Union-Keeper Frederik Rönnow bejubelt den Sieg in der Europa League gegen Ajax Amsterdam. / imago images/MIS

1. FC Union reist nach München Mit der Qualität des Kollektivs gereizte Ausnahmekönner ärgern

Stand: 25.02.2023 18:15 Uhr

Teil zwei des Topspiel-Doppelpacks für den 1. FC Union: Beflügelt vom Sieg gegen Amsterdam in der Europa League peilen die Köpenicker bei Bayern München eine Premiere an. Es ist das Duell zweier Klubs mit unterschiedlichen Qualitäten.

Das Thema der Woche ...

... lässt sich in ein Wort fassen: Topspiele. Das erste haben die Köpenicker mit Bravour gemeistert, den niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam aus der Europa League geworfen und sich selbst mit dem Achtelfinale belohnt. Nun geht es zum deutschen Pendant Bayern München (Sonntag, 17:30 Uhr). Eine Aufgabe, die - auch wenn Ajax mit 36 auf vier Landes-Titel mehr als die Münchner kommt - noch einmal schwerer werden dürfte.
 
"Das ist eine Top-Mannschaft in Europa mit Unterschiedsspielern ohne Ende. Das wird eine ganz schwere Aufgabe", sagte Urs Fischer am Samstag bei der Pressekonferenz - und: "Wenn man sich die Möglichkeiten anschaut oder die Qualität des Kaders, dann müssen wir uns nicht mit Bayern vergleichen." Dennoch wollen sich die drittplatzierten Köpenicker beim punktgleichen Tabellenzweiten nicht verstecken. "Auch wir haben eine Qualität - vor allem, wenn es um Mentalität und diszipliniertes Auftreten geht", hob der Trainer hervor.

Union-Außenverteidiger Jerome Roussillon jubelt im Spiel gegen Ajax Amsterdam. / imago images/MIS
Warum Union bereit ist, erstmals die Bayern zu schlagen

Union Berlin hat noch nie gegen den FC Bayern München gewonnen. Im Spitzenspiel am Sonntag könnte es nun aber endlich so weit sein. Dafür gibt es zumindest zahlreiche gute Gründe. Von Till Oppermannmehr

Es ist auch das Duell der Jäger hinter Tabellenführer Borussia Dortmund, wobei nur Bayern wirklich ein solcher sein will. Während die Münchner - aus ihrem meisterlichen Selbstverständnis heraus - offensiv die Spitzenposition anpeilen, gibt man sich in Köpenick gewohnt zurückhaltend. Fakt ist: Am Sonntag kann nur der Sieger des Duells Platz eins erobern. Und für die Eisernen ist diese Chance selbst bei einem Dreier nur theoretischer Natur. Sie müssten nämlich nebenbei auch noch sieben Tore auf Dortmund aufholen.

Der Gegner ...

... ist angeschlagen. Die Münchner holten aus den ersten sechs Liga-Spielen des Jahres nur neun Punkte - zum Vergleich: Beim 1. FC Union sind es 16. Zuletzt verloren die Bayern mit 2:3 in Gladbach. Es folgte die wütende Schiri-Schelte von Julian Nagelsmann, die den Trainer 50.000 Euro kostete und dem Klub weitere unliebsame nicht-sportliche Schlagzeilen bescherte.
 
Der Rekordmeister - ohne europäisches Spiel unter der Woche - bemühte in der angespannten Lage also eine Teambuilding-Maßnahme. Es ging für einen gemeinsamen Abend ins Forsthaus Wörnbrunn im Münchner Nobelvorort Grünwald. Die Mission hatte Oliver Kahn zuvor verbalisiert. Die Spieler, so sagte der Vorstandchef, müssten "zeigen, dass sie Bayern München sind". Das Spitzenspiel sei "die perfekte Bühne, um allen zu beweisen: Keiner weiß besser als der FC Bayern, was in so einer Situation zu tun ist."

Wir hätten uns sicherlich gewünscht, dass man etwas gleichere Spielansetzungen gehabt hätte.

Beim 1. FC Union wissen sie, dass die Lage gefährlich ist. So sagte Manager Oliver Ruhnert beim TV-Sender Sky, es gebe "schon angenehmere Konstellationen im Fußball" als ein Duell "gegen einen ausgeruhten FC Bayern München, der noch dazu nach einer Niederlage etwas gut machen möchte". Und so hadern die Köpenicker - selbst noch mit dem anstrengenden Zwischenrunden-Spiel in den Knochen - ein wenig mit der Spieltermin. "Wir hätten uns sicherlich gewünscht, dass man etwas gleichere Spielansetzungen gehabt hätte", so Ruhnert.

Zum Angeben ...

Von den Gegnern dieser Spielzeit sind die Bayern der einzige Kontrahent, gegen den der 1. FC Union in der Bundesliga noch nie gewinnen konnte. Im achten Anlauf soll nun also eine Premiere gelingen. Bisher gab es auch Sicht der Köpenicker drei Unentschieden und vier Niederlagen - das letzte Aufeinandertreffen im Hinspiel im Stadion An der Alten Försterei endete mit 1:1.
 
Gelingt den Eisernen tatsächlich der Sieg, sorgen sie für ein weiteres Novum. Die Münchner haben in dieser Saison nämlich bislang noch kein Heimspiel verloren. Das gelang nur einem weiteren Team in der Bundesliga - genau: dem 1. FC Union. Die Köpenicker (7 Siege, 3 Unentschieden) holten dabei sogar noch zwei Punkte mehr als die Bayern (6 Siege, 4 Unentschieden).

So könnte Union spielen ...

"Wir haben bestmögliche Regeneration betrieben und die Jungs optimal auf die Aufgabe vorbereitet", sagte Urs Fischer. Er hoffe, dass die "Energiespeicher wieder gut gefüllt" seien. Da der Trainer - abgesehen vom bereits länger verletzten András Schäfer - den kompletten Kader zur Verfügung hat, wird er zudem auch durch Rotation für neue Frische sorgen.
 
Prädestiniert für Köpenicker Wechselspiele sind - wie gewohnt - die Außenpositionen. So ist es wahrscheinlich, dass Kapitän Christopher Trimmel und Niko Gießelmann für Josip Juranovic und Jerome Roussillon zurück in die Startelf kommen. Möglich, dass das die einzigen Wechsel in der Amsterdamer Erfolgself bleiben - auch wenn es weitere naheliegende Optionen gibt: Im Mittelfeld steht Morten Thorsby bereit, sollten Janik Haberer oder Aissa Laidouni eine Pause brauchen. Im Sturm wartet Jordan auf eine Chance von Beginn an. Er könnte Kevin Behrens ersetzen.
 
So könnte die Startelf aussehen: Rönnow - Leite, Knoche, Doekhi - Gießelmann, Khedira, Trimmel - Haberer, Laidouni (Thorsby) - Behrens (Jordan), Becker

Die Prognose ...

Es ließen sich auf den ersten Blick vielleicht leichter Gründe für einen Bayern-Sieg finden. Das Münchner Star-Ensemble - nach wie vor zweifelsohne individuell die bestbesetzte Mannschaft Deutschlands - ist ausgeruhter und nach den vergangenen Wochen gereizt. Aber: Der 1. FC Union hat ein perfekt funktionierendes Kollektiv, das schon so manche Ausnahmekönner ausgebremst hat. Das wird auch in der Allianz Arena weitestgehend gelingen und gepaart mit der offensiven Effizienz zu einem Punktgewinn für die Eisernen führen.
 
Der rbb|24-Tipp: 1:1

Sendung: rbb24, 25.02.2023, 18 Uhr