Handball | EM Handball-EM: Die Erkenntnisse aus der Vorrunde

Stand: 19.01.2022 11:21 Uhr

Corona-Desaster, begeisternde Überraschungsteams, alte Favoriten und gescheiterte Gastgeber - diese fünf Erkenntnisse lieferte die Gruppenphase der Handball-EM.

Am Dienstag (18.01.2022) sind bei der Handball-EM in Ungarn und der Slowakei die letzten Spiele der Gruppenphase zu Ende gegangen. Die zwei besten Mannschaften aus den sechs Gruppen spielen jetzt in zwei Hauptrunden-Gruppen weiter. Schon jetzt war in den Hallen einiges los.

Corona, Corona, Corona...

Corona überlagert bisher alles bei dieser EM. Neue Corona-Fälle und nachträgliche Nominierungen gibt es zuhauf. Etwa die Hälfte aller Teams bei der Handball-EM in der Slowakei und Ungarn hat und hatte mit Corona-Fällen zu kämpfen.

Kritiker werfen der Europäischen Handballföderation (EHF) vor, die Auswirkungen der Omikron-Welle in ihrem Hygienekonzept unterschätzt zu haben. Beim Turnier gibt es zum Beispiel keine eigene Blase für die Spieler. Auch PCR-Tests sind nur alle zwei Tage verpflichtend. Im Gegensatz zur Handball-WM in Ägypten vor einem Jahr, wo sich die Corona-Lage im Laufe des Turniers entspannte, sind in Ungarn und der Slowakei aufgrund der fehlenden Abschottung weitere Corona-Fälle zu erwarten.

Viele Teams erlitten schon früh große Corona-Ausbrüche. Polen hatte von der Vorbereitung auf das Turnier bis zum Anwurf des letzten Gruppenspiels gegen Deutschland neun positive Fälle zu vermelden, bei Kroatien infizierten sich mindestens fünf Spieler.

Deutschland stark - trotz Corona

Die deutsche Mannschaft erwischte Corona erst spät, aber dafür extrem heftig. Bis zum letzten Gruppenspiel gegen Polen gab es neun positive Fälle, nach dem Spiel kamen vier weitere dazu (drei Spieler und ein Mitarbeiter aus dem Funktionsteam). Das Team um Bundestrainer Gislason musste deshalb mit nur einem Torwart antreten - dem nachträglich nominierten Johannes Bitter.

Doch trotz des Corona-Ausbruchs zeigte die Nationalmannschaft gegen Polen ihr bislang bestes Spiel des Turniers. Christoph Steinert und Julian Köster waren die überragenden Spieler auf dem Feld. Steinert verwandelte jeden Siebenmeter, der erst 21 Jahre alte Köster belebte das Spiel aus dem Rückraum.

Russland und die Niederlande überraschen

Siege gegen Litauen, die Slowakei und sogar gegen Norwegen - die russische Nationalmannschaft geht ungeschlagen und mit der Maximalausbeute von sechs Punkten (was zwei Punkten Vorsprung in der Hauptrunde entspricht) in die nächste Runde. Das Team von Nationaltrainer Velimir Petkovic stand insbesondere in der Abwehr immer wieder sehr kompakt und eroberte sich die Bälle für Gegenstöße. Nach zuletzt enttäuschenden Jahren und einem 14. Platz bei der Handball-WM vor einem Jahr soll es diesmal weiter nach oben gehen.

Mit ihrem jungen Team gehören auch die Niederlande zu den Überraschungsmannschaften des Turniers. Die schnellen Niederländer kombinierten sich immer wieder durch die Abwehr und warfen eher seltener aus dem Rückraum. Der 24-jährige Topscorer des Teams, Kay Smits führt mit bisher 32 Treffern sogar die Torschützenliste bei der EM an und ist der Shootingstar des bisherigen Turniers. Der Lohn: Der Hauptrundeneinzug durch einen begeisternden knappen Erfolg über Portugal im letzten Vorrundenspiel.

Alte Favoriten rosten nicht

Auf Platz vier der Torschützenliste rangiert zum Start in die Hauptrunde übrigens ein alter Bekannter: Mikkel Hansen. Der dänische Rückraumspieler, der bereits dreimal zum Welthandballer des Jahres gewählt wurde, spielt schon seit 2007 in seiner Nationalmannschaft. Seitdem gehört auch seine dänische Nationalmannschaft quasi immer zu den Favoriten bei großen Turnieren. Auch bei dieser EM geben sich die Skandinavier bislang keine Blöße. In der Hinrunde haben die Dänen alle Spiele gewonnen, immer mit mindestens neun Toren Vorsprung.

Ein weiterer "alter Hase" steht für Frankreich auf der Platte: Nikola Karabatic geht mit seinem Team ebenfalls ohne Punktverlust in die Hauptrunde. Doch vom Austragungsort zeigte sich der Top-Star vor dem Turnier alles andere als begeistert. "Wir sind fassungslos", berichtete Karabatic vor dem Turnier über die Corona-Regeln in der ungarischen Unterkunft der Franzosen. "Wir kommen hier im Hotel an und bewegen uns unter Gästen, die keine Masken tragen", sagte Karabatic. Beim Turnier selbst ist bis zum Ende der Gruppenphase aber kein Franzose positiv auf Corona getestet worden.

Zu den erfolgreichen Teams, die mit zwei Punkten Vorsprung in die Hauptrunde gehen, gehören neben Dänemark, Frankreich, Russland und Deutschland auch noch Island und der nächste Gegner der DHB-Auswahl Spanien.

Gescheiterte Gastgeber

Über 20.000 frenetische Anhänger unterstützten die ungarische Handball-Nationalmannschaft bei jedem Gruppenspiel in Budapest - ohne Erfolg. Mit mageren zwei Punkten aus drei Spielen ist das Team um Trainer Istvan Gulyas nach der Gruppenphase ausgeschieden. Und das obwohl man sich vielleicht sogar im Kreise der Medaillienkandidaten gesehen hatte.

Mit solch hohen Erwartungen war man in der Slowakei nicht gestartet. Dazu passt auch die bislang zurückhaltendere Stimmung in den slowakischen Handball-Arenen. Im Gegensatz zu den ungarischen Hallen wurden in der Slowakei aber die geltenden Regeln strenger kontrolliert, zumeist Masken getragen und die Zuschauerkapazität auf ein Viertel reduziert.

Vor reduzierter heimischer Kulisse reichte es aber auch für den zweiten EM-Gastgeber nicht zum Weiterkommen in die Hauptrunde. Mit ebenfalls zwei Punkten flog man wie Ungarn nach der Gruppenphase raus.