Carrie Schreiner lächelt nach einem Renntag in die Kamera

"Von Anfang an echt hart" Wie Carrie Schreiner ihre erste Formel-Academy-Saison erlebte

Stand: 04.12.2023 08:30 Uhr

Als einzige deutsche Fahrerin war die Saarländerin Carrie Schreiner in der Premierensaison der Formel Academy am Start. Nach einem extrem harten Anfang hat sie es tatsächlich einmal aufs Treppchen geschafft - und hofft natürlich darauf, auch in der nächsten Saison wieder dabei zu sein.

Interview: Marc Drumm / Onlinefassung: Thomas Braun

Mit einem gemeinsamen Rennwochenende mit der Formel 1 endete im Oktober in Austin (Texas) die Premierensaison der Formel Academy - einer neuen Rennserie, die extra gegründet wurde, um Frauen an die Formel 1 heranzuführen.

Motorsportlerin Carrie Schreiner im Interview

Mit dabei als einzige deutsche Fahrerin: die 25-jährige Saarländerin Carrie Schreiner - eine der besten und erfolgreichsten deutschen Rennfahrerinnen; bislang aber vor allem im GT Motorsport.

Unterschied zu GT komplett unterschätzt

Die Rückkehr zum Formel-Sport ist ihr alles andere als leicht gefallen. "Das war von Anfang an echt hart. Ich habe echt unterschätzt, wie groß der Unterschied wirklich ist", sagt sie im SR-Interview.

"GT und Formel ist etwas ganz anderes. Das kann man überhaupt nicht vergleichen", erklärt die 25-Jährige. Das Formel-Auto habe zwar weniger Leistung als ein GT-Rennwagen - sei aber auch viel leichter. "Und durch die Aerodynamik kannst Du viel schneller in die Kurven rein fahren." Dafür müsse man auch körperlich fitter sein. Zudem gebe es auch kein ABS und keine Traktionskontrolle. "Es ist einfach eine ganz andere Fahrerei."

Anfangs weit vom Podium entfernt

Während einige ihrer 14 Konkurrentinnen in der neu geschaffenen Rennserie schon länger in Formel-Rennwägen unterwegs waren, musste sich Schreiner wieder komplett umstellen. Entsprechend waren auch die ersten Ergebnisse nicht berauschend. "Am Anfang war es sehr, sehr weit weg, dass ich überhaupt mal auf dem Podium stehe. Aber dann habe ich nach den ersten Rennen gemerkt: Langsam geht es voran."

Dann der Sieg in Zaandvort

Und es ging sogar richtig gut voran - insbesondere Ende Juni im niederländischen Zaandvort. Dort holte sie ihren ersten Sieg in der Formel Academy. "Das war natürlich unglaublich. Das hätte ich nie gedacht."

Den Erfolg konnte sie vorerst aber nicht mehr wiederholen - insbesondere der Saisonabschluss in Austin lief anders als erhofft. "Aus verschiedenen Gründen war es für mich sogar das schlechteste Rennwochenende der Saison." Allerdings nur aus sportlicher Sicht.

Den Stars der Formel 1 ganz nah

Die Atmosphäre hingegen sei eine ganz besondere gewesen. "Im Rahmen der Formel 1 zu fahren ist unglaublich. Auf einmal steht man nur 15 Meter weg von denen, die es geschafft haben - die richtige Stars in dem Sport sind", so Schreiner. Das sei total surreal.

Wenn sie nicht gerade auf der Rennstrecke ist, macht Schreiner zum Beispiel viel Sport - Laufen, Radfahren, Kraftraining. Viele Stunden verbringt sie zudem mit dem Simulator. "Simulator fahren ist ganz wichtig, um die Strecken kennenzulernen."

Schwer, vom Sport zu leben

Nach wie vor sei es schwer, von dem Sport zu leben - derzeit sei sie froh, Null auf Null rauszukommen. "Aber im Moment ist es auch noch so, dass ich weiterkommen will. Jeder Cent, der reinkommt, wird wieder investiert: Für Testfahrten, damit ich schneller werde. Damit ich mehr Fahrtzeit habe", so Schreiner.

Dass Motorsport sehr kostspielig ist, wissen auch die Macher der Formel Adademy. Deshalb wird weiter modifiziert. In der kommenden Saison nominieren deshalb beispielsweise die zehn Formel 1-Teams eine Fahrerin - die dann auch von den Teams unterstützt werden.

Folgt der nächste große Karriereschritt?

Wird Schreiner eine von diesen zehn Fahrerinnen sein? "Ob ich noch einmal dabei sein werde, kann ich im Moment noch nicht sagen. Ich hoffe, dass ich bis Ende des Jahres mehr weiß", sagt Schreiner dem SR. Sie habe aber ein gutes Gefühl.

"Wenn es wirklich so weit kommen sollte, dass ich von einem Formel-1-Team einen Vertrag bekomme, dann ist das natürlich einen Riesenschritt", so Schreiner. Vielleicht sogar der wichtigste Karriereschritt.

Über dieses Thema berichtet auch die sportarena am 03.12.2023 im SR Fernsehen.

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