Türk Gücü bejubelt den Halbfinalsieg gegen den FSV.

Hessenpokal Vor Hessenpokal-Finale: Türk Gücü Friedberg wittert seine Außenseiter-Chance

Stand: 25.05.2024 10:59 Uhr

Ein Hessenligist gegen einen Regionalligisten, Türk Gücü Friedberg gegen Kickers Offenbach: Die Rollen sind im Hessenpokal-Endspiel klar verteilt. Doch Friedberg gilt als Favoritenschreck und eingeschworener Haufen. Feiern will der Underdog in jedem Fall.

Die Vorzeichen vor dem Hessenpokal-Finale an diesem Samstag im Stadion am Bornheimer Hang (16.45 Uhr) scheinen klar: Türk Gücü Friedberg ist als Hessenligist gegen den Regionalligisten Kickers Offenbach der krasse Außenseiter. Wohl 6.000 Fans werden den OFC begleiten, 1.000 die als Heimteam eingeordneten Friedberger, die eine solche Kulisse nicht gewohnt sind. Aber Türk Gücüs Trainer Enis Dzihic sagt nicht ohne Selbstvertrauen gegenüber dem hr-sport: "Die Offenbacher trainieren unter Profi-Bedingungen, aber in 90 Minuten ist alles möglich. Meine Jungs werden alles raushauen."

Es gibt tatsächlich einige Mutmacher für den Underdog. Bereits im Halbfinale schalteten die Friedberger einen Regionalligisten aus, nämlich den KSV Hessen Kassel. Zudem kommen sie im Gegensatz zu den Kickers mit breiter Brust: Von den letzten sechs Ligaspielen haben sie fünf gewonnen. Im Tableau stehen die Friedberger auf Platz zwei hinter Gießen, das sich am Wochenende den Aufstieg sichern kann. Für die Friedberger könnte der Aufstieg über die Relegation gelingen.

"Wir sind eine Pokalmannschaft!"

Vorstandsmitglied Fatih Kaplan, zuständig für Organisation und Spielbetrieb, sagt gegenüber dem hr-sport: "Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon nach der Auslosung für das Achtelfinale daran geglaubt. Aufgrund des Turnierpfads standen unterklassige Gegner an, und ich spürte: Da könnte das Halbfinale und vielleicht das Finale klappen!" Die Mannschaft sei eine eingeschworene Einheit, die schon seit vier Jahren zusammenspiele. Und: "Wir sind eine Pokalmannschaft!"

Schon im vergangenen Jahr schnupperten die Friedberger im Pokal-Achtelfinale gegen den OFC an der Sensation, mussten sich aber trotz 1:0-Führung geschlagen geben. Erfahrung mit Profi-Gegnern versammeln die Friedberger ohnehin in ihren Reihen. Julian Dudda spielt nun schon seit sechs Jahren für den Klub, weist aber auch Erfahrung beim OFC aus. Zu einem Treffen mit dem Ex-Klub kommt es auch für Kapitän Daniel Henrich, der aus der Jugend der Kickers stammt. "Wir sind Underdog, die Offenbacher sind Profis und haben den Druck. Wir wollen für eine Sensation sorgen", betont Henrich.

Gefährliches Angriffs-Duo

Damit nicht genug der Expertise: Patrick Schorr spielte sogar für die TSG Hoffenheim in der Bundesliga, wenn auch nur für 23 Minuten in der Saison 2012/13. Für die Eintracht lief er einst in der U17 auf, auch für die Zweitvertretung von Mainz 05. Im Angriff vertraut Türk Gücü auf Noah Michel (25 Tore in 33 Spielen) und dahinter Toni Reljic (18 Tore in 32 Spielen). Beide waren auch die Torschützen im erfolgreichen Halbfinale, als Friedberg sensationell Hessen Kassel mit 2:1 rauskegelte.

Hessenpokal-Finale live im hr-Stream

Es geht um den Einzug in den DFB-Pokal: Beim Hessenpokal-Finale treffen am Samstag Regionalligist Kickers Offenbach und Türk Gücü Friedberg aus der Hessenliga aufeinander. Wir zeigen das Spiel ab 16.40 Uhr live im Stream auf hessenschau.de. In der ARD und auf sportschau.de gibt es Ausschnitte der Partie in der Konferenzschaltung.

Nun kann der Klub Geschichte schreiben: Erst drei Klubs aus dem Kreis Friedberg standen im Hessenpokal-Finale. Vor 51 Jahren gewann der FC Nieder-Florstadt bisher einmalig den Pott. Fünf Jahre vor der Jahrtausendwende musste sich der FV Bad Vilbel dem SC Neukirchen knapp mit 1:2 geschlagen geben. 2007 ging die bisher letzte Finalpartie mit hiesiger Note über die Bühne: Der KSV Klein-Karben unterlag dem SV Darmstadt 98 mit 0:3. Friedbergs Trainer Dzihic sagt: "Wir stehen erstmals im Finale in der Geschichte des Klubs, auch von der finanziellen Seite ist es für so einen kleinen Verein in der Wetterau eine riesige Sache."

Nur ein Türke in der Elf

Der Klub ist bekannt für seine familiäre Atmosphäre. Statt Bratwurst kann man sich bei den Heimspielen Köfte schmecken lassen. Türk Gücü wurde zwar einst ausschließlich von türkischen Gastarbeitern gegründet, fimiert nun aber als multi-kultureller Klub. Japaner, Engländer, Kroaten und vor allem Deutsche spielen in der Mannschaft. Nur ein Türke soll zuletzt auf dem Rasen gestanden haben, erzählt der Coach.

Vorstand Kaplan sagt: "Wir spiegeln die gesamte Gesellschaft wider." Und gibt auch gleich die Marschroute für den Finaltag aus: "Wir sind unglaublich stolz, dieses Finale gegen so einen Traditionsverein zu spielen. Die Jungs sollen diesen besonderen Tag einfach genießen." Egal wie es ausgeht - Mannschaft und Trainer treffen sich am Abend mit ihren Familien zum gemeinsamen Essen. Denn feiern können sich die Friedberger so oder so.