NDR-Sport Kiel feiert Wolff - Fahriger THW müht sich zu Sieg gegen Potsdam
Der THW Kiel hat am Samstagabend den fünften Saisonsieg in der Handball-Bundesliga gefeiert. Der Rekordmeister besiegte den 1. VfL Potsdam mit 27:23 (13:11). Die "Zebras" wirkten nach der Terminhatz der vergangenen Wochen müde und unkonzentriert, einzig Nationaltorwart Andreas Wolff spielte in Normalform.
Fünf Partien in drei Wettbewerben binnen zwölf Tagen hatte die Mannschaft von Trainer Filip Jicha seit dem 3. Oktober bestritten - ein Umstand, den man dem THW im Duell mit dem krassen Außenseiter deutlich anmerkte. Insbesondere im Angriff agierte der Rekordmeister über weite Phasen der Partie unkonzentriert und ungenau.
Torhüter Wolff war es zu verdanken, dass der forsch aufspielende Aufsteiger die Kieler an diesem Abend nicht noch stärker ärgerte. Chancen genug hatten die Brandenburger, der 33-Jährige parierte aber 13 Würfe. Eric Johansson war mit sieben Toren bester Werfer des Jicha-Teams.
"Morgen habe ich den Jungs freigegeben, um den Kopf frei zu bekommen."
— THW-Trainer Filip Jicha
Linksaußen Rune Dahmke mahnte nach dem Sieg an, man müsse weiter Dinge besser machen. Sein Coach lobte die eigene Abwehrarbeit, sprach nach dem "kampfbetonten Spiel" aber auch davon, dass Potsdam seinem Team "mit einer unglaublich starken Abwehr kaum Möglichkeiten zum Eins-gegen-Eins gegeben" und die Abläufe "oft mit ihren offensiven Halben gestört" habe. Mit Blick auf die Belastung der vergangenen Wochen sagte der Tscheche, die Mannschaft habe "eine ordentliche Reise in den Knochen", daher "habe ich den Jungs morgen freigegeben, um den Kopf frei zu bekommen."
Viel Zeit zur Regeneration - physisch und mental - bleibt dem THW erneut nicht, am Dienstag schon geht die Terminhatz weiter. Dann sind die "Zebras" im dritten Gruppenspiel der European League beim kroatischen Club RK Nasice gefordert (20.45 Uhr). In der Bundesliga geht es am kommenden Freitag zum HC Erlangen (20.30 Uhr).
Wolff stark, Bilyk zurück auf der Platte
Die Anfangsphase in der Kieler Arena hatte zwei Hauptprotagonisten: THW-Torhüter Wolff, der den Gästen in der ersten Viertelstunde bereits fünf Würfe wegnahm, und Rückraumspieler Nikola Bilyk, der nach überstandener Verletzung zurückkehrte. Als er in der 12. Minute von Trainer Jicha auf die Platte geschickt wurde, feierten die Fans der "Zebras" ihn. Und umso mehr, als er zwei Minuten später das 6:4 erzielte.
In der Defensive hatte der Rekordmeister den Aufsteiger, dem ein wirklicher "Shooter" aus dem Rückraum fehlt, gut im Griff. In der Offensive aber agierten die Schleswig-Holsteiner nicht mit der letzten Konsequenz: Lukas Zerbe an den Pfosten (13.) und Elias Ellefsen á Skipagøtu, der das Tor mit zwei ungenauen Abschlüssen (16. und 26.) verfehlte, ließen beste Chancen liegen. Zudem leistete sich die Mannschaft immer wieder technische Fehler.
THW in der Offensive fahrig, Potsdam bleibt dran
Und so kamen die Brandenburger immer besser in die Partie: Josip Simic "zauberte" - mit dem Rücken zum Tor stehend - den Ball zum neunten VfL-Treffer in den Winkel (11:9, 26.). Der zwischenzeitliche Kieler Drei-Tore-Vorsprung (11:8, 24.) schmolz dahin. Zwei Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte glich der Außenseiter aus - weil Potsdams Torhüter Martin Tomovski einen Siebenmeter von Emil Madsen hielt und weil David Cyrill Akakpo im Gegenstoß das 11:11 erzielte.
THW Kiel - 1. VfL Potsdam 27:23 (13:11)
Tore Kiel: Johansson (7), Jacobson (4/2 Siebenmeter), Madsen (3/1), Duvnjak (2), Wiencek (2), Dahmke (2), Zerbe (2), Bilyk (2), Pekeler (2), Skipagötu (1)
Tore Potsdam: Akakpo (5), Simic (5), Klein (5), Siemer (2/2 Siebenmeter), Kix (2), Kofler (1), Schramm (1), Gorpishin (1), Furhmann (1)
Zuschauer: 10.053
Immerhin aus Kieler Sicht: Patrick Wiencek (29.) und Magnus Landin wenige Sekunden vor der Halbzeit sorgten für eine Zwei-Tore-Führung zur Pause.
Wolff und Duvnjak entscheiden die Partie
Die Schleswig-Holsteiner mussten sich steigern - und taten es zu Beginn des zweiten Durchgangs zunächst: Johansson hämmerte den Ball in den Winkel (32.), Landin erzielte die erste Vier-Tore-Führung der Partie (15:11, 34.). Im Anschluss kehrte aber wieder der Schlendrian zurück - mit technischen Fehlern und vergebenen Würfen. Wolff hielt, was er konnte, den abermaligen Anschlusstreffer von Simic konnte aber auch der 33-Jährige nicht verhindern (15:14, 39.).
Dass die Partie nicht noch zittriger für die "Zebras" wurde, lag an einer weiteren Serie von Paraden des Nationaltorwarts Mitte der zweiten Hälfte. Und da in Domagoj Duvnjak nun ein weiterer Routinier dem Kieler Spiel zumindest eine Spur mehr Struktur verlieh, setzten sich die Gastgeber allmählich ab. Entweder spielte der Kroate seine Mitspieler gekonnt frei oder traf selbst - wie zum vorentscheidenden 23:17 (50.). Am insgesamt fahrigen Eindruck änderte aber auch das nichts.
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Sport aktuell | 19.10.2024 | 23:25 Uhr