Alba Berlins Malte Delow (r.) im Duell mit Ulms Ben Sarraf | Bild: IMAGO/DeFodi Images

Basketballerische Bauarbeiten Diese Baustellen muss Alba Berlin in den BBL-Playoffs in den Griff bekommen

Stand: 19.05.2025 17:17 Uhr

Mit 0:1 liegt Alba Berlin in den BBL-Playoffs gegen ratiopharm Ulm zurück. Die Baustellen der Berliner Basketballer im gebrauchten Spiel eins waren zahlreich, bieten aber auch Möglichkeiten für Reparaturarbeiten. Von Jakob Lobach

Mit einer Niederlage auf der Anzeigetafel und hängenden Köpfen gingen die Basketballer von Alba Berlin am Samstagabend in Ulm vom Parkett. Ein 83:94 in Spiel eins der Viertelfinalserie gegen ratiopharm Ulm hatte Alba den Playoff-Auftakt vermiest und dabei zwei große Erkenntnisse mit sich gebracht.
 
Einerseits wird Ulm im weiteren Verlauf der Best-of-Five-Serie ein höchst unangenehmer und nur schwer zu schlagender Gegner sein. Andererseits plagten am Samstag viele zuletzt zeitweise beseitigte Baustellen in Albas eigenes Spiel. Sie bieten viel Steigerungspotenzial und sorgen so für Hoffnung vor Spiel zwei am Mittwoch (20 Uhr) in eigener Halle.

Das Team von Alba Berlin enttäuscht in Ulm (imago images/Eibner)
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1. Die Ballverluste als Alba Berlins A100

Der vielzitierte Flow nimmt in der Offensive von Alba Berlin eine absolute Schlüsselrolle ein. Tempo in der Transition und viel Ballbewegung sind Kernelemente im Spiel der Berliner. Deren unglaubliche 23 Ballverluste im ersten Spiel hatten also ähnlich disruptive Folgen für Albas Offensive, wie die abgerissene Brücke auf der Berliner Stadtautobahn für den Verkehr in der Hauptstadt.
 
Noch schwerer wogen allerdings die defensiven Auswirkungen der Ballverluste, quasi die Staus auf den Umfahrungen zur Stadtautobahn. Jeweils innerhalb weniger Sekunden verwandelte Ulm die Berliner Ballverluste im Umschaltspiel in 19 Punkte. Ein außergewöhnlich hoher Wert, der zeigt, wie wichtig es für Alba sein wird, die vielen Ballverluste nach unten zu schrauben.

2. Die Schiedsrichter als Basketballerische Bauaufsicht

Albas Akteure hatten in Ulm ein ähnliches Verhältnis zu den Schiedsrichtern, wie es Bauherren mitunter zu den zahlreichen Bauaufsichtsbehörden haben – sie verzweifelten regelrecht an ihren Vorgaben. Die 35 zugegebenermaßen teils strittigen Berliner Fouls hatten viele Folgen. Allen voran resultierten sie in 44 Freiwürfen und 34 Punkten für die Ulmer.
 
Dass alle drei wichtigen Berliner Big Man bereits im dritten Viertel vier Fouls hatten, hemmte die Defensive ihres Teams zusätzlich. Hinzukam angesichts nur weniger eigener Freiwürfe ein unübersehbarer Frust der Berliner in Richtung der Unparteiischen. Den bekam Alba weder abgeschüttelt noch gewinnbringend kanalisiert – und darf ihn fortan daher gar nicht erst aufkommen lassen.

Alba Berlins Yanni Wetzell (m.) im Duell unterm Korb | Bild: IMAGO/Eibner

Hatte in Spiel eins Foulprobleme statt offensiven Einfluss: Albas Yanni Wetzell | Bild: IMAGO/Eibner

3. Albas Leistungsträger als bröckelnde Brückenpfeiler

Martin Hermannsson und Matt Thomas prägten zuletzt als offensivstarke Stützen Albas Aufschwung und sind zusammen mit Yanni Wetzell die individuell wohl besten Berliner. In Spiel eins blieben sie im Schatten der starken Malte Delow und Justin Bean allerdings blass. "Taktisch können wir vieles besser machen", sagte Delow dem rbb am Montag und ergänzte: "Wir müssen unsere Werfer besser in Szene setzen."
 
Der bewegliche Wetzell dürfte am Zonenrand häufiger den Ball bekommen. Hermannsson dürfte nicht erneut so schlecht werfen wie am Samstag und wird sicherlich versuchen, Topscorer Thomas in bessere Wurfpositionen zu bringen. Der Edelwerfer nahm in Spiel eins nur vier Dreier gegen Ulms gute Defensive – in der Calles und Co. aktuell mit viel Videostudium nach Löchern bohren dürften.

4. Albas Defensive als noch nicht ausgehärtetes Fundament

Noch größer dürfte bei Alba der Fokus auf das eigene defensive Fundament sein. Schritt eins hin zu mehr Stabilität und Tragfähigkeit ist das Vermeiden von defensivem Chaos durch eigene Ballverluste. "Ulm hat uns sehr unter Druck gesetzt", sagte Forward Tim Schneider am Montag, "ich bin mir sicher, dass wir da Anpassungen vornehmen werden."

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Darüber hinaus sind Albas größte Herausforderung der richtige defensive Härtegrad und Noa Essengue. Das 18-jährige französische NBA-Talent schenkte Alba im ersten Spiel im Alleingang 21 Punkte. Seine 2,06 Meter Körpergröße und noch größere Spannweite paart Essengue mit viel Beweglichkeit und technischer Finesse – ein Gesamtpaket, das weder Albas Guards noch die Berliner Big Man im Alleingang verteidigen.
 
Bei den notwendigen defensiven Rotationen gilt es allerdings, Ulms starke Schützen nicht aus den Augen zu verlieren. All das wird Albas zuletzt sehr erstarkter Defensive viel abverlangen. Nicht zuletzt, weil Ballgewinne und Defensivrebounds wiederum das Fundament für Albas eigenes, schnelles Offensivspiel sind.

5. Albas Bauarbeiter zwischen Zeitdruck und Zuversicht

Es ist klar, dass Alba sich mit dem Bearbeiten seiner Baustellen nicht so viel Zeit nehmen darf, wie es an Berliner Flughäfen oder Autobahnen gerne mal der Fall ist. Alba muss Spiel zwei am Mittwoch gewinnen, um nicht vorentscheidend mit 0:2 in Rückstand zu geraten.
 
Gleichzeitig war die Auftaktniederlage erstmal nur eine verpasste Chance, den Ulmer Heimvorteil zu stehlen. Statt über das Weiterkommen zu entscheiden, bieten erste Spiele in Playoff-Serien den Teams viele Erkenntnisse als Grundlage für Anpassungen. "Ulm hat uns sehr viel davon weggenommen, wie wir spielen wollten", sagte Albas Trainer Pedro Calles am Montag über Spiel eins, "jetzt müssen wir unseren Plan ein wenig anpassen."

Sendung: rbb DER TAG, 19.05.2025, 18:30 Uhr