Maximilian Oesterhelweg (Energie Cottbus). (Bild: IMAGO / Fotostand)

Energie-Cottbus-Spieler Maximilian Oesterhelweg "Die Wahrnehmung innerhalb und außerhalb des Klubs ist extrem"

Stand: 17.11.2023 11:24 Uhr

Er ist der älteste Spieler im Kader von Energie Cottbus: Offensivspieler Maximilian Oesterhelweg. Ein Interview über Rückschläge als Motivationshilfen, die Überzeugungskraft seines Trainers und den Glauben an die Meisterschaft.

rbb|24: Herr Oesterhelweg, Sie haben bereits für zahlreiche Regionalligisten und Drittligisten gespielt, unter anderem Elversberg, Aalen, Jena und Chemnitz. 2022 wechselten Sie nach Cottbus. Was unterscheidet Energie von Ihren vorherigen Stationen?
 
Maximilian Oesterhelweg: Die Wahrnehmung innerhalb und außerhalb des Klubs ist extrem. Die Wucht, die der Verein hat, ist viel größer im Vergleich zu anderen Vereinen. Da will man auch niemandem zu nahe treten, aber man merkt das in der Stadt, dass die Leute hier den Verein wirklich leben, und das kriegt man als Spieler natürlich mit.

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War Claus-Dieter Wollitz der Hauptgrund, weshalb es Sie in die Lausitz zog?
 
Er war ein Faktor. Der Trainer ist die wichtigste Personalie für den Spieler. Damals war es so, dass ich am Abend vorher bei Joshua Putze [Mittelfeldspieler bei Cottbus; Anm. d. Red.] übernachtet hatte. Er sagte zu mir: 'Wenn du morgen für dein Gespräch beim Trainer bist, dann kannst du alle anderen Optionen gleich beiseitelegen, weil er dich überzeugen wird.' Und das hat er dann auch geschafft.(lacht)
 
Mit was hat der Trainer Sie überzeugt?
 
Mit seiner Art und Weise, wie er Fußball spielen will, was er vorhat, wie er mich sieht. Und das passte genau zu meinen Ambitionen.

Mit 33 Jahren sind Sie der älteste Spieler im Team. Versuchen Sie bewusst, Ihre Erfahrungen an junge Spieler weiterzugeben oder sind Sie auf dem Platz eher der ruhige Typ?
 
Ich bin schon eher der ruhige Typ. Klar, versuche ich meinen Mitspielern zu helfen und zur Seite zu stehen, aber ich bin kein Klugscheißer, der den jungen Spielern immer etwas mitgeben möchte. Wenn mir etwas auffällt, dann spreche ich das an, am liebsten im Vier-Augen-Gespräch, um dem ein oder anderen zu zeigen, wie man es aus meiner Sicht anders machen könnte. Aber ich bin kein Lautsprecher in dem Sinne, dass ich groß Alarm mache auf dem Platz.

Sie sind bereits dreimal in der Relegation zur dritten Liga gescheitert, zweimal mit Elversberg, einmal mit Cottbus. Waren das die brutalsten Momente ihrer Fußballkarriere?
 
Diese Spiele waren schon bitter. Aber man kann für sich nur versuchen, das aufzunehmen und alles neu anzuschieben. In dieser Saison ist die Motivation nochmal höher, weil man weiß, dass es einen direkten Aufstiegsplatz zu vergeben gibt, und da will man alles dafür tun, dass man sich irgendwann für seine Arbeit belohnt.
 
Sie schöpfen also aus solchen Rückschlägen zusätzliche Motivation?
 
Ja. Ich sehe das nie als Versagen an. Es waren zwar Momente, die sehr weh getan haben, weil man so kurz davor stand, aufzusteigen. Aber es gehört zum Sport dazu und das sollte einen Sportler niemals davon abhalten, weiterzumachen.

Ich bin kein Klugscheißer, der den jungen Spielern immer etwas mitgeben möchte. Wenn mir etwas auffällt, dann spreche ich das an, am liebsten im Vier-Augen-Gespräch.

Nach 14 Spieltagen liegt Energie Cottbus aktuell mit 28 Punkten auf Platz 2 in der Regionalliga Nordost. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
 
Es geht immer mehr. Keine Frage. Aber wenn man es mit der vergangenen Saison vergleicht, dann stehen wir ganz gut da, haben einen guten Punkteschnitt. Sicher war da auch die ein oder andere Niederlage, die unnötig war. Auf der anderen Seite hatten wir in einigen Spielen auch das nötige Quäntchen Glück, vielleicht weil wir es uns auch erarbeitet haben. Wir sind auf einem guten Weg und voll dabei.

