Innenminister Herrmann, Ministerpräsident Söder und Oberbürgermeister Reiter im Olympiastadion

Konzept für Sommerspiele Olympia-Bewerbung - So will München punkten

Stand: 20.05.2025 16:52 Uhr

Alte Sportstätten, neue Wohnungen und U-Bahnlinien, kurze Wege: Die Staatsregierung steht hinter Münchens Konzept für Olympische Sommerspiele.

Von Petr Jerabek

Der bayerische Ministerpräsident kommt schnell zum Punkt: "Wir finden, die Olympischen Spiele sollten in München sein", sagt Markus Söder (CSU) nach der Sitzung seines Kabinetts. "Bayern gibt heute Rückendeckung für die Bewerbung Münchens." Landeshauptstadt und Freistaat machten ein "starkes Angebot für nachhaltige, gute, aber vor allem für sympathische" Spiele.

Statt wie sonst ins Prinz-Carl-Palais unweit der Staatskanzlei hat die Staatsregierung die Journalisten dieses Mal ins fünf Kilometer entfernte Olympiastadion eingeladen: Die vor einem halben Jahrhundert errichtete Arena steht sinnbildlich für das Konzept, mit dem München punkten will. "Wir müssen nicht alles neu machen, wir haben fast alles da", erläutert Söder. "Wir haben anders als andere Regionen und Länder mit Olympischen Spielen unsere Sportstätten nicht verkommen lassen, immer wieder genutzt."

Sportstätten von 1972 im Mittelpunkt

Das Olympiastadion soll nach 1972 auch 2036 oder 2040 Schauplatz von olympischen Wettbewerben und Feiern werden. "Wir wollen tatsächlich die 72er Sportstätten quasi neu starten", sagt dazu Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). So sollen auch in der Olympiaschießanlage in Garching, der Reitanlage in München-Riem, dem Eiskanal in Augsburg und der Regattastrecke in Oberschleißheim erneut Athleten um Olympia-Medaillen kämpfen. Da fast nur bestehende Sportstätten genutzt werden sollen, könnte München laut Reiter die "nachhaltigsten Olympischen Spiele" auf die Beine stellen, die je gegeben habe.

Kern des Konzepts ist ein "One Village Modell": Rund 90 Prozent der Sportstätten sollen in einem Radius von 30 Kilometern um den Olympiapark liegen. Die Bogenschützen sollen sich beispielsweise vor dem Schloss Schleißheim messen, Dressurreiter vor dem Schloss Nymphenburg. "Bessere Bilder gibt es gar nicht", schwärmt der Oberbürgermeister. Ein bisschen weiter wäre die Anreise für die Freiwasserschwimmer: Sie sollen im Starnberger See an den Start gehen. Lediglich für zwei Sportarten bräuchte es demnach temporär etwas Neues: für Radsport und Schwimmen.

Tausende neue Wohnungen

Neben der Begeisterung für Sport sprechen laut Reiter auch pragmatische Gründe für die Bewerbung: "Es gibt Geld für Infrastrukturprojekte, die wir sonst nicht lancieren könnten." Als Beispiele nennt der SPD-Politiker eine neue U4, die das Olympische Dorf im Nordosten Münchens anbinden würde, eine U9, einen S-Bahn-Nordring-Schluss, eine Beschleunigung des Baus der zweiten Münchner Stammstrecke.

Zudem müssten für Sportlerinnen, Sportler und Funktionäre mehrere tausend Wohnungen gebaut werden - "die dann nachher dauerhaft bleiben". Das wäre aus Reiters Sicht wichtig für den Kampf gegen den Wohnraummangel in München. "Wir können hier quasi einen kleinen neuen Stadtteil generieren."

Reiter hofft auf "positive Vibes"

Der OB erhofft sich von der Bewerbung "mehr positive Vibes" für seine Stadt. Vorher müssen aber einige Hürden gemeistert werden: Zunächst soll nächste Woche der Stadtrat einer Bewerbung zustimmen, für Oktober ist ein Bürgerentscheid geplant.

Im Jahr 2013 hatte die Bevölkerung bei vier Bürgerentscheiden in München, Garmisch-Partenkirchen sowie in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land eine Bewerbung um die Winterspiele 2022 abgelehnt. Reiter zeigt sich überzeugt, dass die Ausgangslage dieses Mal besser ist: Während Winterspiele in München ökologisch "schwierig" wären, habe die Landeshauptstadt für mögliche Sommerspiele ein "Nachhaltigkeits-Pfund".

Nur bei einem Ja der Münchner bleibt es bei der Bewerbung der Landeshauptstadt. Die Entscheidung, mit welcher Stadt oder Region Deutschland ins Rennen geht, soll bis Ende 2026 fallen. Neben München wollen Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr Konzepte einreichen. Söder mahnt schon mal, nicht nur "nach innerdeutschen Befindlichkeiten" zu entscheiden. Vielmehr gehe es darum, wer im Wettstreit mit Rom oder Madrid die besten Chancen habe. München biete eine Mischung aus hoher Bekanntheit, Sympathie und einer leistungsfähigen Organisationskraft. Auch sei Bayern das sicherste Land in der Bundesrepublik.

Grüne fordern "volle Kostentransparenz"

Der Grünen-Sportexperte im Landtag, Max Deisenhofer, fordert Stadtspitze und Staatsregierung auf, rechtzeitig vor dem Bürgerentscheid die richtigen Weichen zu stellen: "Ein Bürgerentscheid, den wir als Grüne erfolgreich eingefordert haben, wird nur dann positiv ausgehen, wenn möglichst viele Menschen von der Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele profitieren." Dazu gehöre auch eine faire Finanzierungsverteilung zwischen Bund, Land und Stadt sowie eine volle Kostentransparenz.

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Quelle: BR24 im BR Fernsehen 20.05.2025 - 18:30 Uhr