Arda Güler (r.) spielt ab sofort für Real Madrid.

Nächstes Talent für Real Madrid Arda Güler - Luftballon-Linksfuß mit großen Lorbeeren

Stand: 06.07.2023 22:20 Uhr

Mit Arda Güler hat sich Real Madrid wieder eines der größten Talente im Fußball gesichert. Wegen seines starken linken Fußes, den er seinem Vater zu verdanken hat, wird er mit Superstars verglichen.

Sollte das Konzept von Real Madrid erneut aufgehen, steht den "Königlichen" auch in den nächsten Jahren eine erfolgreiche Zukunft bevor. Seit Jahren besteht die dortige Transferpolitik daraus, die weltweit aufstrebensten Talente an Land zu ziehen – und zwar in dem Moment, wenn eigentlich schon absehbar ist, dass sie das Zeug haben, zu großen Stars zu werden.

Die Madrilenen können sich eben leisten, ein wenig länger zu warten und Diamanten kaufen, die schon einen gewissen Schliff haben. Sie müssen nicht dann zuschlagen, wenn noch niemand sonst auf einen jungen Spieler aufmerksam geworden ist, sondern dann, wenn alle hinter einem Talent her sind. Weil der Klub das Ansehen hat und auch das nötige Geld, damit kostspielige Jungstars sich für einen Wechsel zu Real entscheiden.

Madrid macht aus kommenden Stars Superstars

So war es vor der Saison 2018/19 bei Vinicius Junior, ein Jahr später bei Rodrygo, zwei Jahre später kam Eduardo Camavinga, vor der vergangenen Saison Aurelien Tchouameni und vor einigen Wochen Jude Bellingham von Borussia Dortmund. 103 Millionen Euro hat Real in den englischen Mittelfeldspieler investiert, die Ablösesummen für die vorherigen Spieler sollen zwischen 31 und 80 Millionen Euro gelegen haben. Diese Investitionen haben sich jedes Mal gelohnt – bei Bellingham muss es sich erst noch herausstellen.

Das Mittelfeld und die Offensive sind gespickt von Spielern, die noch über zehn Jahre auf Topniveau agieren können und dort jetzt schon sind. Und nun kommt noch ein weiterer hoch veranlagter junger Profi dazu, der im Februar erst 18 Jahre alt geworden ist und damit der jüngste Spieler im Real-Kader ist: Arda Güler.

Real bezahlt sogar mehr als es müsste

20 Millionen Euro haben die "Königlichen" an seinen bisherigen Klub Fenerbahce Istanbul überwiesen, zehn weitere Millionen Euro könnten durch Bonuszahlungen fließen, außerdem hat sich der türkische Spitzenklub eine Beteiligung über 20 Prozent gesichert, wenn Güler weiterverkauft wird. Dabei hätte es Madrid günstiger haben können, weil der Offensivmann eine Ausstiegsklausel über 17,5 Millionen Euro hatte. Real wollte ihn aber unbedingt haben und leistete mit ein paar Extra-Millionen noch ein wenig zusätzliche Überzeugungsarbeit.

Glaubt man dem, was über Güler gesagt und geschrieben wird, ist auch das wieder ein zukunftsträchtiger Deal der "Königlichen". Er wird immer wieder mit Lionel Messi oder Mesut Özil verglichen, gerade in der Türkei ist ein richtiger Hype um den A-Nationalspieler entstanden. Entsprechend pathetisch wurde es, als klar war, dass Güler seine Zukunft woanders sieht. "Millionen von Fenerbahce-Fans haben Arda umarmt. Wir wissen, wie viel Sympathie er in den Städten genießt, in denen wir unterwegs sind. Die Tatsache, dass Arda so begehrt ist, ist der Stolz des türkischen Fußballs", sagte Vereinspräsident Ali Koc, als er öffentlich machte, dass Güler trotz neuer Vertragsangebote einen Transfer anstrebt.

