Eintracht Frankfurt

Das Eintracht-Remis in der Analyse: Kein Stürmer, keine Party Das Eintracht-Remis in der Analyse: Kein Stürmer, keine Party

Stand: 25.09.2023 07:19 Uhr

Eintracht Frankfurt hat den SC Freiburg im Griff, es fehlt aber ein Knipser, der für die Tore sorgt. So steht am Ende erneut ein Unentschieden, immerhin die jungen Spieler machen Spaß. Die Analyse in fünf Punkten.

Von Stephan Reich

Eintracht Frankfurt ist im Heimspiel gegen den SC Freiburg nicht über ein 0:0-Unentschieden hinausgekommen. Für die Hessen war es in der Liga das vierte Remis in Folge.

1. Djibril Sows überraschendes Comeback

Das Spiel war noch gar nicht angepfiffen, da gab es bereits den ersten kleinen Aufreger. Der Stadionsprecher rief die Aufstellung der Hessen ins Rund, die Menge brüllte die Spielernamen mit, da tauchte plötzlich, mit der Nummer acht, Djibril Sow auf der Anzeigetafel auf.

Ein sensationelles, unerwartetes Comeback des Schweizers? Oder doch eher ein technischer Fehler in der Stadionregie? Sow jedenfalls kickt längst in Sevilla, beim 0:0 gegen Osasuna am Samstag wurde er in der 85. Minute eingewechselt. Das Spiel in Frankfurt wurde entgegen anderslautender Meldungen auf dem Videowürfel dann tatsächlich auch ohne ihn angepfiffen.

2. 50/50-Entscheidung gegen den Brustlöser

Und es hätte ein Auftakt nach Maß werden können, wäre Aurelio Buta nach feinem Zuspiel von Omar Marmoush in der siebten Minute frei vor Freiburg-Keeper Noah Atubolu zum Abschluss gekommen. Buta kam im Laufduell mit Lukas Kübler allerdings zu Fall, ein leichter Schubser oben und ein leichter Kontakt unten reichten zwar für Buta, um zu Boden zu gehen. Nicht aber für Felix Zwayer, um auf Elfmeter zu pfeifen.

Eine umstrittene Entscheidung, schließlich war Buta im Vollsprint unterwegs, ein leichter Kontakt kann da durchaus genügen, um aus dem Tritt zu kommen. Zwayer und auch der VAR hätten die Szene also durchaus auch für die Eintracht bewerten können. Allein, taten sie nicht, der Eintracht ging so ein potentieller Brustlöser früh im Spiel flöten.

3. Kein Stürmer, keine Tore

Was umso bitterer war, weil das Spiel anschließend lief, wie die Spiele für Eintracht Frankfurt aktuell oft laufen: Bis zum Sechzehner sieht alles ganz manierlich aus, die Hessen haben viele gute Kicker in ihren Reihen, die mit der Kugel umzugehen wissen. Mehr noch: Gegen Freiburg hatte die Eintracht über 90 Minuten lang die Spielkontrolle, machte streckenweise vielleicht das beste Spiel der bisherigen Saison. "So, wie wir es spielen, macht es schon viel Freude. Wir machen schon sehr viel richtig", sagte Keeper Kevin Trapp nach dem Spiel. Auch Freiburgs Vincenzo Grifo gab unumwunden zu: "Frankfurt hat heute viel mehr vom Spiel gehabt."

Das Problem dabei: Zwingende Torchancen sind Mangelware. Der Eintracht fehlt schlicht eine echte Nummer neun, ein echter Mittelstürmer mit Mittelstürmer-Laufwegen, mit Mittelstürmer-Positionierung im Sechzehner, mit Mittelstürmer-Kopfballspiel bei Flanken, mit Mittelstürmer-Torriecher und Mittelstürmer-Durchsetzungsvermögen. Aber den gibt es seit dem Abgang von Randal Kolo Muani schlicht nicht mehr im Kader. Dass Nachwuchsstürmer Nacho Ferri zu seinem Profidebüt kam, kann man durchaus als Lohn für eine funktionierende Nachwuchsarbeit sehen. Man kann es angesichts der extrem dünnen Personaldecke im Sturmzentrum aber auch als Verzweiflungstat von Trainer Dino Toppmöller verstehen.

4. Die Jungen machen Spaß

Nacho Ferri machte seine Sache übrigens solide. Nach wenigen Sekunden auf dem Feld hielt er direkt mal drauf, auch wenn sein Schuss geblockt wurde. Insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Eintracht eine hochspannende Mannschaft zusammengestellt hat. In der Zentrale lieferte Hugo Larsson (19) eine blitzsaubere Partie ab, "er ist ein sehr talentierter, mutiger Spieler", lobte Nebenmann Ellyes Skhiri nach dem Spiel. Und in der Defensive war es mal wieder ein Genuss, Willian Pacho (21) an der Seite von Robin Koch und Tuta verteidigen zu sehen.

Auch Fares Chaibi (20) ließ aufblitzen, warum die Hessen ihn so unbedingt haben wollten. Selbiges gilt für Niels Nkounkou (22), der die ein oder andere gute Idee über Links hatte, wenngleich er in manchen Leichtsinns-Aktionen Erinnerungen an Constant Djakpa wachwerden lässt. Ihnen allen ist zuzutrauen, in dieser Saison einen ordentlichen Schritt nach vorne zu machen und die nächsten Kolo Muanis und Lindströms zu werden.

5. Ist das Glas halb leer oder halb voll?

Aber es fehlt eben, siehe Punkt drei, ein Stürmer, der die guten Ansätze der Hessen veredelt. Und so stellt sich die Frage, ob das Glas aktuell halb voll oder halb leer ist. "Die Jungs hinten machen es richtig gut, jetzt gilt es aber, uns nach vorne weiterzuentwickeln. Wir brauchen noch mehr Box-Präsenz", sagte Toppmöller nach der Partie, angesichts magerer vier Tore in fünf Bundesligaspielen hat er da absolut recht. "Die ganzen Unentschieden nerven irgendwann auch", so Toppmöller.

"Wir haben das fußballerisch ganz gut gemacht, aber die Zielstrebigkeit im letzten Drittel hat uns gefehlt. Wir werden kleine Schritte machen und das wird noch ein bisschen dauern", warb Krösche nach der Partie um Geduld. Aktuell tritt die Eintracht nach dem vierten Unentschieden in Folge aber eher auf der Stelle. Einen großen Schritt in der Tabelle könnten die Hessen in der kommenden Woche in Wolfsburg machen. Dabei würde aber sicherlich das ein oder andere Törchen helfen.