Die DFL sucht eine neue Geschäftsführung.

Umbruch DFL plant mit mehrköpfiger Führung

Stand: 07.06.2023 15:56 Uhr

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will die Geschäftsführung wieder mehreren Personen anvertrauen. Die Zeit für Liga-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke drängt.

Wer sich noch zurückerinnert: Als die Deutsche Fußball Liga (DFL) zum 1. Juli 2001 mit ihrer eigenen GmbH startete, übernahm Wilfried Straub den Vorsitz der Geschäftsführung, Heribert Bruchhagen wurde Geschäftsführer für den Spielbetrieb, Christian Müller zeichnete für die Bereiche Finanzen und Lizenzierung verantwortlich, Michael Pfad für den Bereich Kommunikation.

Christian Seifert hatte alle Strippen allein in der Hand

Eine Konstruktion, die die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilte. Es spricht durchaus einiges dafür, dass sich die DFL in der größten Krise seit ihrem Bestehen wieder an dieser alten Struktur orientiert. Eine mehrköpfige Lösung ist die derzeit favorisierte Lösung für den mächtigen Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke nach dem gescheiterten Experiment mit Donata Hopfen als allein verantwortlicher DFL-Chefin. 

Ihr Vorgänger Christian Seifert hatte in seiner erfolgreichen Amtszeit immer mehr Macht angehäuft, allerdings wurde bei der Übergabe versäumt, dessen vielfältige Aufgaben zu verteilen. Gerade auch durch sein Krisenmanagement in der Corona-Pandemie hatte Seifert am Ende alle Strippen fast alleine in der Hand.

Als ein Favorit auf eine interne Beförderung zum Geschäftsführer gilt Steffen Merkel, derzeit Mitglied der DFL-Geschäftsleitung und zuständig für TV-Rechte. Ein weiterer Kandidat könnte Marc Lenz sein, derzeit DFL-Direktor Unternehmensstrategie & Internationale Angelegenheiten. Darüber wird bei einer Sitzung des Aufsichtsrates und des Präsidiums am Mittwoch (07.06.2023) gesprochen.

Holger Blask wird wohl nicht zurückkehren

Die Neubesetzung der Führungspositionen fällt in eine heikle Phase: Der Ligaverbund mit seinen 36 Einzelteilen – vom SV Elversberg bis zum FC Bayern München - ist zerstritten wie nie zuvor, erzählen Insider. Die Fliehkräfte sind enorm. Nach dem gescheiterten Einstieg eines Investors hat zuletzt auch der in den Aufsichtsrat zurückgekehrte Karl-Heinz Rummenigge den Ligaverband in seiner jetzigen Form infrage gestellt und unverhohlen mit dem Ende der Zentralvermarktung gedroht.

Zuletzt war auch über Seiferts ehemaligen Mitarbeiter Holger Blask nachgedacht worden, der bis 2020 bei der DFL arbeitete, seitdem aber beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb tätig ist. Der Netzwerker ist in alle Kniffe einer Ausschreibung eingeweiht. Und der Anspruch ist enorm, wenn zu Beginn des nächsten Jahres die TV-Rechte der beiden Bundesligen für die Periode von 2025 bis 2029 auf den Markt kommen.

Doch Blask wird nicht zur DFL zurückkommen, heißt es. Die "Frankfurter Rundschau" brachte nun Carsten Cramer ins Spiel, der als Geschäftsführer für Marketing bei Borussia Dortmund eng mit Watzke zusammenarbeitet. Es scheint nach Informationen der Sportschau fraglich, ob der Ligaverband zulässt, dass zwei BVB-Funktionäre an den Schalthebeln sitzen.

Absagen von Leki, Hellmann und Dreesen

Nach dem Abschied von Hopfen Ende vergangenen Jahres führen derzeit Oliver Leki (SC Freiburg) und Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) übergangsweise die Geschäfte, doch Ende Juni endet diese Phase - Hellmann hätte nur bis zu 30. September weitergemacht, wenn der Investorendeal fortgesetzt worden wäre, doch mit der verfehlten Zweitdrittel-Mehrheit bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 24. Mai kündigte auch der Vorstandsssprecher der Eintracht seinen Rückzug für diesen Monat an.

Erst war Leki als Nachfolger von Hopfen ins Gespräch gebracht worden, dann Hellmann: Beide Vorstände aber blieben letztlich in ihren Vereinen und verbesserten dort ihre Position. Zuletzt war auch über Jan-Christian Dreesen (FC Bayern) nachgedacht worden, der nun allerdings anstelle von Oliver Kahn zum CEO in München berufen wurde. DFL-Aufsichtsratschef Watzke ist damit unter Druck geraten, nachdem er jüngst angekündigt hatte, im Juli eine Lösung bei der Neubesetzung der DFL-Geschäfsführung vorzustellen.