Alina Grijseels von Metz Handball
interview

Zwischen Final Four und Olympia Handball-Nationalspielerin Alina Grijseels: "Ich will diese Saison alles gewinnen!"

Stand: 29.05.2024 19:18 Uhr

Den französischen Pokal und die Meisterschaft hat die Co-Kapitänin der deutschen Handball-Nationalmannschaft in dieser Saison mit Metz bereits bejubelt. Im Interview mit der Sportschau spricht Alina Grijseels über das am 02./03. Juni anstehende Champions-League-Final-Four in Budapest, die Olympischen Spiele in Paris und darüber, welchem BVB-Profi sie am Wochenende besonders die Daumen drückt.

Sportschau: Erstmal herzlichen Glückwunsch zum Final-Four-Einzug mit Metz. Daran haben vor allem Sie im Rückspiel als beste Torschützin der Partie erheblichen Anteil gehabt.

Alina Grijseels: Ja, ein unglaubliches Gefühl. Wir haben eine sehr gute Gruppenphase gespielt, sind dann direkt ins Viertelfinale gekommen und dann ist klar, dass du das Ziel Final Four schaffen willst. Wir wussten, dass Bukarest nicht einfach wird, dass sie eine sehr starke Truppe haben. Es am Ende zu schaffen, ist ein Traum, der für uns, aber auch für mich persönlich in Erfüllung geht. Die Chance zu haben, ein Champions-League-Final-Four zu spielen, ist nicht selbstverständlich. Manche schaffen das nie in ihrer Karriere, deswegen bin ich sehr glücklich darüber.

Sportschau: Sie haben den Gegner schon angesprochen. Es war bereits vor dem Viertelfinale klar, dass Sie in der kommenden Saison in Bukarest spielen werden. Ein spezielles Spiel für Sie?

Girjseels: Natürlich war die Konstellation schon besonders. Das kann man nicht von der Hand weisen. Ich habe trotzdem versucht, mich damit gar nicht so zu beschäftigen, weil ich professionell damit umgehen wollte. Ich will diese Saison alles gewinnen und da gibt es keine Rücksicht auf den neuen Verein. Ich glaube, ich habe es für mich ganz gut hingekriegt, das auszublenden in den zwei Spielen.

Alina Grijseels bei ihrem Abschied in Metz

Alina Grijseels bei ihrem Abschied in Metz

Sportschau: Jetzt ist Bukarest der nächste Schritt. Bereits in diesem Jahr, also ein Jahr vor dem Vertragsende in Metz. Was hat Sie zu dem Schritt bewogen, nach Rumänien zu gehen?

Grijseels: Da kamen mehrere Dinge zusammen, die am Ende ausschlaggebend waren. Der Verein und ich haben das zusammen entschieden, dass es für beide Parteien die beste Lösung ist. Und für mich war dann klar, ich möchte weiter auf dem Niveau spielen und trainieren. Mich selbst noch mal herausfordern, noch mal was Neues probieren und nicht schon zurück nach Deutschland in die Bundesliga. Weil ich gemerkt habe, dass mir dieses Jahr hier sehr gutgetan hat in meiner sportlichen und persönlichen Entwicklung. Deswegen die Entscheidung: Noch mal ein neues Land, ein neuer Verein, eine neue Herausforderung, aber trotzdem bei einem sehr ambitionierten Klub, der hohe Ziele hat.

Alina Grijseels über Halbfinalgegner Bietigheim: "Gewünscht eigentlich nicht"

Sportschau

Sportschau: Im Halbfinale geht es für Sie gegen einen bekannten Gegner: die SG BBM Bietigheim. Haben Sie ein bisschen auf das Los gehofft? Und was erwarten Sie im Halbfinale?

Grijseels: Gewünscht eigentlich gar nicht so sehr (lacht). Wir haben vor der Auslosung eine kleine Tipp-Runde gehabt. Da habe ich auf Bietigheim getippt, weil es für mich logisch war, dass es so passiert. Aber nein, wir waren da recht offen, weil man, wenn man was erreichen will, alle Mannschaften dort schlagen muss. Es sind zwei Spiele an dem Wochenende, bei denen es komplett von der Tagesform abhängt.

Bietigheim hat einen sehr guten Rückraum. Die Mannschaft spielt einen sehr schnellen und guten Handball. Ich kenne das Team gut aus den letzten Jahren. Sie haben Topleute wie Xenia Smits, die jetzt absolut verdient die HBF-Spielerin der Saison geworden ist. Für mich ist sie eine der komplettesten Spielerinnen der Welt. Sie haben Kelly Dulfer. Ich könnte so viele aufzählen. Sie haben eine gute Mannschaft und sind verdient in diesem Final Four - wir sind also gewarnt. Aber trotzdem hoffen wir natürlich, dass wir sie besser in den Griff kriegen und dann auch ins Finale einziehen können.

