Albas David McCormack und Tim Schneider helfen ihrem Teamkollegen Malte Delow wieder auf die Beine (imago images/camera4+)

Playoff-Viertelfinale gegen Ulm Playoff-Viertelfinale gegen Ulm: Alba kämpft als Außenseiter ums Happy End

Stand: 16.05.2025 15:00 Uhr

Mit dem Erreichen der Playoffs hat Alba das Minimalziel für die Saison erreicht. Nun werden die Karten neu gemischt. Ins Viertelfinal-Duell gegen Ulm gehen die Berliner in ungewohnter Rolle und guter Form.

"Wir haben eigentlich kein gutes Spiel gemacht", so die knallharte Analyse von Trainer Pedro Calles zum bislang vielleicht wichtigsten Sieg von Alba Berlin in dieser Saison. Erstmals in der Vereinsgeschichte ging es nur über den Umweg der Play-Ins ins Viertelfinale – und das mit einem 81:78-Erfolg über den MBC auch noch denkbar knapp.
 
Und doch reichte es, um die eigentlich verkorkste Saison möglicherweise schnell vergessen zu machen. Die Playoffs sind die große Chance auf einen Neustart. Plötzlich stehen den Berlinern im Kampf um die deutsche Meisterschaft die Türen wieder offen.

Alba Berlins Will McDowell-White | Bild: IMAGO/camera4+
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Zittern vor Bayern München und Roland Kaiser

Genau rechtzeitig zeigten sich die Albatrosse zuletzt in Topform. Mit einem starken Schlussspurt und acht Siegen aus neun Spielen geht es in die Endrunde. Und auch wenn der Coach mit dem letzten Auftritt in den Play-Ins unzufrieden war, so war es doch ein Achtungserfolg unter großem Druck.
 
Ein weiteres Mal nachsitzen, dann auch noch in fremder Halle (Schlagerikone Roland Kaiser besetzte die Arena am Ostbahnhof), ein mögliches Nichterreichen der Playoffs, oder Superteam Bayern München schon als Gegner im Viertelfinale – all dem ist Alba aus dem Weg gegangenen. "Da waren wir natürlich erleichtert, aber auch ein bisschen stolz, dass wir es direkt im ersten Spiel geschafft haben", so Co-Kapitän Jonas Mattisseck.
 
Die Wiederbelebung ist wohl zu großen Teilen Calles zu verdanken. Seit der Spanier im März das Traineramt von Israel Gonzalez übernahm, zeigt die Mannschaft ein neues Gesicht. Lautstark und präsent gibt sich der Coach an der Seitenlinie, brachte die fehlende Mentalität zurück. "Er legt einen ganz anderen Fokus auf die Defensive und lässt uns offensiv viele Freiheiten", sagt Mattisseck, "Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, was sich auch in den Ergebnissen widerspiegelt."

Auswärtssieg im Hexenkessel ist Pflicht

Auch wenn die Vorzeichen fürs anstehende Viertelfinale also gut stehen, wartet mit Ulm eine große Herausforderung auf die Berliner. Der Tabellenzweite spielt eine herausragende Saison, glänzt vor allem offensiv. Mit 48,5 Prozent aus dem Feld und 38,9 Prozent von der Dreierlinie verzeichnen sie die besten Wurfquoten der ganzen Bundesliga.

"Sie haben viele Stärken und waren von Saisonbeginn an richtig gut. Wenn sie zwischendurch nicht diese USA-Reise gemacht hätten, nach der sie ein paar Spiele verloren haben, wären sie vielleicht sogar das beste Team der Hauptrunde geworden", sagt Calles und spielt damit auf den Oktober an, als die Ulmer inmitten der Saison für ein Testspiel gegen das NBA-Team Portland Trail Blazers (100:111-Niederlage) über den Atlantik flogen.
 
Bis auf das kleine Reise-Tief war das Team von Headcoach Ty Harrelson jedoch kaum zu schlagen – vor allem Zuhause. Erst ein Spiel ging in dieser Spielzeit vor heimischem Publikum verloren (im Dezember gegen Heidelberg). Die 6.000 Zuschauer fassende Ratiopharm Arena gilt als eine der lautesten Hallen der Liga.
 
In der anstehenden Best-of-Five-Serie muss Alba in diesem Hexenkessel zumindest ein Spiel gewinnen, um das Halbfinale erreichen zu können. Ein Sieg am Samstag direkt zum Auftakt könnte zum Gamechanger werden. "Aber egal was passiert, wir müssen weitermachen. Am Ende ist es mir egal, ob wir auswärts das erste, dritte oder fünfte Spiel gewinnen", so Coach Calles.

Alba wills wie Ulm machen

Fest steht: die Albatrosse gehen in ungewohnter Position in das Duell. Als beide Teams 2023 zuletzt im Viertelfinale aufeinandertrafen, waren noch die Berliner Zweiter der Hauptrunde geworden und dementsprechend klarer Favorit. Nun sind die Rollen vertauscht. "Das ist für sie auch eine neue Situation", sagt Mattisseck. "Aber sie sind auch nicht von gestern, analysieren die Saison und sehen, dass wir gut drauf sind. Es würde mich schon sehr wundern, wenn sie uns unterschätzen würden."

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Zumal Ulm sehr gut weiß, was als Außenseiter möglich ist. Schließlich gewannen sie die Serie gegen die Hauptstädter vor zwei Jahren und schnappten sich am Ende sensationell den Titel. Auch Alba könnte die Underdog-Rolle den nötigen Push geben. "Wir sind nie ein Team, was unter dem Radar fliegen will. Das ist nicht unser Anspruch und deswegen ist es für uns jetzt eine große Motivation, zu zeigen, was wir können und unserem Namen gerecht zu werden", so der Co-Kapitän.
 
Für den elfmaligen deutschen Meister kann das nur eines bedeuten: Die schwache Saison abhaken und es bis ins Finale schaffen – und vielleicht geht sogar noch ein bisschen mehr.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.05.2025, 8:15 Uhr