
Viele Nebenschauplätze vor Saisonfinale Eintracht Frankfurt Frauen: Zwischen Kür und "Rumoren"
Vor dem letzten Spieltag dreht sich bei den Eintracht Frankfurt Frauen viel um die künftige Ausrichtung des Clubs. Gar ein angebliches Rumoren wird thematisiert. Dabei gibt es doch "Grandioses" zu erreichen, wie Trainer Arnautis feststellt.
Irgendwann im Laufe dieser Pressekonferenz plusterte Niko Arnautis die Wangen auf, atmete tief ein und aus. Ruhig bleiben und Nerven bewahren, schien er sich selbst ins Oberstübchen einzutrichtern. Besser kein falsches Wort. Zwei Tage vor dem finalen Bundesligaspiel der Eintracht Frankfurt Frauen bei RB Leipzig (Sonntag, 14 Uhr) ging es eben kaum um jenes. Stattdessen: Hier einige Fragen zum bevorstehenden Personal-Umbruch im Sommer, dort weitere zu Budget- und Transferplanungen für die kommende Runde.
Arnautis also versuchte sich nicht locken zu lassen von den neugierigen Reporterinnen und Reportern, er wiegelte ab, immer wieder und wieder, sagte schließlich ganz allgemein: Angesichts der bereits feststehenden vierten Europapokal-Teilnahme in Serie müsse man "einfach ein bisschen mehr Positivität ausstrahlen. Es ist längst nicht alles negativ. Das ist nicht der Fall, weil es sonst keine Mannschaft in der Liga gibt, die sich so konstant in den vergangenen Jahren entwickelt hat."
Arnautis: "Es ist noch was möglich"
Platz drei in der Tabelle ist den Hessinnen nicht mehr zu nehmen, Platz zwei vor dem finalen Spieltag noch möglich. Dafür müsste die Eintracht in Leipzig jedoch mindestens einen Punkt mehr holen als Wolfsburg zu Hause gegen Leverkusen, die Frankfurterinnen haben es entsprechend nicht mehr in der eigenen Hand. Es habe zwar bisher keinen Kontakt nach Leverkusen gegeben, sagte Arnautis, "aber wenn Schützenhilfe gegeben wird, sind wir sicher spendabel".
Die eigene Aufgabe in Sachsen will der Coach mit vollem Fokus und absoluter Konzentration von seinem Team angegangen wissen. "Es ist noch nicht vorbei, es ist noch was möglich. Wir wollen Wolfsburg maximal unter Druck setzen und womöglich die Kür einfahren."
Zwischen Kür und Pflicht
Platz zwei, der den direkten Weg in die Champions-League-Ligaphase bedeuten würde, ist für Arnautis also die Kür. Rang drei, der zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt, war das Saisonziel. Doch genau darüber gibt es offenbar unterschiedliche Meinungen – gerade mit Blick auf die Ausgangslage.
Die Eintracht nämlich hatte sich mit einer bärenstarken Hinserie an die Spitze des Tableaus gesetzt, im zweiten Saisonteil jedoch zogen die großen Zwei aus München und Wolfsburg doch wieder vorbei. Gerade der Ausfall von Unterschiedsspielerin Barbara Dunst (Kreuzbandriss) schwächte die Frankfurterinnen sehr, zumal kein Ersatz verpflichtet wurde.
Kleinherne in Wolfsburg im Gespräch
Da für den Sommer schon sechs Abgängerinnen feststehen, darunter mit Torhüterin Stina Johannes (VfL Wolfsburg), „Baba“ Dunst (FC Bayern) und Kapitänin Tanja Pawollek drei absolute Stützen des Teams, und dem gegenüber erst zwei Verpflichtungen perfekt gemacht wurden (Torhüterin Sophia Winkler aus Essen, Offensivspielerin Erëleta Memeti aus Hoffenheim), schlussfolgerte schon der hr-sport im Wochenverlauf: "Eintracht-Frauen stehen vor kniffligem Sommer". Die FR ging nun noch einen Schritt weiter, titelte am Samstag sogar: "Rumoren bei der Eintracht".
Demnach sei die Eintracht laut Vorstandssprecher Axel Hellmann mit einer Summe von sechs Millionen Euro zwar "der erlösstärkste Club im deutschen Frauenfußball", doch das Budget für das Team solle trotzdem nicht gesteigert werden. Darüber hinaus sollten, so heißt es, zusätzlich noch Transferüberschüsse erzielt werden. Oder anders formuliert: Weitere Abgänge von namhaften Spielerinnen stehen im Raum, Nationalverteidigerin Sophia Kleinherne wird nicht umsonst in Wolfsburg gehandelt.
Kapitänin Pawollek zu Union Berlin?
Die FAZ schrieb derweil davon, dass über die Anstellung eines Sportdirektors (Arnautis erledigt diesen Job bisher in Personalunion) sowie die Einführung eines Honorierungssystems bei sportlichem Erfolg nachgedacht werde. Gerade in Sachen Gehälter ziehen andere Clubs offenbar gleich oder vorbei.
Mittelfeldspielerin Pawollek, die ihren Ende Juni auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte, könnte sich laut hr-sport-Infos etwa dem ambitionierten Aufsteiger Union Berlin anschließen. Alles in allem: recht viele Nebenschauplätze vor solch einem entscheidenden Spieltag. Gerade aus der Sicht eines Trainers.
Arnautis jedenfalls wiederholte am Freitag fast mantraartig, nicht auf dieser Pressekonferenz zu sitzen, "um Wasserstandsmeldungen über Budget oder Vertragskonstellation abzugeben". Stattdessen liege vor dem Team noch "etwas Grandioses", was es erreichen könne. Platz zwei, die Kür.