Timmy Thiele blickt ins Leere während der Partie gegen den FC Ingolstadt. (Bild: picture alliance/dpa | Frank Hammerschmidt)

Energie Cottbus und die verpasste Relegation Energie Cottbus und die verpasste Relegation: Nach den Tränen kommt der Stolz

Stand: 17.05.2025 19:15 Uhr

Energie Cottbus hat zwar die erhofften Endspiele um den Aufstieg verpasst, doch Fans, Spieler und Verantwortliche können mit Stolz auf eine Saison blicken, die einer Achterbahnfahrt glich. Zukünftig warten große Herausforderungen. Von Fabian Friedmann

Am Ende herrschte Leere und Enttäuschung bei den Spielern und den Verantwortlichen von Drittligist Energie Cottbus. Das 1:4 gegen den FC Ingolstadt am letzten Spieltag hatte den erhofften Traum von der 2. Bundesliga zerplatzen lassen. "Diese Niederlage tut verdammt weh. Für uns gilt es jetzt, das ganze hier zu verdauen und nächste Saison wieder alles zu geben", sagte ein sichtlich emotionaler Timmy Thiele am Mikrofon von rbb24.

Die Spieler von Energie Cottbus lassen die Köpfe hängen nach dem 1:4 gegen Ingolstadt. (Bild: picture alliance/dpa | Frank Hammerschmidt)
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Das Fußballwunder blieb aus

Bei dem Stürmer flossen noch Minuten nach dem Abpfiff die Tränen. Zu groß war die Enttäuschung über die vergebene Chance, als Aufsteiger in die Relegation einzuziehen und dort den erhofften Zweitliga-Coup zu landen. Etwas, das vor der Saison wahrlich niemand dem Verein zugetraut hätte. "Es war alles angerichtet für ein Fußballwunder. Ich muss unseren Fans einen riesigen Respekt zollen, vor allem wie die Stadt und die Region uns getragen hat. Es wurde ein Feuer in der gesamten Lausitz entfacht“, sagte Energie-Präsident Sebastian Lemke.
 
Beim Präsidenten schwang auch eine gehörige Portion Stolz mit auf diese denkwürdige Drittliga-Saison. Wobei sie sowohl einer sportlichen als auch einer emotionalen Achterbahnfahrt glich. Zum Start hagelte es gegen Dresden (1:2) und Bielefeld (2:4) gleich zwei Niederlagen. Aber Trainer Claus-Dieter Wollitz ließ sich nicht beirren, hielt an seinem offensiven Stil fest und der Lohn kam prompt: Energie startete ab dem fünften Spieltag eine beeindruckende Serie von acht Partien ohne Niederlage, darunter spektakuläre Siege wie das 5:2 in Osnabrück oder das 5:1 gegen 1860 München. Energie in der 3. Liga, das hieß in der Hinrunde: Spektakel!

Euphorie und grenzenlose Unterstützung

Und plötzlich befand sich Energie in der Spitzengruppe der 3. Liga. Die Region glaubte wieder an diesen Verein, der so viele Berg- und Talfahrten in den letzten drei Jahrzehnten durchmachen musste. Im Schnitt sahen in dieser Saison mehr als 13.000 Zuschauer die Heimspiele des FC Energie, eine beachtenswerte Zahl. "Wir haben es geschafft der Lausitz eine neue Art von Fußball zu vermitteln. Und sie hat es geschafft, das zu begleiten und uns enorm zu unterstützen", sagte Claus-Dieter Wollitz.
 
Diese Unterstützung machte sich auch auswärts bemerkbar. 1000 Auswärtsfans an einem winterlichen Freitagabend bei Viktoria Köln? Selbstverständlich! Und die Mannschaft belohnte ihre treuen Fans mit der Tabellenführung. Sage und schreibe zwölf Spieltage grüßte der Aufsteiger in dieser Drittliga-Saison von dem Platz an der Sonne. Zwar waren dies nur Momentaufnahmen, aber sie zeigten dennoch, was mit Euphorie, Leidenschaft und einer klaren Spielidee möglich ist – auch wenn auf dem Papier das Personal und der Etat eher zum unteren Mittelfeld der Liga gehörte.

