Der Karlsruher SC bejubelt den Auswärtssieg beim SSV Ulm 1846 Fußball

Fußball | 2. Bundesliga Das sind die Gründe für den Höhenflug des Karlsruher SC

Stand: 21.10.2024 13:34 Uhr

Ungeschlagen, 19 Punkte aus neun Spielen und Tabellenplatz zwei: Der Karlsruher SC hat einen starken Saisonstart hingelegt. Was sind die Gründe für den Höhenflug?

Eigentlich hatten sich alle Beteiligten sowie alle Zuschauer schon mit einer Nullnummer im Duell zwischen dem SSV Ulm 1846 Fußball und dem Karlsruher SC abgefunden. Eigentlich hätte auch keiner der beiden baden-württembergischen Zweitligisten den Sieg nach einem zähen und an Höhepunkten armen Spiel verdient gehabt. Doch dann bekamen die Gäste aus Baden in der vierten Minute der Nachspielzeit noch einmal einen Eckball. Dieser wurde von Ulms Dennis Chessa unfreiwillig verlängert, am Fünfmeterraum war Karlsruhes Marcel Franke zur Stelle und köpfte ihn unhaltbar aus Nahdistanz ins Netz.

Das goldene Tor zum 1:0-Auswärtssieg des KSC, der damit auf Rang zwei kletterte und auch nach neun Spieltagen in der aktuellen Saison noch ungeschlagen ist. In Ulm hatte die Mannschaft von Trainer Christian Eichner das viel zitierte "Matchglück", doch für den Höhenflug der Badener gibt es gleich einige gute Gründe.

Die Torgefährlichkeit des Karlsruher SC

Auch wenn es im Spiel bei den Spatzen nicht so aussah - der KSC hat aktuell die drittbeste Offensive der 2. Liga. 20 Treffer in neun Spielen sind eine echte Hausnummer, nur der HSV (22) und der 1. FC Köln (21) sind besser. Das Eichner-Team ist immer in der Lage, ein Tor zu erzielen, und kann damit auch enge Spiele mit einer Aktion auf seine Seite ziehen.

Die KSC-Offensive ist in Topform

Dass der KSC jederzeit zuschlagen kann, ist auch der starken Form seiner Offensivspieler zu verdanken. Budu Zivzivadze hat bereits sechs Treffer erzielt und liegt auf Rang drei der Torjägerliste. Fabian Schleusener (zwei Tore, drei Assists) füllt die Lücke nach dem Abgang von Igor Matanovic (Eintracht Frankfurt) gut aus. Sommer-Neuzugang Andrin Hunziker, ebenfalls Stürmer, überzeugt als Joker mit bereits zwei Treffern und einer Torvorbereitung.

Außerdem ist Marvin Wanitzek auf der Zehn vielleicht so gut wie nie zuvor und besticht als Spielmacher und Abschlussspieler in einem. Das belegen auch seine bereits acht Scorerpunkte (vier Tore, vier Vorlagen). Diese zeugen zudem von Wanitzeks Stärke bei ruhenden Bällen.

Die Resilienz des KSC

Dass es noch keine Niederlage in dieser Saison gab ist auch der Widerstandsfähigkeit der Badener geschuldet. Am ersten Spieltag gegen Nürnberg drehte der KSC einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg, am vierten Spieltag gelang ein 2:1-Erfolg in Braunschweig nach frühem Gegentor. Auch in Magdeburg (sechster Spieltag, 2:2) lag Karlsruhe früh hinten, eine Woche später in Köln reichte es nach einem 0:3- und 2:4-Rückstand noch zu einem spektakulären Punktgewinn (Endstand: 4:4). Und auch gegen Darmstadt am achten Spieltag erzielte der KSC erst kurz vor Schluss den 3:3-Ausgleichstreffer.

Wild, wilder, KSC - könnte man meinen. Doch dem ist nicht so. Zum einen hängen die Comeback-Qualitäten eng mit einer breiten Brust zusammen, welche die Mannschaft als zweitbestes Rückrundenteam der abgelaufenen Saison mit in die neue Spielzeit genommen hat. Zum anderen weiß dank Coach Eichner jeder in Karlsruhe, was er zu tun hat, egal in welcher Spielsituation, egal bei welchem Spielstand. Eichner hat seinen Spielern Lösungen und Automatismen an die Hand gegeben, die diese abrufen können. Dazu ist die Mannschaft körperlich stark und topfit. Die Kombination aus diesen Faktoren sorgt für die große Resilienz der Badener.

Der Erfolgsgarant: KSC-Trainer Christian Eichner

Ein großer Erfolgsfaktor beim Karlsruher SC ist auch Trainer Eichner. Er hat es geschafft, dass niemand mehr von den Abgängen Jerome Gondorf (Karriereende), Lars Stindl (Karriereende), Igor Matanovic (Eintracht Frankfurt) oder Paul Nebel (1. FSV Mainz 05) spricht. Und dass, obwohl mit den genannten Spielern 43-Scorerpunkte aus der Vorsaison weggebrochen sind. Dass der Umbruch so geräuschlos gelungen ist, ist Eichners Verdienst.

Eichner führt die Mannschaft mit einer Mischung aus Zielstrebigkeit, Konsequenz, aber auch Lockerheit. Das kommt offensichtlich gut an, das Verhältnis zwischen dem Ex-Profi und dem Team ist sehr eng. Kein Wunder, dass die KSC-Verantwortlichen an einer Vertragsverlängerung (aktueller Kontrakt läuft 2025 aus) arbeiten. Beide Parteien sollen sich nach vielen Gesprächen mittlerweile nah beieinander befinden, möglicherweise kommt es bald zu einer Ausdehnung des Angestelltenverhältnisses.

"Weiter mit Eichner" wäre für den Karlsruher SC wohl so wichtig wie keine zweite Personalie, denn in erster Linie ist der Cheftrainer das Gesicht des Erfolgs. Auch wenn er selbst die Mannschaft hervorhebt und nicht sich selbst. Und er weckt bereits Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Im Sommer war er als Coach beim FC St. Pauli gehandelt worden. Auch deshalb wäre eine Vertragsverlängerung mit dem Erfolgstrainer für den KSC so wertvoll - damit es auch in Zukunft gute Gründe für den sportlichen Höhenflug gibt.

Sendung am So., 20.10.2024 18:40 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg