
Fußball | Regionalliga Regionalliga-Meister Lok Leipzig beklagt "absolute Farce" und hofft auf "großen Wurf"
"Das hat uns zu Beginn der Saison niemand zugetraut" - Lok Leipzig ist Regionalliga-Meister und kann nach dem Zweitliga-Abstieg 1998 in den bezahlten Fußball zurückkehren. Sogar zwei Ziele können die Probstheidaer noch erreichen.
Die Meisterfeier hatte noch gar nicht richtig begonnen, da zog Lok Leipzigs Trainer Meistertrainer Jochen Seitz die Stirn bereits in Falten: "Diese Woche wird extrem stressig", blickte der frisch gekürte Trainer des Champions der Regionalliga Nordost bereits voraus.
Seitz: "Verdienter geht nicht"
Seitz‘ Team hatte gerade bei Rot-Weiß Erfurt 4:2 gewonnen, hatte zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren den Meister-Pott der Regionalliga erobert. Mit 76 Punkten und damit der höchsten Punktzahl aller fünf Regionalliga-Meister. "Wenn man seit dem achten Spieltag auf Platz eins steht, mit 76 Punkten. Verdienter geht nicht", freute sich Seitz. Da lag eine ausgiebige Meisterfeiert mit mehr als 2.000 mitgereisten Fans in Erfurt noch vor dem 48-Jährigen und seiner Mannschaft. Und auch die ganzen Kaltgetränke beim lautstarken und feuchtfröhlichen Empfang der Meistermannschaft am späten Sonntagnachmittag im heimischen Bruno-Plache-Stadion waren noch nicht getrunken.
"Mit Havelse noch nicht beschäftigt"
Doch mit Blick auf die kommenden Tage wusste Seitz bereits: "Es gibt eine anstrengende Woche." Denn anders als nach der Meistersaison 2019/2020 soll 2025 auf den Jubel nicht die Ernüchterung folgen. Vor fünf Jahren scheiterte Lok in den Drittliga-Aufstiegsspielen am SC Verl – mit 2:2 und 1:1, also ohne Niederlage. Diesmal liegen vor Lok sogar drei wichtige Spiele: Vor den Aufstiegsspielen gegen Nord-Meister Havelse am 28. Mai vor heimischem Publikum und am 1. Juni im hohen Norden spielt Lok noch um den Landespokal in Sachsen. Am Samstag (24. Mai 2025) empfangen die Leipziger Drittligist Erzgebirge Aue.
"Ab Dienstag gilt es, das Pokalfinale und die Relegation vorzubereiten, um den ganz großen Wurf zu schaffen", blickt Seitz voraus. Stressig werden die anstehenden Tage nicht nur wegen des harten Programms mit drei Spielen in nur acht Tagen. Seitz muss den Relegations-Gegner erstmal kennenlernen: "Ich habe mich mit Havelse noch gar nicht beschäftigt, habe keine Spiele gesehen", sagt der Coach. Zum Pokalfinale gegen Aue weiß Seitz immerhin schon: "Aue ist Favorit. Wir haben aber nichts zu verlieren. Wir spielen zuhause vor 12.000 frenetischen Fans, die müssen uns pushen."

Lok krönte sich am Sonntag in Erfurt zum Regionalliga-Meister.
Sportdirektor Wachsmuth: "Highlight für alle"
Im aus Lok-Sicht besten Fall sind die Probstheidaer am 1. Juni Drittliga-Aufsteiger und als Landespokalsieger mit dem Ticket für den DFB-Pokal ausgestattet. "Das sind absolute Highlights für uns alle", blickt Lok-Sportdirektor Toni Wachsmuth voraus. Der 38-Jährige sagte zum Abschluss seiner ersten Regionalliga-Saison mit Lok und dem Gewinn der Meisterpokals: "Das war ein unfassbarer Moment. Dass wir Meister werden, hätte niemand gedacht. Ich war auch kurz sprachlos."
Ziane: "Das muss der Trainer überdenken"
"Leider sind wir noch nicht aufgestiegen. Das ist eine absolute Farce, das geht einfach nicht", mischte sich bei Lok-Kapitän und Torjäger Djamals Ziane auch Frust, dass man als Meister nicht direkt hoch geht. Gegen Havelse, die sich selbst augenzwinkernd als "erfolgreichsten und professionellsten Feierabendklub Deutschlands" bezeichnen, sieht der 33-jährige Lok nicht in der Favoritenrolle. "Es werden zwei Spiele auf Messers Schneide, jeder Meister hat eine hohe Qualität". Und auch Ziane beschäftigt sich wie Seitz bereits mit der Vorbereitung. Nach den ausgiebigen Meisterfeierlichkeiten und einem freien Montag will der Coach sein Team am Dienstag wiedersehen. "Ich glaube, der Trainer hat Frühtraining angesetzt. Das muss er vielleicht nochmal überdenken."
Dirk Hofmeister