Sportschau: Bereits jetzt kann man sagen, dass es sportlich ein sehr erfolgreiches Jahr 2024 für Sie ist. Französisches Double aus Meisterschaft und Pokal, Final-Four-Teilnahme in der Champions League, erfolgreiche Olympia- und EM-Qualifikation mit dem DHB. Würden Sie da zustimmen?

Grijseels: Was die Titel und Qualifikationen angeht, auf jeden Fall. Ich weiß nicht, was da noch groß kommen soll. Antje Döll hat das in einem Interview gesagt, was im Sommer plötzlich auf einen zukommt, ist Wahnsinn. Was man vor der Saison vielleicht gehofft hat, aber nicht erwartet hat, dass es so läuft. In Metz hatten wir in den letzten Wochen nur Endspiele und jetzt noch zwei Spiele in Budapest, wo wir noch einen Titel holen können.

Die deutsche Handballerin Alina Grijseels jubelt

Die 28-Jährige steht vor ihren ersten olympischen Spielen

Und zwei Wochen später geht die Olympia-Vorbereitung los, auf den vielleicht größten Traum, den man als Sportlerin hat. Der Sommer wird unfassbar aufregend und kurzweilig, weil es sehr spannend ist, das alles zu erleben. Aber danach geht es auch schon weiter. Es ist viel los und manchmal ist es noch ein bisschen, nicht unrealistisch, aber ich glaube, bis man das alles verarbeitet und verstanden hat, das dauert meistens noch ein bisschen und so viel Zeit bleibt uns da aber allen gar nicht.

Sportschau: Das nächste Highlight im Sommer: Olympia in Paris mit einem jungen deutschen Team. Was trauen Sie Ihrem Team in einer starken Gruppe A zu?

Grijseels: Bei Olympia hast du kaum einen schwachen Gegner. Mit Dänemark, Schweden, Norwegen sind schon drei der vier weltbesten Teams in unserer Gruppe dabei. Und trotzdem bin ich sehr optimistisch. Wir haben bei der letzten WM gezeigt, wie wir mithalten können und dass wir uns entwickelt haben. Auch die Olympia-Quali war sehr souverän und so, wie wir uns das erwünscht haben. Da haben wir eine Menge Selbstvertrauen mitgenommen und gehen zielstrebig, optimistisch und auch ehrgeizig in das Turnier.

Alina Grijseels über Gastgeber Frankreich: "Eins der besten Länder"

Sportschau

Es ist jetzt nicht so, dass wir dahinfahren und sagen, es ist schön, dass wir dabei sind. Dabei sein ist alles, wie man das bei Olympia mal so sagt, sondern wenn wir dahinfahren, dann wollen wir auch was gewinnen, ohne dass es eine klare Zielsetzung ist. Trotzdem sind wir so selbstbewusst zu sagen, wir haben uns dafür qualifiziert, uns das verdient und wir müssen uns vor den anderen Mannschaften nicht verstecken. Das erste Ziel ist das Viertelfinale und dann schauen wir weiter.

Sportschau: Sie betonen immer wieder den hohen Stellenwert Ihrer Familie. Wie war das erste Jahr in Metz für Sie?

Grijseels: Ich muss tatsächlich sagen, ich habe meine Familie fast öfter hier gehabt, als in Dortmund (lacht). Das ist vielleicht auch typisch, dann macht man daraus eher einen Wochenendtrip. Es sind auch nur vier Stunden, man kann in Deutschland sogar weiter weg von zu Hause wohnen. Meine Familie steht bei mir definitiv über allem.

Sie ist mir sehr wichtig, denn ich weiß, dass ich die Unterstützung habe, egal wo ich spiele. Und trotzdem bin ich jetzt nicht so, dass ich sage, ich kann nur irgendwo sein, wo ich alle zwei Tage meine Familie sehe. Da gibt es heutzutage auch Mittel und Wege, anders in Kontakt zu bleiben und trotzdem ist natürlich schön, wenn man die Chance hat, die Familie und Freunde zwischendurch sehen zu können und die Unterstützung zu spüren.

Alina Grijseels über ihre Familie: "Steht über allem"

Sportschau

Sportschau: Abschließend noch deine Prognose als BVB-Fan für das Champions League-Finale der Fußballer?

Grijseels: Erstmal hoffe ich, dass ich es sehen kann und das zeitlich für mich hinhaut, weil ich erst um 18 Uhr das Halbfinale spiele. Und dann hoffe ich natürlich auf den Sieg. Ich hoffe, vielleicht auch speziell für Marco Reus, dass sie ihm den Titel schenken. Ich tippe einfach 2:1 für den BVB.

Das Interview führte Julie Bärthel