Hermann Gerland und Jérôme Boateng

Umstrittener Ex-Nationalspieler FC Bayern München: Bedenken bei Boateng

Stand: 02.10.2023 08:51 Uhr

Jérôme Boateng trainiert beim FC Bayern München, soll eventuell die Abwehr stärken. Neben der sportlichen Komponente gibt es unter Fans Bedenken, ob Boateng wegen seines Verhaltens außerhalb des Platzes in Frage kommt.

Von Bernd R. Eberwein

Die Abwehrprobleme beim FC Bayern sind offensichtlich. Die Defensivreihe des deutschen Rekordmeisters wirkt alles andere als sattelfest. Auch beim 2:2 bei RB Leipzig ließen Min-jae Kim, Dayot Upamecano & Co. leichte Gegentore zu.

"Wenn sie ihre Abwehrprobleme nicht in den Griff bekommen, wird es eine zähe Saison werden", sagte Markus Babbel, ehemaliger FC-Bayern-Spiel in Blickpunkt Sport im BR Fernsehen. Auch der langjährige FC-Bayern-Co-Trainer Hermann Gerland sieht in der wackeligen Abwehr die Achillesferse: "Sie haben im hinteren Bereich schon Probleme, die Saison ist lang."

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Spekulationen um Jérôme Boateng

Umso munterer wird seit diesem Wochenende spekuliert, ob der FC Bayern in der Defensivreihe noch einmal nachlegt - weil ein illustrer Trainingsgast aufgetaucht ist: Jérôme Boateng, neunmaliger Deutscher Meister, zwei Mal Triple-Sieger mit den Münchnern und Weltmeister 2014.

Von 2011 bis 2021 spielte Boateng in München, danach ging es zu Olympique Lyon und dort sportlich bergab. Zuletzt wurde sein Vertrag nicht verlängert, derzeit ist Boateng ohne Klub - und könnte somit direkt verpflichtet werden. Ein Haken dabei: Wie fit ist Boateng?

Gerland: "Boateng hat sensationell gespielt"

Geht es nach Gerland, ist das die zentrale - und auch einzige - Frage, die sich der FC Bayern vor einer möglichen Verpflichtung stellen muss. Ansonsten ist der langjährige FC-Bayern-Coach noch immer vom mittlerweile 35-jährigen Boateng überzeugt, "wenn er in einer erstklassigen Verfassung ist. (...) Er war ein erstklassiger Spieler, hat sensationell gespielt. Wenn er auf dem Niveau ist, wie ich ihn kenne, kann er Bayern München helfen."

Doch neben der sportlichen Komponente gibt es besonders von Fans große Bedenken, ob Boateng wegen seines Verhaltens außerhalb des Fußballplatzes überhaupt als FC-Bayern-Spieler in Frage kommt. Das Bayerische Oberste Landesgericht hob erst vor Kurzem die Verurteilung Boatengs wegen Körperverletzung und Beleidigung auf - wegen formeller Fehler. Der 35-Jährige war im November vergangenen Jahres wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin zu einer Geldstrafe von insgesamt 1,2 Millionen Euro verurteilt worden. Der Prozess wird nun ein weiteres Mal aufgerollt.

Geht es nach Sportdirektor Christoph Freund spielt das Verfahren gegen Boateng keine Rolle. Das sei wegen Körperverletzung sei "aktuell ausgesetzt, und darum ist das seine private Geschichte und kein großes Thema für uns". Es gelte "die Unschuldsvermutung". Das Ziel sei, bis Ende der Woche über eine Rückkehr des 35-Jährigen zum FC Bayern zu entscheiden.

Babbel: Dünne Personaldecke nicht "Bayern-like"

Unabhängig von der Personalie Boateng gab's aber auch reichlich Kritik am FC Bayern in der vergangenen Transferperiode. "Sie haben sich zu dünn aufgestellt", monierte Babbel grundsätzlich: "Du hattest genügend Zeit, einen optimalen Kader zusammenzustellen. Das ist enttäuschend, das ist nicht Bayern-like. Normalerweise haben sie ja immer diese Weitsicht."

Kommt Max Eberl als neue Verstärkung?

Umso spannender: Während beim FC Bayern über die Defensivprobleme debattiert wird - und eine vermeintlich schwache Transferpolitik - kommt mit Max Eberl ein neuer Name als möglicher Sportdirektor auf. Eberl wurde überraschend bei RB Leipzig suspendiert, der gebürtige Münchner gilt als guter Freund von FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß.

Eberl zum FC Bayern, da sind sich Babbel und Gerland einig, wäre genau der richtige Mann, um solche Probleme wie die dünne Abwehr-Personaldecke gar nicht aufkommen zu lassen.

"Für mich würde es total Sinn machen", sagte Babbel: "Max hat sich über die Jahrzehnte zu einem der Top-Manager der Bundesliga hochgearbeitet. Er ist Münchner, hat in diesem Verein gespielt. Es wäre der logische Schritt, wenn Bayern ihn auch haben will." Gerland ergänzte knapp: "Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Er hat großartige Fähigkeiten und das über Jahrzehnte in Gladbach bewiesen und in der kurzen Zeit auch in Leipzig."