Philipp Nawrath (l.) und Franziska Preuß

BR24 Sport Hoffnung für Winter? Nawrath und Preuß mit starker Biathlon-DM

Stand: 10.09.2023 15:02 Uhr

Bei den deutschen Biathlon-Meisterschaften in Ruhpolding zeigen zwei Rückkehrer aus Bayern starke Leistungen: Philipp Nawrath und Franziska Preuß. So macht der Sommer schon Hoffnung für den Winter - denn die Ergebnisse haben ihre Aussagekraft.

Von Johannes Kirchmeier

Wen man auch fragt bei den Deutschen Biathlon-Meisterschaften in Ruhpolding an diesem Wochenende, die Antwort ist einhellig: Nein, Sommerbiathlon ist definitiv nicht so schön wie Winterbiathlon - es ist heiß, anstrengend, nun ja, und die Skier gleiten im Winter halt auch schöner, sind so die Antworten. Und: Die kalte Jahreszeit bietet halt nun mal "das richtige Biathlon", finden Athleten, aber auch der DSV-Direktor Wolfgang Maier. Das heißt jedoch nicht, dass sie das Sommerbiathlon nicht ehren.

Schließlich wird der Wintersportler eben vor allem im Sommer gemacht - und gerade "die Achillesferse" (Maier) der Deutschen zuletzt, das Schießen können sie so oder so üben. Zudem sind die deutschen Meisterschaften in Ruhpolding auf Rollskiern durchaus aussagekräftig: "Wenn man eine gute deutsche Meisterschaft schon mal aufs Trapez zaubert, sind die Vorzeichen schon mal richtig gut", sagt die Ex-Biathletin Denise Herrmann-Wick am Rande der DM.

Vor einem Jahr war in Ruhpolding noch die Sommerbiathlon-WM

In den vergangenen Jahren waren etwa Erik Lesser, Roman Rees oder Simon Schempp unter den Titelträgern, Weltmeister vor einem Jahr in Ruhpolding waren unter anderem der starke Schwede Sebastian Samuelsson und die Italienerinnen Dorothea Wierer und Lisa Vittozzi, die dann an diesen Schwung prächtige Leistungen im Winter anknüpften.

Bis auf ein paar Ausnahmen haben die Biathletinnen und Biathleten seit Mai im Stillen trainiert. Am Wochenende nun erlebten sie diesen echten Härtetest. "Der Roller ist für uns das Haupttrainingsmittel, deswegen ist es auch wichtig auf dem Roller dann auch Wettkämpfe zu machen", sagt etwa die Weltcup-Starterin Sophia Schneider vom SV Oberteisendorf, die Sprint- und Verfolgungs-Silber gewann, zu BR24Sport. "Damit kann man es einfach am besten wie im Winter simulieren. Und im Training kann man kein Wettkampfgefühl erzeugen. Darum sind die Sommerwettkämpfe so wichtig für die Vorbereitung auf den Winter."

Ex-Biathletin Herrmann-Wick lobt Preuß

Dabei deuteten sich durchaus zwei Gewinner des Wochenendes an, die beide erst wieder zurückkehrten. Philipp Nawrath (1x Gold, 2x Silber hinter Benedikt Doll) nach einem Fußbruch im Mai - und die Allesgewinnerin Franziska Preuß nach einer Auszeit nach mehreren Verletzungen und Krankheiten. "Das freut mich jetzt selber sehr", sagte Preuß im Interview mit BR24Sport.

Die Oberbayerin merkt direkt, dass sie wieder an der Weltspitze mitkämpfen kann. "Für die Franzi ist es persönlich richtig gut. Der Aufbau passt sehr gut, das gibt ihr Selbstvertrauen und bis zum Winter ist noch ein bisschen Zeit", sagte Herrmann-Wick.

Zobel-Ultras feuern ihren Athleten an

Die Lücke, die sie mit ihrem Rücktritt nach der vergangenen Saison hinterlässt, war natürlich ein Thema am Wochenende in der Hitze der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena. Sie selbst traut Preuß zu, dass sie als Führungsfigur in die Saison gehen kann, schließlich habe sie "viel mehr Weltcup-Erfahrung, als ich je hatte". Auch Schneider sieht am ehesten Preuß in einer solchen Rolle. Die selbst findet dagegen, es brauche vielleicht gar keine Anführerin.

Es war ein wenig auch ein Klassentreffen der deutschen Biathlon-Szene. Da war ja nicht nur Herrmann-Wick. Da waren auch andere Ehemalige wie Franziska Hildebrand, Petra Behle, Simon Schempp oder Fritz Fischer. Allen hats noch ein wenig gejuckt in den Fingern und den Füßen.

Ein paar Hundert Fans feuerten die stärksten deutschen Biathleten an, darunter sehr prominent die David-Zobel-Ultras des gebürtigen Starnbergers, die sich auch aus Arnd Peiffers Fanclub nach dessen Karriereende rekrutierten und zuletzt auch eine große Sommer-Party feierten. In Ruhpolding hatten sie aber weniger Grund zur Freude, da waren Doll und Nawrath die bestimmenden Männer.

Nawrath lässt sich auch von Schießfehlern nicht stören

Nawrath, Sieger am Freitag im Einzel, war am Samstag sowie Sonntag trotz vieler Liegendschießfehler schon wieder auf dem Podium. Das tat dem Allgäuer gut nach seinem Fußbruch im Mai. Am Samstag meinte er: "Ich bin von dem Rennen wieder sehr positiv überrascht. Mit drei Fehlern ist es wirklich nicht optimal. Dennoch habe ich noch einmal einen starken Fight auf der Runde geliefert."

Nahezu gar keinen Schmerz verspürt der Allgäuer mittlerweile mehr. "Ich bin super happy, dass es so verheilt ist. Es war jetzt nicht die größte Verletzung, aber dennoch war es ein Bruch, der klar zu erkennen ist."

Er war also unter den einigen Weltcup-Athleten, die mit positiven Gefühlen in die weitere Vorbereitung für den Winter gehen und bestenfalls den Schwung direkt mitnehmen konnten. Am 25. November startet der Weltcup in Östersund in Schweden. Janina Hettich-Walz, die am Sonntag Bronze in der Verfolgung erreichte und letztlich mit einer Medaille um den Hals abreisen konnte, sagte: "Das gibt schon Sicherheit, dass man gut trainiert hat, dass die Vorbereitung passt." Sie gab dem unglücklicheren Rest aber auch ein paar versöhnlich Worte mit: "Wenn es im Sommer phasenweise mal nicht so läuft, wie man es sich vorstellt, dann darf man nicht den Kopf in den Sand stecken, weil es im Winter manchmal doch wieder anders aussieht."

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Quelle: BR24Sport 09.09.2023 - 18:30 Uhr