Die DFB-Frauen nach der Niederlage gegen Dänemark

BR24 Sport Erstes Endspiel um Olympia: DFB-Frauen mit dem Rücken zur Wand

Stand: 26.09.2023 14:06 Uhr

Nach der 0:2-Niederlage gegen Dänemark steht die deutschen Frauennationalmannschaft mit dem Rücken zur Wand. Damit der Olympia-Traum lebt, muss das DFB-Team gegen Island gewinnen. Verhindern will das FC-Bayern-Kapitänin Glódís Viggósdóttir.

Von Raphael Weiss

Nach verpatzten Turnieren stehen in der Nationalmannschaft oft schwierige Personalentscheidungen an. Der geschasste Männer-Bundestrainer Hansi Flick kann davon ein Lied singen. Und auch bei der DFB-Elf der Frauen bahnt sich ein schwieriger Abschied an. Ein prominentes Mitglied der DFB-Frauen hat beim Nations-League-Duell gegen Island in Bochum offiziell seinen letzten Auftritt.

Waru, der gehäkelte Koala von FC-Bayern-Spielerin Klara Bühl, sollte der Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland Glück bringen. Eine Aufgabe, an der er spektakulär gescheitert ist. Deutschland schied in der Vorrunde aus und so gibt es nun erste Konsequenzen: "Er wird in Bochum auf jeden Fall nochmal da sein und danach ins Deutsche Fußballmuseum kommen", verkündete Bühl.

Olympia-Qualifikation, Trainerfrage - DFB-Frauen vor ungewisser Zukunft

Ob es bei diesem einen Abschied bleibt, ist zu bezweifeln. Die Zukunft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist weiter ungewiss. Krankheitsbedingt verpasste die 55-Jährige, die seit 2018 bei der Nationalmannschaft an der Seitenlinie steht, das mit "Wiedergutmachung" betitelte erste Pflichtspiel nach dem WM-Debakel. Es endete mit einem 0:2 gegen Dänemark und damit ist es bei der Nationalmannschaft aktuell alles andere als "wieder gut". Nach nur einem Spiel schwebt schon das nächste Damoklesschwert über Fußball-Deutschland. Den DFB-Frauen droht, das Verpassen der Olympia-Qualifikation. Sollte es dazu kommen, könnte auch eine Reihe verdienter Nationalspielerinnen - darunter Kapitänin Alexandra Popp - dem Team den Rücken kehren.

Soll es zu diesem Szenario nicht kommen, muss gegen Island also ein Sieg her. Denn in der Nations League zieht nur der Gruppensieger in die Endrunde ein und kämpft um die zwei Tickets, die für die europäischen Teams bei den Olympischen Spielen 2024 vorgesehen sind. Mit einer Niederlage gegen Island wäre man schon sechs Punkte von Island und wohl auch von Dänemark entfernt. Ein kaum mehr einzuholender Rückstand.

Lahmende Offensive trifft auf Glódís Viggósdóttir

Damit es dazu nicht kommt, braucht das Team von Interims-Trainerin Britta Carlson vor allen Dingen Tore. Doch die Offensive um Popp und die FC-Bayern-Spielerinnen Bühl, Sydney Lohmann und Jokerin Lea Schüller will seit Monaten nicht in Fahrt kommen. Langsames Angriffsspiel, viel Querpässe, kaum Ideen, wenig Verantwortungsbewusstsein, zählte Carlsson die Probleme ihrer Mannschaft auf. Die müsste gegen Island zumindest teilweise behoben werden.

Zumal auf der anderen Seite eine Verteidigerin steht, deren Spezialität es ist, ihre Gegnerinnen genau vor diese Probleme zu stellen. Glódís Viggósdóttir trägt nicht nur in der isländischen Nationalmannschaft die Kapitänsbinde, sondern auch beim FC Bayern. Seit 2021 steht sie dort unter Vertrag und hat sich in dieser Zeit den Ruf als eine der besten Innenverteidigerinnen der Bundesliga aufgebaut.

Abwehrspielerin mit Torgefahr

Ihre körperliche und robuste Zweikampfführung gepaart mit einer guten Übersicht und klaren Ansagen ist eine Kombination, die es so in Deutschlands höchster Spielklasse bislang nicht gab. Und gerade in engen Spielen kann die 28-Jährige auch auf der anderen Seite des Feldes für die Entscheidung sorgen, was sie auch beim 1:0-Sieg über Wales gezeigt hatte, wo sie per Kopfball das einzige Tor des Spiels beisteuern konnte.

Wie viel Gegenwehr Island tatsächlich leisten kann, wird abzuwarten sein. Zwar findet man in der ersten Elf viele Spielerinnen, die in großen europäischen Vereinen untergekommen sind, darunter auch VfL-Wolfsburg-Stürmerin Sveindís Jónsdóttir, die jedoch verletzt fehlt. Doch tief ist der Kader nicht. In der zweiten Reihe tummeln sich viele Spielerinnen aus der heimischen Liga, die nur aus sechs Mannschaften besteht. Dafür gilt die Mannschaft als eingeschworene Truppe, die kompakt verteidigt und mit Viggósdóttir eine klare Anführerin hat. So bissen sich in der WM-Qualifikation auch Frankreich, Italien und Belgien die Zähne an den Isländerinnen aus. Die Niederlande konnte nur knapp mit 1:0 gewinnen.

15.000 Zuschauer sehen das erste Endspiel um Olympia

Ein Ergebnis, das aktuell wohl auch das DFB-Team unterschreiben würde. Es geht darum, drei Punkte zu holen, irgendwie. Die Nationalmannschaft will diese Schwächephase und die unsichere Zukunft um Martina Voss-Tecklenburg überstehen und zumindest die Chance auf das Ziel Olympia-Teilnahme wahren. Sollte das an diesem Dienstag vor 15.000 Zuschauern in Bochum nicht klappen, Waru würde wohl als das erfolgloseste Maskottchen in der Geschichte des DFB eingehen.

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Quelle: BR24Sport im Radio 26.09.2023 - 10:54 Uhr