Hasret Kayikci winkt zum Abschied im Europa-Park-Stadion

Freiburger Rekordspielerin Hasret Kayikci bekommt ihren letzten großen Auftritt

Stand: 09.05.2025 08:17 Uhr

Am Sonntag wird sich Freiburgs Rekordspielerin Hasret Kayikci vor großer Bühne im Dreisamstadion verabschieden. Nach 14 Jahren bei den Freiburger Profis und, Stand jetzt, 224 Spielen beendet die SC-Kapitänin ihre Karriere.

Von Anna Klär

"Davor graut es mir ein bisschen", erzählt Kayikci im Gespräch mit SWR Sport wenige Tage vor dem letzten Spiel ihrer Karriere. "Wenn ich jetzt daran denke, ich laufe nur noch einmal auf den Platz, ich schieße dann vielleicht nie wieder ein Tor, ich feiere nie wieder mit den Fans - das tut mir natürlich weh."

Hasret Kayikci: "Irgendwann muss man vernünftig sein"

Dass der Tag kommt, war für die 33-Jährige spätestens seit Saisonbeginn klar: In einem Testspiel verletzte Kayikci sich schwer, erlitt den mittlerweile dritten Kreuzbandriss. "Der erste Moment war natürlich ein Schock, weil ich gedacht habe, ich hätte diese Phase so ein bisschen hinter mir gelassen", erinnert sich sie zurück und spielt auf die vielen Verletzungen der Vergangenheit an. "Das ist jetzt glaube ich meine achte Knieverletzung und irgendwann muss man auch ein bisschen vernünftig sein und sagen: Okay, irgendwo reicht es dann halt auch mal", so Kayikci.

Kayikci bekommt ihr Abschiedsspiel

Ein Ziel hat sie aber noch: Die Karriere nicht verletzt, sondern mit einem letzten Spiel zu beenden. "Ich habe echt lange überlegt, ob ich es überhaupt mache. Für ein Spiel neuneinhalb Monate Reha - das ist eine unglaubliche Herausforderung," sagt Kayikci. "Vor allem wenn ich weiß: Okay, ich werde, wenn es gut läuft, nur einmal kurz spielen und dann werde ich das ganze Training quasi nicht mehr brauchen."

Am Ende überzeugen sie Fans und Menschen aus dem Verein, weiterzukämpfen. Für das Comeback am letzten Spieltag. "Ich glaube, wenn ich das ganz alleine entschieden hätte, hätte ich glaube ich gesagt: 'Nein, ich gebe mir das nicht mehr'", vermutet Freiburgs Kapitänin und ergänzt: "So lange Reha machen für ein paar Minuten. Jeder, der eine Reha gemacht hat, weiß, wie hart das ist." Am Donnerstag kam die Bestätigung vom Verein: Hasret Kayikci wird zum Saisonabschluss gegen Werder Bremen (Sonntag, 14:00 Uhr) noch einmal ein paar Minuten auf dem Feld stehen.

Erste Profistation in Duisburg

Es werden ihre letzten Minuten als Spielerin auf dem Rasen sein. Das Karriereende - mehr Vernunfts- als Herzensentscheidung. "Fußball bedeutet mir alles. Es ist so das, natürlich knapp unter meiner Familie, was ich am meisten liebe. Ich habe mein ganzes Leben danach gerichtet." Mit 16 Jahren verließ Hasret Kayikci ihr Elternhaus, zog zu einer Gastfamilie in Duisburg, um beim dortigen FCR ihre ersten Profijahre zu verbringen. Damals ein absoluter Topclub.

Hasret Kayikci: "Bin mit dem Verein erwachsen geworden"

Zweimal gewann sie mit Duisburg den DFB-Pokal, trainierte unter der späteren Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, spielte mit Alexandra Popp und Weltmeisterin Simone Laudehr zusammen. Drei Jahre später wechselte die gebürtige Heidelbergerin nach Freiburg, war dadurch wieder näher dran an ihrer Familie. "Das ganze Drumherum hier und in einem Verein zu spielen, mit dem du dich so identifizieren kannst, fand ich immer besonders", erzählt Kayikci.

Die ewige Freiburgerin

So besonders, dass sie nie wieder dort weg wollte. Der SC Freiburg, eigentlich ein Verein, der Talente ausbildet bevor diese dann zu größeren Clubs wechseln, blieb für Kayikci die sportliche Heimat. Obwohl sie dort zur Nationalspielerin wurde und damit auch das Interesse anderer Vereine geweckt haben dürfte. Der Grund: Dankbarkeit. "Ich war eine Spielerin mit vielen Verletzungen und ich fand es damals besonders, dass unsere Bereichsleiterin Birgit Bauer-Schick meinen Vertrag verlängert hat," so Kaykci. "Ich hatte hier immer das Gefühl auch von Vereinsseite: 'Okay, da ist wieder eine Verletzung und du schaffst das trotzdem zurück. Ich glaube daran und verlängere deinen Vertrag'."

Kayikci, die Comebackerin

Zurückkämpfen gehört in Kayikcis Karriere zum Alltag. Fast drei Spielzeiten fiel sie aufgrund von Verletzungen komplett aus, immer wieder gab es auch kürzere Auszeiten. Der Verein hielt an ihr fest und sie an ihm. "Ich wollte nicht mit der ersten Möglichkeit, nachdem ich wieder zurück war sagen: 'Jetzt kehre ich dem Verein den Rücken und gucke, wie ich meine Karriere pushe'", erzählt sie. "Mir war es immer wichtig, nicht nur mit meiner Karriere weiterzukommen, sondern auch mit dem Verein." Für den Verein und seine Fans hatte Kayikci sich auch ein Ziel gesetzt. "Ich wollte den Pokal unbedingt für unsere Fans, weil die viel für uns getan haben. Dann wollte ich mit ihnen den Pokal feiern und ihnen was zurückgeben." Ein Traum, den sie sich nun nicht mehr erfüllen kann. Zweimal war sie ganz nah dran.

Der unerfüllte Traum vom Freiburger Pokalsieg

"Das ist wirklich das, was mich am meisten traurig macht, wenn ich auf meine Karriere zurückblicke", sagt sie. Zweimal stand der Sport-Club während ihrer Karriere im Pokalfinale, zweimal musste Freiburg sich geschlagen geben. "Das war ehrlich so eine Sache in meinem Leben, die ich unbedingt wollte", erinnert sie sich zurück. "Ich habe es trotz aller Widrigkeiten immer geschafft, eine Lösung zu finden. Nur mit dem Pokal hab ich es nicht geschafft."

Hasret Kayikci: "Jetzt sitze ich hier ohne den Pokal"

Eine unvollendete Karriere also? "Mit Freiburg definitiv, muss ich ehrlich sagen", so Kayikci, "aber vielleicht schaffe ich es ja in einer anderen Funktion." Damit spielt sie auf die Zeit nach dem Profi-Leben an. Wie genau es weiter geht, ist offen. Dass sie dem Verein erhalten bleibt, scheint aber sehr wahrscheinlich. Denn Freiburg kann nicht ohne sie und sie nicht ohne Freiburg.