
Slackline und Highline Slackline und Highline: Balancieren zwischen Schloten und Schluchten
Meist ist die Slackline auf Hüfthöhe gespannt. Es geht aber auch höher. Ein Paar aus Berlin ist regelmäßig in schwindelerregenden Höhen unterwegs und wünscht sich einen ausgewiesenen Ort fürs Highlinen in Berlin.
Erst das Zittern im Fußbereich, dann unkontrolliertes Schlackern der Beine, und dann völliger Kontrollverlust der Motorik. Und letztlich der rettende Sprung, runter von dem zwischen zwei Baumstämmen gespannten Gurt ins weiche Gras eines Stadtparks.
So oder so ähnlich dürften sich bei vielen in der Jugend oder zu Studi-Zeiten die flüchtigen Slackline-Erfahrungen abgespielt haben. Auf dem Band von A nach B zu gelangen - unmöglich für Ungeübte.
Slackline über den Bäumen
Meist ist die Slackline auf einem Niveau von 50 Zentimetern bis Hüfthöhe gespannt. Es geht aber auch höher, viel höher - etwa über den Bäumen auf dem Teufelsberg in Grunewald, wo die Slackline zwischen den Ruinen der einstigen Abhöranlage gepannt ist und zur "Highline" wird.
Dort balanciert Mathias Hänel lässig in rund zehn Metern Höhe. Er ist dabei mit einem Sicherungsseil um die Hüfte an einer weiteren, parallel gespannten Slackline befestigt - man weiß ja nie.
Dass dieses Erlebnis hoch über dem Boden kickt, dürfte jedem einleuchten. Aber Hänel kann es trotzdem so erklären, dass man den Reiz dieses Hobbys regelrecht nachempfinden kann: "Die Highline bringt einen an Orte, wo man als Mensch nicht hingehört. Man ist oben in der Luft, 400 Meter über dem Boden, und hat um sich herum nichts, außer zweieinhalb Zentimeter Seil. Das finde ich toll: dass ich mitten in der Luft stehen kann, um mich herum gar nichts - und einfach nur frei bin."
Balancieren hoch oben in der Natur
Hänel arbeitete früher als Programmierer, wollte "den Kopf frei kriegen", wie er sagt, und kam so zum Slacklining in den Berliner Parks. Das Gefühl der Unabhängigkeit habe ihm geholfen. Zunächst auf 20, 25 Meter langen Slacklines. "Dann wurde es immer mehr." Und immer höher. Bei seinen ersten Highline-Erfahrungen in den Bergen Polens lernte er Katarzyna Dziewulska kennen. Mittlerweile sind die beiden ein Paar und haben sich das Balancieren hoch oben in der Natur zu ihrer gemeinsamen Berufung gemacht.
Sie reisen oft durch Europa und scouten dabei Felsen, alte Schornsteinschlote oder Schluchten, um dort Lines zu spannen und sich in luftige Höhen zu begeben. Die Schlingen werden entweder händisch oder per Drohe angebracht - und, wie die beiden betonen, stets im Vier-Augenprinzip überprüft.

Katarzyna Dziewulska auf einer Highline über einer Schlucht.
Highlinen am Jahn-Sportpark?
"Mit der Highline können wir unsere Leidenschaft für die Berge, fürs Klettern und dem Slacklinen kombinieren", sagt Hänel. Einen Verein für alle ähnlich Slackline-Begeisterte und -Interessierte gibt es in Berlin nun auch, Mathias Hänel ist einer der Vorsitzenden [Slackline Berlin e.V.].
Er wünscht sich mehr Anerkennung für die Sportart: "Dass Slacklinen nicht nur verboten ist in Parks oder jeder denkt, dass wir Bäume kaputt machen - was nicht stimmt, weil wir uns viel damit beschäftigen." Auch ein dafür ausgewiesener Ort fürs Highlinen für regelmäßige Trainings wünschen sich Hänel und Dziewulska. Vielleicht an der markanten Flutlichtanlage des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks, wo die beiden auch schon einst das Highlinen ausüben durften? Oder am Gasometer-Industriedenkmal in Schöneberg? Klar ist: Die Notwendigkeit langer Highline-Expeditionen hätte sich für Begeisterte in der flachen Haupstadt dann erledigt. Und ein Hingucker wäre es allemal.
Sendung: Mittagsmagazin, 16.05.2025, 12 Uhr