Eine Entscheidung für viele andere – und sich selbst

Der 18-Jährige richtete auf Instagram ebenfalls emotionale Abschiedsworte an die Fenerbahce-Fans. Es sei "schwer ,Abschied zu nehmen." Güler habe im Klub "die besten Tage meines Lebens verbracht. Ich werde nie das erste Mal vergessen, als ich mein Traumtrikot trug, den Stolz auf das Trikot mit der Nummer 10", schrieb er. "Aber ich musste diese Entscheidung treffen, um diejenigen, die an mich geglaubt haben, noch stolzer zu machen. Um denen Hoffnung zu geben, die kurz davor waren, aufzugeben, und um zu beweisen, dass die türkische Jugend alles erreichen kann, wenn sie es will."

FC Barcelona hat das Nachsehen

Sicher entschied Güler aber auch so, weil die größten Vereine der Welt an ihm interessiert waren und nun der Weg für eine großartige Karriere geebnet ist. Auch Joan Laporta, Präsident des FC Barcelona, hatte zuletzt öffentlich bekannt gemacht, dass sein Verein den jungen Türken unbedingt verpflichten wolle. Und gerade durch den Messi-Vergleich hätte ein solcher Wechsel eine gewisse Romantik gehabt. Güler besticht auch durch sein feines Dribbling, den tiefen Körperschwerpunkt und einen brillianten linken Fuß.

Das erinnert aber auch an Emre Mor, der ebenfalls mit dieser Fähigkeit als türkisches Ausnahmetalent gehypt wurde. Nach seinem Wechsel zu Borussia Dortmund im Jahr 2016 ging es aber steil bergab. Mittlerweile spielt der heute 25-Jährige bei Fenerbahce, stand dort im Schatten von Güler und saß meist nur auf der Bank.

Emre Mor bei einem Testspiel von Borussia Dortmund im Jahr 2017.

Emre Mor bei einem Testspiel von Borussia Dortmund im Jahr 2017.

Jahrhunderttalent mit dem Körper eines 14-Jährigen

Gülers starker linker Fuß ist übrigens das Ergebnis des Willens seines Vaters. "Wir hatten keine Linksfüßer in unserer Familie. Ich habe ihm Luftballons und Fußbälle vor seinen linken Fuß gelegt, damit er ihn häufiger benutzt", erklärte Ümit Arda einst in einem Interview mit "GOAL". Und wie erfolgreich dieses Training war, wurde spätestens bekannt, als Güler in seinem vierten Länderspiel mit einem traumhaften Schlenzer vom Strafraumeck in den langen Winkel ein absolutes Traumtor gelang.

Schon vorher hieß es in türkischen Medien: "So einen Spieler gibt es nur einmal im Jahrhundert." Danach weiteten sich die Lobeshymnen weit über die Ländergrenzen aus. Doch gerade in solchen Situationen versteht sich sein Nationaltrainer Stefan Kuntz auch als Mahner. Er lobte Güler freilich, stellte aber auch heraus, dass es noch Schwächen gibt, an denen er unbedingt arbeiten muss. "Ardas linker Fuß ist definitiv besser als meiner, darüber muss man nicht streiten. Aber sein jetziger Körper ist wie mein Körper, als ich 14 war", sagte Kuntz.

Soll sich Gerüchten zufolge mit den Spielern der türkischen Nationalmannschaft zerstritten haben: Stefan Kuntz.

Stefan Kuntz

Erster Auftritt auf der großen Real-Bühne

Auch das nährt die Vergleiche mit Messi und Özil, die ihre fehlende Kraft mit Eleganz und Technik wettmachten. Letztgenannter outete sich schon vor längerer Zeit als Güler-Fan, er könne ein "Weltstar" werden, sagte Özil. Der deutsche Weltmeister von 2014 spielte von 2010 bis 2013 selbst für Real Madrid.

Özil gewann in der Zeit mit Real lediglich einmal die spanische Meisterschaft und einmal den Pokal - für den Verein eine bescheidene Ausbeute. Für Güler soll es eine deutlich erfolgreichere Zeit an der Seite von mehreren Jungstars geben - die sich wie er als großes Talent für einen Wechsel nach Madrid entschieden. Dort beginnt am Freitag (06.07.2023) seine Zeit als Real-Spieler - um 12 Uhr wird Güler offiziell vorgestellt.