Feature Amateurfußball

Trans-, Inter- und nicht-binäre Menschen DFB passt Spielrecht an - "Fußball steht für Vielfalt"

Stand: 23.06.2022 10:38 Uhr

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lässt trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen selbst entscheiden, ob sie in einem Frauen- oder einem Männerteam spielen.

Die neue Regelung gilt ab der kommenden Saison für den Amateur- und den Jugendbereich sowie im Futsal. Das teilte der DFB am Donnerstag (23.06.2022) mit. Menschen mit dem Personenstandseintrag "divers" oder "ohne Angabe" und Fußballerinnen und Fußballer, die ihr Geschlecht haben angleichen lassen, können dann zwischen den beiden Spielberechtigungen wählen. Dies gelte auch für transgeschlechtliche Fußballerinnen und Fußballer, "die nun zu einem selbstbestimmten Zeitpunkt wechseln können oder zunächst in dem Team bleiben, in dem sie bisher gespielt haben".

Solange die sportliche Betätigung während der Einnahme von Medikamenten die Gesundheit der betroffenen Personen nicht beeinträchtige, könnten die Personen am Spielbetrieb teilnehmen, "weshalb die neue Regelung eine Dopingrelevanz ausschließt".

Er begrüße die Regelung des DFB sehr, sagte der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann von den Grünen. "Damit unterstreicht der DFB seine Bemühungen um Akzeptanz und Teilhabe von LSBTIQ im Fußball. Mit der neuen Regelung kann der Fußball seine Vorbildfunktion unter Beweis stellen. Jeder Mensch sollte diskriminierungsfrei Fußball spielen können."

Der Bundesverband Trans lobte: "Das ist eine Entscheidung, die in die richtige Richtung geht. An Leute mit dem Personenstand 'divers' oder 'ohne Angabe' zu denken, hat noch keiner gemacht. Sie denken weit genug, das ist eine informierte Sache."

Vertrauenspersonen zur Unterstützung

Vertrauenspersonen der Landes- und Regionalverbände sollen die betroffenen Fußballerinnen und Fußballer unterstützen, "um den Zugang niederschwellig zu halten", wie der DFB schrieb.

"Der Fußball steht für Vielfalt, und auch der DFB setzt sich dafür ein", sagte Thomas Hitzlsperger, DFB-Botschafter für Vielfalt: "Mit der Regelung des Spielrechts schaffen wir weitere wichtige Voraussetzungen, um auch Spieler*innen unterschiedlichster Geschlechteridentitäten das Spielen zu ermöglichen."

Die Regelung wurde für den Amateurfußball sowohl in die DFB-Spielordnung als auch in die DFB-Jugendordnung sowie die DFB-Futsal-Ordnung aufgenommen. Bislang war das in den Personaldokumenten eingetragene Geschlecht "männlich" oder "weiblich" maßgeblich für die Erteilung des Spielrechts. Eine gesonderte Regelung für die seit 2018 möglichen Eintragungen "divers" oder "ohne Angabe" gab es nicht.

Wettbewerbsintegrität "nicht gefährdet"

Der Berliner Fußball-Verband hatte entsprechende Regeln bereits im Jahr 2019 eingeführt. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Wettbewerbsintegrität dadurch "nicht gefährdet" werde, heißt es vom DFB.

Sabine Mammitzsch, die DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, fügte in der Mitteilung des DFB an: “Die Landes- und Regionalverbände, aber auch Zuständige an der Basis signalisieren seit längerem, dass Unsicherheiten herrschen, wie in der Praxis mit trans*, inter* und nicht-binären Spieler*innen umgegangen werden soll. Deshalb begrüßen sie die Einführung einer nationalen, übergreifenden Regelung zum Spielrecht sehr.”

Änderungen in mehreren Sportarten

In mehreren Sportarten hatte es in den vergangenen Wochen Änderungen der Transgenderregeln oder Absichtserklärungen gegeben, so im Schwimmen, Radsport und Rugby. Auch der Weltfußballverband FIFA kündigte auf Nachfrage der Sportschau an, sich mit der Thematik zu befassen: "Die FIFA überprüft derzeit ihre geschlechtsspezifischen Zulassungsbestimmungen in Absprache mit sachverständigen Interessengruppen."

Thomas Bach als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees sagte schon vor Monaten, dass es keine einheitliche Regelung für den Sport geben werde. Bei der Sitzung seines Exekutivkomitees am Freitag (24.06.2022) könnte sich das IOC den neuen Entwicklungen in den verschiedenen Sportarten annehmen. Explizit auf der Tagesordnung ist das Thema allerdings nicht vorgesehen.