FC-Bayern-Präsident Herbert Hainer, Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic

Personalbeben FC Bayern kontra Kahn - es droht ein schmutziges Nachspiel

Stand: 28.05.2023 15:52 Uhr

Einen Tag nach der Trennung von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic erklärte Bayern-Präsident Herbert Hainer Details. Ex-Vorstandschef Kahn soll seine Abberufung "sehr emotional" aufgenommen haben, es droht ein Rosenkrieg.

Von Bernd R. Eberwein

Die Trennung des FC Bayern von Oliver Kahn scheint alles andere als harmonisch verlaufen zu sein. Präsident Herbert Hainer erläuterte einen Tag nach dem Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft den Ablauf - und ließ den ehemaligen Vorstandschef in keinem guten Licht stehen.

Bereits am Donnerstag hätten Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß die Gespräche mit Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic, vom dem sich der Klub ebenfalls getrennt hat, gesucht. Die Entscheidung, beide Positionen neu zu besetzen, stand da schon fest.

Meistertitel und Personalbeben mit Nachspiel

Sportschau, 28.05.2023 17:40 Uhr

Die "Warnsignale" beim FC Bayern

"Wir haben Warnsignale auf und außerhalb des Platzes gesehen. Wir wollen Ende der Saison einen Neustart wagen", sagte Hainer zur Begründung. Ein Austausch mit sportlicher Leitung und Aufsichtsrat habe diesbezüglich stattgefunden.

Frühzeitige Gespräche mit Kahn und Salihamidzic

Die Gespräche mit Kahn und Salihamidzic waren laut Hainer angesetzt, "weil wir es den beiden Betroffenen so früh sagen wollten, dass sich beide Gedanken machen können." Das Ziel des FC Bayern: Beiden "verdienten Ikonen" einen stilvollen Abschied zu ermöglichen, einen Abschied "mit Respekt und Anstand", wie es Hainer formulierte.

Die Reaktion allerdings war wohl extrem unterschiedlich. "Mit Hasan hat das sehr gut geklappt, wir haben einvernehmlich vereinbart, dass er mit nach Köln geht", sagte Hainer, Salihamidzic habe darum gebeten, sich persönlich von der Mannschaft verabschieden zu dürfen.

Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Trennung - unmittelbar nach dem Gewinn der Meisterschaft - erklärte Hainer, dass Trainer und Spieler zeitnah nach dem letzten Spiel in den Urlaub reisen. Hinzu kam dann eben auch noch der "Wunsch von Hasan, dass er sich von der Mannschaft verabschieden kann".

Kahns offizielle Abberufung am Freitag

Das Gespräch mit Kahn sei dagegen "leider nicht so gut gelaufen", Kahn "war sehr emotional", so Hainer weiter. Deshalb habe es im Anschluss eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats gegeben, in der man Kahns "Abberufung beschlossen" habe: "Deshalb konnte er nicht mit nach Köln gehen."

Hainer "verwundert" über Tweet von Oliver Kahn

Die Personalie Kahn wird wohl auch weiterhin für Verwirrung sorgen, weil der ehemalige Vorstandschef wie Twitter Mitteilungen veröffentlichte, die den Aussagen von Hainer widersprechen.

Am Samstag war zunächst kommuniziert worden, dass Kahn wegen einer Grippe nicht mit nach Köln reisen kann. Der ehemalige Torwart selbst teilte allerdings mit, ihm sei es vom Klub "untersagt" worden, nach Köln zu kommen.

Das twitterte Oliver Kahn

Unmittelbar vor der sonntäglichen Pressekonferenz mit Hainer und dem neuen Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte sich Kahn dann erneut bei Twitter zu Wort gemeldet. "Die Behauptung, dass ich ausgerastet bin, als ich über die Abberufung informiert wurde, stimmt definitiv nicht. Ich habe am Freitag einen Anruf von Herbert Hainer bekommen, in welchem mir die Entscheidung mitgeteilt wurde. Es war ein ruhiges und sachliches Gespräch", twitterte er.

Und weiter: "Ich habe mich lediglich über diesen Aktionismus gewundert, warum diese Entscheidung nun vorgezogen wurde. Am Samstagmorgen habe ich die Mitteilung erhalten, dass ich nicht mit zum Spiel kann. Auch diese Entscheidung habe ich ruhig entgegen genommen. Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich freue mich wahnsinnig über diese Meisterschaft und freue mich für Mannschaft, Trainer und unsere Fans."

Hainer: Kahn hat sich nicht mehr gemeldet

Hainer konterte dies nochmal mit dem genauen Ablauf: Er und Hoeneß hätten bereits am Donnerstag um 11 Uhr mit Kahn gesprochen. Das Gespräch sei "ruhig und sachlich" gewesen. Danach habe sich Kahn allerdings nicht mehr gemeldet, "weshalb wir uns am Freitag als Aufsichtsrat zusammensetzen mussten." Die Konsequenzen sind bekannt: "Wenn gewisse Dinge getan werden müssen, muss der Aufsichtsrat handeln."

Hainer will "respektvoll" mit Kahn umgehen

Die vermeintliche Grippe Kahns konnte Hainer bestätigen: "Er hat uns am Samstagmittag mitgeteilt, dass er eine Sommergrippe hat und im Bett liegt", sagte Hainer, "das haben wir auf unserem Handy."

Von Seiten des FC Bayern will Hainer nicht jede Aussage, jeden Tweet kommentieren: "Wir werden mit Oliver Kahn respektvoll umgehen, aber da gehören immer beide Seiten dazu."

Herbert Hainer (l.) und Uli Hoeneß

Quelle: Blickpunkt Sport
28.05.2023 - 21:45 Uhr