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Thiele und Cigerci als offensive Schlüsselspieler

Daneben gingen offensive Schlüsselspieler immer wieder an ihre Leistungsgrenze und teils darüber hinaus. Timmy Thiele präsentierte sich als einer der torgefährlichsten Angreifer der Liga, während Tolcay Cigerci seine technischen Fähigkeiten nicht nur bei Standards unter Beweis stellte. Zusammen kamen die FCE-Topscorer auf 30 Saisontore (beide jeweils 15). Damit erzielten sie fast die Hälfte aller Tore der Lausitzer.
 
Zusätzlich zeigte sich die Defensive um die erfahrenen Dennis Slamar, Filip Kusic und Axel Borgmann nach ihren Schwierigkeiten zum Start deutlich gefestigter. Hervorzuheben sind auch die Leistungen von Torhüter Elias Bethke. Das Cottbusser Eigengewächs präsentierte sich äußerst stabil und spielte zwölf Mal(!) zu null.

In der Rückrunde geht die Puste aus

Warum es am Ende nicht für die ganz große Sensation reichte, liegt vor allem am fehlenden Saisonendspurt der Mannschaft. In der Rückrunde ging dem Team von Claus-Dieter Wollitz die Puste aus. In den letzten acht Partien der Saison gab es nur zwei Siege. Die Gegner stellten die Räume nun geschickter zu, agierten gegen den FCE defensiver und lauerten auf Konter, so wie das Ingolstadt am letzten Spieltag fast in Perfektion auf den Rasen brachte.

 
Aber auch mentale Probleme stellten sich ein. Die Mannschaft wirkte in den Heimspielen gehemmt, als ob sie etwas zu verlieren hätte. Hinzu kamen verletzte Leistunsgträger und in den letzten Wochen auch der Wirbel um den Wechsel von Maximilian Krauß zu Hansa Rostock.
 
In der Summe waren das zu viele Baustellen und eine zu große Last für Energie, um es noch in die Relegation zu schaffen: "Die Mannschaft wollte es heute zeigen. Aber es war wieder die Anspannung da, und wir haben es nicht geschafft, in dieser Konsequenz zu verteidigen", sagte Sebastian Lemke. Und Claus-Dieter Wollitz ergänzte: "Eine gewisse Ordnung und eine gewisse Balance brauchen wir."

Wir müssen versuchen, das schnell abzuschütteln, diese Saison mit Respekt anzunehmen und stolz darauf zu sein.

Kommende Spielzeit als Schlüssel-Saison

Was Energie Cottbus ebenfalls braucht, und daraus macht Claus-Dieter Wollitz auch keinen Hehl, sind Verstärkungen. Aufgrund der wirtschaftlichen Voraussetzungen des Vereins ist das ein schwieriges Unterfangen. "Wir können da häufig nicht mithalten und diese Summen bezahlen, die da aufgerufen werden. Von daher wird es schwierig, die Qualität nach oben zu bringen", sagt Wollitz.
 
Der Trainer weiß um die Gefahr, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg häufig wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen ist als das Jahr nach einem Aufstieg. Die Euphorie flacht ab, Leihspieler und Leistungsträger könnten darüber hinaus den Verein im Sommer verlassen.
 
Für Energie Cottbus wird es darum gehen, sich in der kommenden Saison zu konsolidieren und als feste Kraft in der 3. Liga zu etablieren. Der erneute Einzug in den DFB-Pokal (durch den 4. Platz) ist ein sportlicher Erfolg und hilft dem Verein finanziell. Sebastian Lemke zog – trotz all der Enttäuschung – bereits nach Spielschluss ein kleines, positives Fazit: "Wir müssen versuchen, das schnell abzuschütteln, diese Saison mit Respekt anzunehmen und stolz darauf zu sein."

Sendung: rbb24, 17.05.2025, 21:45 Uhr