Fußball | Afrika-Cup Mitfavorit Nigeria - Wirrungen vor dem Afrika-Cup

Stand: 02.01.2022 13:48 Uhr

Beim bevorstehenden Afrika-Cup wird Nigeria als Mitfavorit gehandelt. Nach der überraschenden Entlassung von Trainer Gernot Rohr geht es bei den Westafrikanern allerdings drunter und drüber.

Als Mitte Dezember die Meldung aus Afrika kam, Nigerias Fußballverband habe Nationaltrainer Gernot Rohr entlassen, mochten selbst Insider des afrikanischen Fußballs ihren Augen kaum trauen. Schließlich hatte der 68-jährige Deutsch-Franzose mit der Qualifikation für den Afrika-Cup in Kamerun (09.01.-06.02.2022) und den im kommenden März stattfindenden Finalspielen um die WM-Qualifikation in Katar sämtliche vorgegebenen Ziele erreicht.

Das Team habe Qualifikationsspiele für die Wettbewerbe ergebnistechnisch zwar erfolgreich bestritten, die Art und Weise des Fußballs habe aber nicht mehr gestimmt, begründete der Verband die Demission Rohrs. Der hatte mit fast fünf Jahren Amtszeit bis dahin in Nigeria eine neue Rekordmarke gesetzt. Gegen schwache Gegner habe Rohrs Mannschaft zu wenig dominiert, so der Vorwurf. Ersetzt wurde Rohr durch Ex-Nationalspieler Augustine Eguavoen, der zwischen 2005 und 2007 schon einmal nigerianischer Nationaltrainer war.

"Zu viele Deutsche im Kader"

Nun ist die Entlassung eines erfolgreichen Coaches nur vier Wochen vor einem der wichtigsten Turniere ohnehin mindestens diskutabel. Was aber folgte, darf getrost als chaotisch beurteilt werden. Zunächst wurde der - noch von Rohr organisierte - vorläufige 38-Mann-Kader für den Afrika-Cup durchforstet und modifiziert. "Zu viele Deutsche" hatte man Rohr hinter vorgehaltener Hand immer schon einmal vorgeworfen.

So war es kaum verwunderlich, dass im 40-Mann-Kader kurz nach Weihnachten der Hoffenheimer Kevin Akpoguma plötzlich nicht mehr auftauchte. Auch der zuletzt angeschlagene Berliner Leon Balogun, aktuell für die Glasgow Rangers unterwegs, wurde gestrichen. Neapels Torjäger Victor Osimhen, einer der größten Hoffnungsträger, aber eben auch Rohr-Freund, wird auch nicht spielen. Er sagte dem nigerianischen Verband am Silvestermorgen ab. Nach einer fast auskurierten Gesichtsverletzung und Corona-Infektion fühle er sich mental nicht einsatzbereit, ließ er die nigerianischen Offiziellen wissen.

Stürmer zu spät nominiert

Dafür hatten Eguavoen und seine Leute in Emmanuel Dennis vom FC Watford allerdings rasch einen in Topform befindlichen Ersatz-Angreifer parat. Schade nur: Ihn hatte man zu spät nominiert und eine entsprechende Mail an dessen Verein zu spät versendet - Watford gibt ihn nun nicht für das Turnier frei.

Eguavoen wird beim Turnier in Kamerun nun mit dem reaktivierten Odion Ighalo und dem dazugeholten Berliner Taiwo Awoniyi im Angriff zurechtkommen müssen. Der 32-Jährige Ighalo spielt Klubfußball allerdings nur noch in der niederklassigen saudi-arabischen Liga. Ob Nigeria unter diesen Umständen überhaupt noch zu den Favoriten gezählt werden kann? Vielleicht ist es Augustine Eguavoen auch gar nicht mehr so wichtig. Denn sein Nachfolger steht im Portugiesen Jose Peseiro schon bereit. Der wird das Team allerdings erst nach dem Afrika-Cup übernehmen. In Kamerun wird er laut nigerianischem Verband aber dennoch schon vor Ort sein. Als "inoffizieller Beobachter" wie man sich ausdrückt.