Jasper Philipsen
Tourreporter

Tour de France Sprintsieg in Bayonne - die Jury entscheidet für Philipsen

Stand: 03.07.2023 22:12 Uhr

Jasper Philipsen gewinnt in Bayonne den ersten Sprint bei der diesjährigen Tour de France. Doch er muss lange warten, bis die Jury ihn zum Sieger erklärt. Die Streckenführung steht in der Kritik.

Von Michael Ostermann, Bayonne

Zwanzig Minuten sind eine lange Zeit, um die Emotionen zu sortieren. Jasper Philipsen hatte die Faust geballt, einen Jubelschrei ausgestoßen und hatte sich von Fotografen und TV-Kameras umringen lassen. Aber als Sieger fühlen durfte er sich dann erstmal doch nicht.

Philipsen musste warten, bis das Ergebnis der 3. Etappe nach Bayonne auf der Straße offiziell bestätigt wurde. Denn die Jury begutachtete den Sprint des Belgiers auf etwaige Abweichungen von der Ideallinie. Hatte er seinen Landsmann Wout van Aert blockiert, der deswegen nur als Fünfter über den Zielstrich gerollt war?

Diskussionen um den Sprint von Philipsen

Sportschau, 03.07.2023 18:32 Uhr

Kritik an der Zielgeraden

Nach 20 Minuten am Bildschirm entschieden die Kommissäre dann: Alles sauber, das Ergebnis bleibt bestehen. Und der Sieger des ersten Massensprints war, wenig verwunderlich, auch der Meinung, dass sein Sprint keine Beanstandung verdiente. "Bei der Tour de France gibt es keine Geschenke, für niemanden", erklärte Philipsen. "Es war ein schwieriges Finale mit einer leichten S-Kurve, und ich habe einfach versucht, den kürzesten Weg ins Ziel zu nehmen."

Philipsen - "Ich habe versucht, die Ideallinie zu nehmen"

Sportschau, 03.07.2023 18:55 Uhr

Und damit war man mittendrin in einer Diskussion über die Streckenführung dieser ersten Sprintankunft. Zwei Kilometer vor dem Ziel hatten die Organisatoren eine Haarnadelkurve eingebaut, und dann verliefen die letzten 300 Meter mit einer leichten Linkskurve und einem angedeuteten Rechtsknick.

"Schwer zu sagen, ob Jaspers Sprint fair war", sagte van Aert. Er habe versucht, rechts vorbeizuziehen, habe dann aber erst Philipsen und dann auch die Zuschauer an der Barriere berührt. "Dadurch konnte ich auf den letzten 50 Metern meinen Sprint nicht durchziehen." Beim Team Jumbo-Visma verwiesen sie darauf, dass die letzten 200 Meter bei einem Sprintfinale laut UCI-Regularien gerade sein müssten. "Das war nicht der Fall", sagte der sportliche Leiter der Equipe, Arthur Van Dongen.

Selbstbewusster erster Tour-Sprint von Bauhaus

Auch Europameister Fabio Jakobsen, der den Sprint als Vierter beendete, war nicht einverstanden mit der Streckenführung. "Es war rechts, links, rechts, links und dann auch auf den letzten 500 Metern erst links und dann rechts rüber. Es kann doch nicht so schwer sein, eine gerade Straße in Frankreich zu finden", klagte der Niederländer, dessen Frust aber auch daher rührte, dass sein Sprintzug sich auf dem letzten Kilometer verloren hatte. "Das können wir besser", sagte Jakobsen.

Sportschau Tourfunk, 03.07.2023 19:44 Uhr

Man hätte auch gerne gewusst, was Phil Bauhaus über das alles dachte, der ja zum Sieger der Etappe in Bayonne geworden wäre, wenn Philipsens Sprint als nicht korrekt eingestuft worden wäre von der Jury. Aber das Team Bahrain-Victorious gibt der ARD derzeit wegen einer Berichterstattung am vergangenen Wochenende keine Interviews.

Festhalten lässt sich aber auch so, dass Bauhaus – trotz aller Hektik – bei seinem ersten Sprint überhaupt bei der Tour de France die Nerven behielt und beeindruckend selbstbewusst sprintete. Ein Zeichen dafür, dass er den angestrebten Etappensieg durchaus schaffen kann.

Philipsen jetzt Favorit für die Sprints

Die nächste Gelegenheit bietet sich ihm und allen anderen Sprintern schon am Dienstag (04.07.2023) auf der vierten Etappe von Dax nach Nogaro. Dort endet das Teilstück auf der Rennstrecke Paul Armagnac. Auf den letzten drei Kilometern gibt es wieder viele Kurven, aber die letzten 800 Meter sind dann schnurgerade.

Philipsen gilt jetzt als Favorit: Beim Etappensieg in Bayonne war er der Schnellste, der Druck ist jetzt weg, und sein Sprintzug mit den schnellen Vorbereitern Jonas Rickaert und Mathieu van der Poel eine Bank. "Wenn Mathieu Platz hat, dann hat er auf jeden Fall den Speed", sagte Philipsen. "Da kommt kein anderer Sprintzug vorbei."