Wer sind für Sie die Hauptkonkurrenten um den Aufstieg?
 
Am Ende liegt es immer an einem selbst, auch wenn andere Mannschaften ebenfalls stark aufgestellt sind. Man hat in den wichtigen Spielen gesehen, wenn wir unsere Abläufe auf den Platz bringen, dann wird es sehr schwierig, uns zu schlagen, wie etwa gegen Babelsberg. Da hat vieles gut funktioniert. Wir haben uns enorm viele, hochkarätige Chancen erspielt. Wenn wir das allerdings nicht so abrufen, dann spielen wir mal eine schlechte erste Halbzeit wie gegen Greifswald oder verlieren das Spiel wie gegen Jena. Nur, da haben wir es nicht gut gemacht, und es lag nicht nur an der Qualität des Gegners.
 
Energie Cottbus ist für Sie also der klare Favorit in der Regionalliga Nordost?
 
Wir sind einer davon, das ist auch unser Anspruch. Aber es bringt ja nichts, wenn wir Woche für Woche erzählen, dass wir Meister werden wollen. Dadurch werden wir es nicht packen. Wir sind eine sehr fleißige Mannschaft, wir haben ein extrem ehrgeiziges Trainerteam, das uns viel abverlangt und deswegen werden wir uns das am Ende des Tages auch verdienen, davon bin ich überzeugt.

Was unterscheidet Energies Mannschaft von der der letzten Saison? Der Kader ist diesmal relativ klein, ein Nachteil?
 
Das kann man so oder so sehen. Bei einem kleinen Kader wie in diesem Jahr hat man viele gut gelaunte Spieler, weil jeder seine Einsatzzeiten bekommt. Bei einem großen Kader muss der Trainer immer schwierige Entscheidungen treffen: Wer fährt mit zum Spiel und wer nicht. Das kann auch Unruhe reinbringen. So wie es jetzt ist, haben wir eine gute Mischung und der Trainer ist sehr offen und ehrlich in seiner Ansprache und nimmt jeden mit.

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Ein Offensivspieler, mit dem Sie blendend harmonieren, ist Stürmer Tim Heike, der bereits zehnmal getroffen hat. Warum ist bei ihm in dieser Saison der Knoten geplatzt?
 
Wir sind damals beide zusammen nach Cottbus gekommen und haben uns dann prompt im ersten Training verletzt, das zog sich dann wie ein roter Faden durch die Saison, dass er Probleme mit seinem Knie hatte und nie konstant seine Einsätze bekommen konnte. Man hat aber immer wieder gesehen, dass er große Wucht und gute Abschlüsse mitbringt. Tim lebt von seiner Schussstärke. Wenn dann ein Spieler fit ist, dann sind viele Dinge möglich. Bei ihm sind die Grenzen nach oben offen.

Eine Hiobsbotschaft erreichte das Team Mitte Oktober, als sich Kapitän Axel Borgmann in Eilenburg am Kreuzband verletzte. Wie schwer wiegt sein Ausfall?
 
Er fehlt uns auf dem Platz, aber auch sehr in der Kabine. Er ist ein Top-Führungsspieler und einer, der viel Qualität mitbringt. Sein Ausfall tut uns enorm weh, aber da müssen jetzt andere Spieler in die Bresche springen. Wir müssen noch enger zusammenrücken. Zumindest haben wir jetzt die Motivation, es erst recht zu reißen, damit Axel nächstes Jahr eine Liga höher spielen kann und wir ihm damit einen Gefallen tun können.
 
Warum wird Cottbus es diesmal schaffen, aufzusteigen?
 
Dieses Jahr gibt es keine Relegation. Wir werden härter arbeiten als alle anderen. Wir werden an unseren Stärken und Schwächen arbeiten und uns das Glück verdienen, um am Ende oben zu stehen. Das sind Wunsch, Aufgabe und Glaube zugleich.
 
Herr Oesterhelweg, wir bedanken uns für das Gespräch.
 
Das Interview führte Fabian Friedmann für die rbb-Sportredaktion

Sendung: rbb24, 17.11.2023, 21:45 Uhr