Christian Heidel wird 60 Jahre alt

Fußball | Bundesliga Ein Leben für Mainz 05 - Sportvorstand Christian Heidel wird 60 Jahre alt

Stand: 01.06.2023 13:32 Uhr

Die Funktionärskarriere des Christian Heidel könnte kitschiger kaum sein. Der gebürtige Mainzer hat seinen Lebenstraum bei seinem Herzensverein 1. FSV Mainz 05 verwirklicht. Am 2. Juni feiert er den 60. Geburtstag.

Wenn es den klassischen Weg nach oben gibt, so trifft auf viele Trainer und Manager zu, dass sie sich von einem Verein zu einem anderen, erfolgreicheren Verein verändern, wenn sie noch weiter aufsteigen wollen. Christian Heidel hat alles in einem einzigen Klub geschafft: bei Mainz 05 - vom Abstiegskampf in der 2. Liga bis in die Bundesliga.

Anfänge und der erste Aufstieg

Mainz 05 stellte Christian Heidel bereits Anfang der 1990er Jahre als Manager ein. Damals war der am 2. Juni seinen 60. Geburtstag feiernde Funktionär in den ersten Arbeitsjahren (bis 2005) in Mainz noch ehrenamtlich und neben seinem Hauptberuf für die Rheinhessen tätig. Mainz 05 spielte in seinem Leben aber schon früher eine Hauptrolle: "Seit ich ein kleiner Junge war, bin ich ins Stadion gegangen", sagt Heidel im SWR-Interview.

Rückblick auf seinen "Mainzer Weg"

Amtsantritt Heidels in Mainz war der 01.04.1992, und in den ersten Jahren unter ihm wurden neun Trainer verschlissen, ohne wirklich Erfolg zu haben. Prägend für den Klub waren sicherlich die Jahre unter Wolfgang Frank, dem "Erfinder der Viererkette". Im Jahr 1997 wurde mit Rang vier in der zweiten Liga zumindest mal kurz an der Bundesliga geschnuppert. In den an anderen Spielzeiten hieß es eher: Abstiegskampf für Mainz 05.

Ab 2001 kontinuierlich gesteigert

Der Aufschwung begann mit Trainer Jürgen Klopp, der die 05er 2001 vor dem Abstieg rettete. Klopp war von Heidel mit großem Vertrauensvorschuss vom Spieler zum Trainer gemacht worden. In den Jahren 2002 und 2003 scheiterten die Mainzer auf dramatische Weise noch im Aufstiegskampf, 2004 dann aber war es endlich so weit: Der erste Bundesliga-Aufstieg sorgte in Mainz für ein regelrechtes 05-Fieber. Die kleine Stadt am Rhein war auf einmal in der Bundesliga. Es standen dann Giganten wie die Münchner Bayern, der Hamburger SV und Borussia Dortmund als sportliche Gegner auf dem Programm.

Heidel beschreibt den ersten Aufstieg so: "Ganz sicher wird er durch nichts zu toppen sein - der Aufstieg in 2004. Warum? Weil das einfach ein Kindheitstraum war."

Trainerentdecker und Zukunftsplaner

In der "Ära Jürgen Klopp", der aktuell beim FC Liverpool arbeitet, wurde das Fundament für viele Jahre in der Bundesliga gelegt. Ein Dreigestirn aus Manager Heidel, Trainer Klopp und dem damaligen Präsidenten Harald Strutz prägte Mainz 05 jahrelang.

Förderer von Thomas Tuchel

Die nächste unorthodoxe Entscheidung Heidels war, aus dem erfolgreichen U19-Trainer Thomas Tuchel im Jahr 2009 einen Cheftrainer in der Bundesliga zu machen. "Der ganze Verein, da gehöre ich dann dazu, hatte den Mut, völlig unbekannten, unerfahrenen Trainern diese Chance zu geben", sagt Heidel rückblickend.

Ihn ehrt, dass er sich hier nicht als Entscheidungsträger, sondern als Teil der Entscheider darstellt. Es kamen weitere Trainer zu den 05ern, die den Verein positiv prägten. Drei Beispiele: Martin Schmidt (2015-2017), Sandro Schwarz (2017-2019) und aktuell Bo Svensson (seit 2020) erwiesen sich allesamt als Volltreffer.

Der Stadion-Neubau

Ein weiterer Meilenstein der Vereinsgeschichte war der Stadionneubau, den Christian Heidel vorantrieb. Durch die sportlichen Erfolge wuchs die Fangemeinde in Mainz. Das ehrwürdige Bruchwegstadion, das ungefähr 20.000 Zuschauer fasste, wurde zu klein und so trieb Heidel ein Großprojekt voran: Den Stadionneubau der Mainzer Arena. Seit 2011 spielen die Rheinhessen jetzt schon in der Arena vor den Toren der Stadt. Aufstiege, Europapokal und Stadionbau - nur drei von Heidels erreichten, großen Zielen, die ihn in Mainz unsterblich machen.

2020: Die ungeplante Rückkehr nach Mainz

Nachdem Heidel, nach einigen privaten Schicksalsschlägen entschied, "das Kapitel Mainz 05 zu schließen", war er fast drei Jahre bei Ligakonkurrent Schalke 04 als Geschäftsführer Sport tätig. Das Kapitel Schalke verlief am Ende nicht optimal, Heidel zog im Februar 2019 selbst den Schlussstrich.

Ende 2020 kam Heidel zurück nach Mainz. Er habe zwar andere "Lebens-Pläne" gehabt, doch "die Jungs hier in Mainz haben dann alle Register gezogen, dann konnte ich nicht mehr nein sagen", scherzt Heidel rückblickend. Für die 05er nimmt Heidel auch in Kauf, seine Familie unregelmäßig zu sehen. Seine Frau und seine Tochter leben auf Mallorca, Heidel selbst arbeitet die meiste Zeit in Mainz, das macht es nicht immer leicht.

Mainz 05 ist seit 2020 wieder auf einem guten Weg

Um Mainz 05 wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen, kam 2020 neben Heidel auch Martin Schmidt zurück in den Verein - diesmal als Sportdirektor. Beide verpflichteten schnell nach Amtsantritt Bo Svensson als Coach. Der Däne hatte unter Tuchel schon in Mainz gespielt, im Nachwuchsleistungszentrum der 05er seine ersten Schritte als Trainer gemacht.

Aktuell ist in Mainz "der ganze Verein wieder zusammengewachsen und jetzt ist es die Aufgabe, ihn zu stabilisieren" - eine Aufgabe, die Heidel noch beenden will, bevor er irgendwann in "Manager-Rente" gehen wird. Wann das sein wird, ist aktuell aber noch offen.

Heidel ist schon jetzt Mainzer Legende

Im SWR-Interview blickt Heidel auch auf seine Anfänge in Mainz zurück: "Ich habe es 15 Jahre lang nebenbei, ehrenamtlich gemacht. Aber um auch wirklich etwas bewirken zu können, hatte ich vom ersten Tag an diesen Traum, irgendwann mit Mainz 05 auch in der Bundesliga zu spielen."

Diesen Traum hat er erreicht. Auch nach der Funktionärskarriere wird Christian Heidel Mainz verbunden bleiben, denn "es ist einfach meine Stadt", sagt er mit einem Lächeln. Und klar ist auch: Mit seiner Arbeit am Rhein wird er für immer eine Legende für Mainz 05 und die ganze Stadt bleiben.