Ulmer Spieler nach dem Sieg im 2. Playoff-Halbfinalspiel bei ihren Fans

Basketball | ratiopharm Ulm Überraschungsmannschaft der BBL-Playoffs: Warum ist Ulm so stark?

Stand: 31.05.2023 18:18 Uhr

Die Basketballer von ratiopharm Ulm stehen mit einem Bein im Finale der Basketball-Bundesliga. Was sind die Gründe für den Erfolg der Schwaben?

ratiopharm Ulm ist die Überraschungsmannschaft in den diesjährigen Playoffs der Basketball-Bundesliga (BBL). Nach dem 3:1-Viertelfinal-Erfolg über Meister Alba Berlin haben die Schwaben nun den nächsten Titelanwärter am Rande einer Niederlage. "Die Spieler steigern sich und spielen mit enorm viel Energie und Elan", lobt Ulms Trainer Anton Gavel.

In der Halbfinalserie (best of five) gegen Pokalsieger Bayern München steht es nach zwei Auswärtssiegen 2:0 für die Schwaben. Ulm hat damit nun drei Matchbälle, ist nur noch einen Sieg vom Finale entfernt und kann am Freitag (19:00 Uhr) in der heimischen Arena den Sack zu machen.

ratiopharm Ulm: Großer Umbruch im Sommer 2022

Eine Ausgangslage, die den Ulmern so wohl kaum jemand zugetraut hatte. Erst im vergangenen Sommer gab es an der Donau einen großen Umbruch. Auf den langjährigen Erfolgscoach Jaka Lakovic folgte mit Anton Gavel ein Trainer, der vorher noch nie in der BBL gecoacht hatte. Als Spieler stand Gavel für Erfolg und einen hohen Basketball-IQ. Als Trainer beschränkte sich seine Erfahrung auf Jugendteams und die Drittliga-Mannschaft der Ulmer.

Auch im Kader gab es Veränderungen. Die Leistungsträger der vergangenen Saison verließen den Verein und Urgestein Per Günther beendete seine Karriere. Als Neuzugänge kamen unter anderem das erst 18-jährige spanische Talent Juan Nunez und der brasilianische Nationalspieler Yago dos Santos, der bis dahin in Südamerika gespielt hatte.

Als "Wundertüte" der BBL in die Saison gestartet

Vielversprechende Neuzugänge ohne BBL-Erfahrung und ein Rookie-Headcoach mit gutem Ruf. Der Mannschaft wurde zwar großes Potenzial zugeschrieben, doch es war unklar, wie sie schnell sie es auf das Parkett bringen würde. Kurz: Ulm galt als Wundertüte in der Basketball-Bundesliga.

In diese Spielzeit ist das junge Team mit jungem Coach denkbar schlecht gestartet. Im Pokal flogen die Schwaben in der ersten Runde raus, in der Liga gingen die ersten vier Partien verloren. In Ulm blieb man gelassen. "Wir nehmen uns immer vor, dass wir uns während der Saison weiterentwickeln", sagt Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath im Podcast "Abteilung Basketball" und ergänzt "deshalb nehmen wir auch gerne eine jüngere Mannschaft".

NBA-erfahrene Nachverpflichtungen komplettieren den Kader

Diese junge Mannschaft wurde während der laufenden Saison jedoch noch entscheidend verstärkt. Mit dem US-Amerikaner Brandon Paul und dem Brasilianer Bruno Caboclo verpflichtete Leibenath zwei Spieler mit NBA-Erfahrung nach. Beide stellten sich als Glücksgriffe heraus. Am Ende der regulären Saison lag Ulm schließlich auf Rang 7, qualifizierte sich mit 18 Siegen aus 34 Spielen recht knapp für die Playoffs.

Dass Ulm in den Playoffs nun derart überzeugt, hat mehrere Gründe. Wichtige Neuzugänge aus dem vergangenen Sommer, wie die Aufbauspieler Nunez und dos Santos, haben ihre Anfangsschwierigkeiten überwunden und überzeugen auf ganzer Linie. Sportdirektor Leibenath hatte dies erwartet: "Ich war mir sicher, dass die beiden im Laufe der Saison noch richtig überraschen werden, und das haben sie getan."

Die Gründe des Erfolgs

Auch die Nachverpflichtungen schlugen voll ein und haben sich wunderbar in das Team integriert. Caboclo avanciert gerade zu einem der besten Centerspieler der BBL. Paul strahlt mit seiner Erfahrung viel Sicherheit aus, die dem jungen Team guttut. Auch die deutschen Spieler füllen ihre Rollen gut aus. Karim Yallow verbesserte sich in dieser Saison nochmals deutlich und hat seit einigen Woche eine gute Form. Philipp Herkenhoff kommt nach langer Verletzungspause immer besser in Fahrt, war zum Beispiel im entscheidenden Spiel 4 gegen Berlin einer der Matchwinner.

Und zu guter Letzt macht Anton Gavel in seiner ersten Saison als BBL-Trainer einen hervorragenden Job. "Er kann Leuten wirklich vorleben, was es heißt, erfolgreich zu sein oder wie man erfolgreich wird", lobt Leibenath seinen Trainer. Als Spieler habe Gavel vor allem für unglaublichen Ehrgeiz und Willen gestanden. "All das zeichnet ihn jetzt auch als Trainer aus", sagt Leibenath.

Ulm spielt seinen besten Basketball, wenn es darauf ankommt

Zusammengefasst ernten die Ulmer nun die Früchte ihrer hervorragenden Arbeit. Sportdirektor Leibenath hat offenbar einen Kader zusammengestellt, der gut zueinander passt. Trainer Anton Gavel hat diese junge Mannschaft über die Saison entwickelt. Ulm spielt jetzt, wo es darauf ankommt, seinen besten Basketball und hat sich nicht von Anfangsschwierigkeiten aus dem Oktober oder November aus der Ruhe bringen lassen.

Trotz ihrer vermeintlich komfortablen 2:0-Führung in der Halbfinale-Serie gegen den FC Bayern bleiben die Ulmer aber zunächst zurückhaltend. "Keiner darf von irgendetwas träumen. Es steht 2:0 und das ist nur ein Teilerfolg", warnte Coach Gavel mit Blick auf das dritte Playoff-Duell mit den Münchnern am Freitag.