
Fußball Schiedsrichter Qualle: "Ich wurde bewusstlos geschlagen"
Pascal Martin war früher Leistungsfußballer. Jetzt setzt er sich als Schiedsrichter unter dem Namen "Qualle" für mehr Respekt im Fußball ein. Er ist er ein Vorbild für viele Kinder.
Es weht ein leichter Wind im Albstadion des FV Rot-Weiß Ebingen in der Region Zollernalbkreis. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken. Vor dem Klubhaus stehen knapp hundert aufgeregte Kinder. Sie alle warten auf Schiedsrichter Qualle.
Wer ist "Qualle"?
"Qualle" heißt mit richtigem Namen Pascal Martin und ist 22 Jahre alt. In seiner Jugend hat er selbst Leistungsfußball gespielt. Mit 14 Jahren entscheidet er sich, Schiedsrichter zu werden - um sich für mehr Respekt im Fußball einzusetzen. Er filmt sich, wenn er Fußballspiele pfeift und lädt Ausschnitte davon in den sozialen Netzwerken hoch.
Sein erstes Video wird im Internet innerhalb eines Tages mehr als zwei Millionen Mal angeschaut. Mittlerweile erreicht er mit seinen Inhalten insgesamt 20 bis 30 Millionen Aufrufe pro Monat.
Als er beim FV Rot-Weiß Ebingen aus der Kabine kommt, wollen alle Kinder mit Qualle sprechen. Heute spielt die U13 gegen die U12 der Mädchen des FV Rot-Weiß Ebingen gegeneinander. Sie warten bereits auf dem Spielfeld auf ihn.
Jungs sind erfahrungsgemäß aggressiver als Mädchen
Vor dem Einlaufen spricht Pascal mit beiden Teams. "Einfach Spaß haben, einfach Fußball spielen, wenn ihr ein Problem mit mir habt, könnt ihr es mir gerne sagen, aber bitte nicht während des Spiels". Die Partie verläuft fair. Zur Halbzeit führt die erste gegen die zweite Mannschaft bereits 3:0. Trotzdem ist der Umgang sehr respektvoll miteinander. "Die Jungs werden schneller aggressiv", sagt Qualle zur Halbzeit.
Die Torhüterin hat zum Beispiel gerade zugegeben, dass sie noch am Ball dran war. Das finde ich schon sehr fair." Schiedsrichter Qualle zum Thema Respekt auf dem Fußballplatz
Am Ende geht das Spiel 6:0 aus. Trotzdem sind beide Mannschaften happy, denn alle bekommen ein Foto mit dem Schiedsrichter.
Wie wird Abseits angezeigt?
Danach gibt es einen Workshop auf dem Nebenplatz. Die Kinder bekommen erklärt, wie sich die Schiedsrichter-Assistenten mit den Schiedsrichtern über einen Knopf an der Fahne verständigen. Außerdem wird ihnen gezeigt, wie Abseits richtig angezeigt wird und welche Zeichen ein Assistent kennen muss.
Wie kann man Schiedsrichter besser schützen?
Einige Eltern und Trainer kommen seiner Meinung nach nicht ihrer Vorbildfunktionen nach und beschimpfen Schiedsrichter oder Spieler. "Das größte Problem sind oft die Zuschauer, die die Spiele kaputtmachen. Bei jeder Beleidigung sollte man härtere Strafen einführen", fordert Qualle.
Er selbst wurde mit 15 Jahren bei einer Partie, die er geleitet hat, bewusstlos geschlagen, als er einem Spieler die Rote Karte gezeigt hat. Es lagen Rasierklingen vor seinem Haus, Morddrohungen hat er auch erhalten.
Pascal Martin will die Kinder mit seinen Videos sensibilisieren, aber vor allem Jugendliche für den Job als Schiedsrichter begeistern. Zum Schluss pfeift er noch die Partie der U15 des FV Rot-Weiß Ebingen. Es ist wieder ein sehr faires Spiel. Man merkt allerdings, dass Qualle ein wenig müde ist.
Qualle ist deutschlandweit unterwegs
Den nächsten Tag hat er ausnahmsweise mal frei. Danach arbeitet er wieder sechs Tage am Stück. Jeden Tag eine neue Stadt, jeden Tag ein neues Hotel, jeden Tag ein neuer Fußballplatz. Auch der NDR hat schon über den Schiedsrichter berichtet. Qualle wird von den Vereinen, die er besucht, bezahlt, damit er die Fahrt- und Übernachtungskosten decken kann. Sein Team besteht mittlerweile aus knapp 15 Leuten.
Am Ende des Events ist Pascal zufrieden. "Ich glaube, die Message ist angekommen". Er wird sich auch weiter für mehr Respekt im Fußball einsetzen und hofft, dass durch ihn viele Kinder Lust auf den Schiedsrichterberuf bekommen. Auch beim FV Rot-Weiß Ebingen.