Öffentlicher Zwist zwischen Mbappé und Giroud Frankreich - Streitereien als Starkmacher

Stand: 14.06.2021 09:59 Uhr

Kylian Mbappé bestätigte am Sonntag einen Streit mit Olivier Giroud. Doch schon bei der WM 2018 war Frankreich unter dem Eindruck solcher Misstöne erfolgreich und wurde Weltmeister.

Während die deutsche Nationalmannschaft gebetsmühlenartig wiederholt, wie gut die Stimmung im eigenen Team vor dem ersten EM-Spiel am Dienstag gegen Frankreich (21 Uhr) ist, herrscht beim Gegner bereits seit Tagen dicke Luft. Ein Streit zwischen den Stürmern Kylian Mbappé und Olivier Giroud brodelte schon seit mehreren Tagen und wurde nun auch öffentlich gemacht. Doch solche Stimmungen sind bei der Équipe Tricolore nichts Außergewöhnliches.

Deschamps muss wütenden Mbappé stoppen

Es begann alles mit dem 3:0-Sieg im Testspiel gegen Bulgarien. Standesgemäß, aber offenbar nicht für jeden zufriedenstellend. Giroud beschwerte sich hinterher in einem TV-Interview auf die Frage nach dem Zusammenspiel mit den Sturmkollegen um Mbappè: "Die Bälle kommen nicht an". Dabei erzielte Giroud in diesem Spiel zwei Tore. Jedenfalls hat der 34-Jährige damit vor allem Mbappé mächtig auf die Palme gebracht.

In einer Pressekonferenz am Sonntag bestätigte der Superstar von Paris St. Germain, dass er schon "am Dienstag kommen" wollte, "um meinen Standpunkt klarzumachen." Trainer Didier Deschamps musste ihn davon abhalten. "Er erklärte mir, dass es nicht der richtige Zeitpunkt sei und wir das unter uns klären", so Mbappé.

Giroud kein Kandidat für die Startelf

Das ist offenbar geschehen, die Stürmer haben sich ausgesprochen. Und Mbappé, den vor allem geärgert hatte, dass Giroud "nichts zu mir gesagt" und er "es nur über die Presse erfahren" habe, versichert: "Wir müssen keine große Story draus machen. Diese kleine Mikro-Episode wird unsere Konzentration auf das Wesentliche nicht stören."

Zumal Giroud im französischen Team keine große Rolle spielen dürfte. Im Sturm sind Mbappé, Karim Benzema und Antoine Griezmann gesetzt. Dem Routinier bleibt da höchstens die Jokerrolle.

Bei großen Turnieren kracht es bei Frankreich oft

Und ohnehin ist Frankreich im Umgang mit Ungereimtheiten rund um große Turniere schon längst gewöhnt. Im Zuge der WM 2010 sagte Bixente Lizarazu über die Zustände im Team, es sei "wie im Irrenhaus". Unter anderem hatte Nicolas Anelka seinen Trainer Raymond Domenech damals aufs Übelste beleidigt. Das Ergebnis: Frankreich schied sang- und klanglos in der Gruppenphase aus.

Auch acht Jahre später knallte es mächtig im Team. Zunächst machte Adrien Rabiot nach dessen Nicht-Nominierung seinem Ärger in einer Mail an Coach Deschamps Luft, schrieb von einem "schweren Fehler". Dann gab es in einem Vorbereitungsspiel Pfiffe gegen Paul Pogba, worauf Mbappé ("Solche Dinge sind eine Schande") und Griezmann ("Wir spielen alle im gleichen Trikot") die heimischen Fans angingen.

Doch 2018 wandelte Frankreich diese Reibung in Energie um und wurde in Russland Weltmeister. Angesichts des Mbappé-Giroud-Streits davon auszugehen, das DFB-Team könne nun profitieren, könnte sich also als Fehler erweisen.