mit dem DFB-Team den Weltmeistertitel gewann. Overath war gemeinsam mit dem ein Jahr jüngeren Günter Netzer, seinem Dauerrivalen, der Spielmacher-Typ schlechthin und galt als die klassische "Nummer 10“. 

Trotz seines überschäumenden Temperaments (der Untertitel seiner 1970 erschienenen Biographie lautet: "Ja, mein Temperament") wurde Wolfgang Overath in der Bundesliga nur einmal (1965 in München gegen 1860) vom Platz gestellt. Overath sagte über sich selbst: "Überall, wo ich auftrat, war ich gereizt wie ein Stier in der Arena".

Techniker, Kämpfer, Universalgenie

Wolfgang Overath wird 80

Wolfgang Overath wird 80

Ein glänzender Techniker mit einem unnachahmlichen Ballgefühl, konnte Overath herrliche Pässe über 50 und mehr Meter spielen und war auch selbst torgefährlich. Wenngleich er auch eigenwillig und schwierig war, mimte Overath, dessen Form stark von der psychischen Verfassung, seinem inneren Gleichgewicht abhängig war ("Gelingt mir der erste Pass, gelingt mir das ganze Spiel"), nie den Star, der andere für sich arbeiten ließ.

Vielmehr war er selbst ein unermüdlicher, aggressiver Kämpfer und Antreiber, der sich auch in der Rolle des Wasserträgers nicht zu schade war und nötigenfalls die so genannte "Drecksarbeit“ selbst erledigte. Oft hieß es, Overath habe das Spiel nicht beherrscht, sondern sich ihm hingegeben.

Geschickter Geschäftsmann

Wirtschaftlich hatte sich Overath, der 2003 zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Siegburg ernannt wurde, vor allem mit Immobilien schon frühzeitig abgesichert. Seinen Reichtum zu mehren, bereitet dem mehrfachen Millionär, wie er zugibt, viel Spaß ("Ich baue, ich lege Geld an. Ich arbeite, weil ich Freude daran habe").

Overath, der bereits 1970, im Alter von 27 Jahren, mehrere Häuser, Supermärkte und Lagerhallen besaß, betonte jedoch: "Ich sage es noch einmal: Ich wollte nicht reich werden. Das war nicht mein vorrangiges Ziel. Ich wollte unabhängig sein, frei, mein eigener Herr. Außerdem wollte ich die Zukunft meiner Kinder absichern und natürlich das Leben meiner Frau. Ich bin stolz darauf, dass mir das so gut gelungen ist".

2004 - FC-Präsident

Nachdem er nach der aktiven Karriere bereits von 1991 bis 1998 dem Verwaltungsrat des 1. FC Köln angehört hatte, wurde die "FC-Ikone“ Overath im Juni 2004 zum neuen Vereinspräsidenten der "Geißböcke“ gewählt. 

Der Wahl Overaths war im März des Jahres eine zum Großteil öffentliche "Schlammschlacht“ um das Amt des Präsidenten vorausgegangen, bei der Overath darauf pochte das alleinige Sagen im Verein zu haben und auf das Ausscheiden des Vorgängers Albert Caspers bestand. Doch auch unter der Führung Overaths stieg der Klub in die 2. Liga ab und verfehlte im ersten Zweitligajahr der Ära Overath den Aufstieg deutlich.

Ex-Fußball-Star Wolfgang Overath

Im Alter noch aktiver Fußballer

Overath, der zu seinem 60. Geburtstag immer noch sein "Kampfgewicht“ aus der aktiven Zeit hatte, gab offen zu, dass er Probleme damit habe, älter zu werden. "Wenn ich ehrlich bin, habe ich mit dieser Zahl ein großes Problem. Mein Vater war mit 60 ein alter Mann. Ich fühle mich überhaupt nicht so. Ich trainiere noch zweimal die Woche, der Fußball ist immer noch meine ganz große Leidenschaft."

In seiner Kölner Trainingsgruppe ist Overaths Ehrgeiz schon lange legendär. Auch in hohem Alter ließ Chef Overath beim Hallenkick gern so lange spielen, bis sein Team endlich vorn lag. Man munkelt, manchmal sei das Hallenlicht bis in die frühen Morgenstunden zu sehen gewesen.