Sprengarbeiten am Gletscher in Sölden

BR24-Podcast Neureuther: Bagger in Sölden "Katastrophe für den Skisport"

Stand: 27.09.2023 14:50 Uhr

Die Bauarbeiten am Gletscher in Sölden beschäftigen Sportschau-Experte Felix Neureuther. Im BR24-Podcast "Pizza & Pommes" spricht er über seine Eindrücke.

Die Bilder gingen um die Welt: Bagger stehen dort, wo sich in wenigen Wochen die alpinen Skirennfahrer den Hang herunterstürzen werden, und präparieren die Piste. Das Problem: Die Baustelle befindet sich direkt am Söldener Rettenbachgletscher, wo das Eis seit Jahren zurückgeht und der in Gefahr steht, mittelfristig komplett zu verschwinden. Laut Greenpeace wurden bei den Bauarbeiten Teile des Eises abgetragen.

Für "Pizza & Pommes"-Host Felix Neureuther sind diese Bilder "für den Skisport eine Katastrophe". Im Gespräch mit dem ehemaligen österreichischen Skirennfahrer Philipp Schörghofer sagt er: "Ich war sprachlos aufgrund der Bilder. Die sind sehr verstörend und einfach nicht mehr zeitgemäß."

Schörghofer: Bauarbeiten an der Piste "eigentlich ein guter Gedanke"

Die verantwortlichen Pisten-Betreiber sehen das ganze anders: Greenpeace betreibe "nur noch böswillig" einen "Missbrauch der Fakten", entgegnete Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden. Schörghofer versteht die Argumentation aus Sölden: "Sie planen die Gletscher-Bauarbeitern so, um weniger Kunstschnee zu brauchen, um die Rennpiste wiederherzustellen. Das ist eigentlich ein guter Gedanke."

Dennoch sagt der zweimalige Mannschaftsweltmeister, den Neureuther aus der gemeinsamen Zeit im Skizirkus bestens kennt: "Seit 25-30 Jahren sind wir gemeinsam am Gletscher gewesen und ich habe jedes Jahr einen Bagger gesehen, also so abwegig ist das nicht, dass da Bagger herumstehen. Natürlich ist das Bild am Weltcuphang, wo sie Teile wegsprengen, wegbaggern, richtig schlecht."

Schörghofer: Weltcup-Kalender "geht nie um irgendeine Sinnhaftigkeit"

Für die beiden ehemaligen Athleten ist auch der frühe Zeitpunkt des Weltcupauftakts in Sölden in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zeitgemäß: "Wieso ist das Rennen so früh? Es geht nur darum, den Skitourismus anzukurbeln", sagt Schörghofer und führt aus: "Natürlich kann man das später machen, dann schneit es und alles ist weiß und alles ist super. Aber leider ist es nicht so. Am Ende des Tages wird der Weltcup-Kalender so gemacht, wie die Veranstalter es wollen, um Werbung zu machen für ein Skigebiet. Und hier geht es nie um irgendeine (nachhaltige) Sinnhaftigkeit."

Neureuther befürchtet, dass nun Proteste von Klimaaktivisten den Weltcup-Auftakt beeinträchtigen könnten: "Es werden sich wahrscheinlich beim Weltcup-Auftakt in Sölden Menschen auf die Straße kleben, Greenpeace wird eine Aktion starten", sagt Neureuther und hofft auf ein Umdenken des Ski-Weltverbandes FIS: "Irgendwann gehen dir die Argumente aus. Wieso checken sie es nicht, dass man mit dem Weltcup-Auftakt nach hinten gehen soll? Ich hoffe, dass jetzt ein Umdenken stattfindet, was den Kalender betrifft."

Die bisherigen Folgen aus der 1. Staffel von Pizza & Pommes gibt es in der ARD Audiothek.