Bibiane Schulze Solano hinterließ gegen Österreich einen richtig starken Eindruck.

EM-Qualifikation Bibiane Schulze Solano - Verletzungen als DFB-Glücksfall

Stand: 09.04.2024 07:52 Uhr

Bibiane Schulze Solano leitete in der EM-Qualifikation die Wende der DFB-Frauen gegen Österreich ein. Gegen Island am Dienstag (09.04.2024) steht sie erstmals in der Startelf - dabei wäre sie eigentlich längst spanische Nationalspielerin.

Beim 3:2-Sieg der DFB-Frauen gegen Österreich erfüllte sich im Alter von 25 Jahren ihr Traum, Nationalspielerin zu werden. Bibiane Schulze Solano wurde zur zweiten Halbzeit eingewechselt, sie war entscheidend daran beteiligt, dass das deutsche Team trotz eines Rückstands noch erfolgreich in die EM-Qualifikation starten konnte. Der Lohn: Gegen Island darf sie Startelf-Premiere feiern.

"Sie hat gezeigt in der zweiten Halbzeit, dass sie da reinpasst", sagte Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch bei der Pressekonferenz am Montag. "Mit der Qualität, die sie hat, ist sie auf einem guten Weg", sagte der 72-Jährige, er habe zudem nicht so viele Linksfüßerinnen in der Abwehrzentrale.

"Es ist eine Ehre, von Anfang an spielen zu können", erklärte Schulze Solano, die am Montag ebenfalls auf dem Podium saß. Ihr Spiel wolle sie machen, eher einfache Bälle spielen und die Ruhe behalten, "das ist so mein Job für morgen".

DFB-Neuling Schulze Solano - "Muss mein Spiel einfach halten"

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In Bilbao zur spanischen Nationalspielerin geworden - eigentlich

Ihr Debüt war nicht nur wegen ihrer starken Leistung bemerkenswert - denn es kam deutlich später als gedacht, und vor allem für eine andere Nation als geplant.

Schulze Solano ist in Deutschland geboren, hat beim 1. FFC Frankfurt ihre Anfänge im professionellen Fußball erlebt. Dann ist die Tochter einer Baskin 2019 zu Athletic Bilbao nach Spanien gewechselt, spielt dort seit 2022 (zwischenzeitlich auch ein Jahr beim FC Valencia) erstklassig. Und schaffte es, sich einen Platz in der spanischen Nationalmannschaft zu angeln.

Zweimal wurde Schulze Solano in der Vergangenheit vom aktuellen Weltmeister in den Kader berufen - einen Einsatz gab es jedoch nie. Verletzungen verhinderten, dass die Verteidigerin im spanischen Trikot ihr Länderspieldebüt feierte. Und genau das war die Chance für Deutschland. Horst Hrubesch nominierte sie erstmals zum Start der EM-Qualifikation, und mit ihrem ersten Einsatz in einem Pflichtspiel ist sie nun auch festgespielt. Und so wird Schulze Solano zum DFB-Glücksfall.

Schulze Solano: "Ein Traum geht in Erfüllung"

"Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, dass ich für die deutsche Nationalmannschaft nominiert würde, hätte ich das nicht geglaubt", sagte die 25-Jährige im Vorfeld der Partien. Hrubesch beteuerte, sie "schon lange auf dem Zettel" zu haben, beschrieb sie folgendermaßen: "Sie bringt alles mit, was wir brauchen: Sie hat eine gute Körpergröße, ein gutes Zweikampfverhalten, sie spielt körperbetont und hat ein gutes Passspiel."

Und diese Qualitäten brachte Schulze Solano bei ihrer Premiere sofort ein. Mit ihr veränderte sich das deutsche Spiel, nach einer schwachen ersten Hälfte folgten eine deutliche Leistungssteigerung und die Wende nach 1:2-Pausenrückstand.

"Sie hat eine Ruhe am Ball, die Bälle kommen an", lobte Hrubesch nach der Partie. Auch ihre neuen Mitspielerinnen waren angetan. "Sie hat den spanischen Fußball in sich, das hat man schnell gesehen", meinte Abwehrkollegin Kathrin Hendrich. "Sie ist sehr lautstark, gibt gute Kommandos. Hat Sicherheit auch am Ball."

Österreich gegen Deutschland - die Zusammenfassung

Sportschau, 05.04.2024 21:30 Uhr

Hrubesch fordert mehr für Olympia-Mission

Die 1,74 Meter große Abwehrspielerin macht Hoffnung für die Zukunft, zumal die deutsche Defensive seit einiger Zeit eine Problemstelle im Team ist. Weil aber nicht nur dort einiges im Argen liegt, kündigte Hrubsch nach dem Österreich-Spiel an, dass er deutliche Worte an seine Spielerinnen richten werde. "Sie kriegen das so, wie es ist. Sie wissen ja auch, dass das nicht das Gelbe vom Ei war", sagte der Interimstrainer, der nach den Olympischen Spielen von Christian Wück abgelöst wird.

Gegen Island nun komme es vor allem Körperlichkeit an, so Hrubesch. "Wir müssen von Beginn an dagegenhalten, von Beginn an diese Partie in die Hand nehmen." Für Hrubesch und das Team geht es nicht nur darum, die ersten Schritte zur Qualifikation für das EM-Turnier im nächsten Jahr in der Schweiz zu machen, sondern auch darum, den Grundstein für ein erfolgreiches Olympia-Turnier in Paris zu legen.

"Wir müssen langsam dahin kommen, dass wir bei Olympia eingespielt sind", sagte Hrubesch, der sich mit einer Medaille verabschieden will. Nach den jüngsten Eindrücken könnte Bibiane Schulze Solano dabei eine sehr wichtige Rolle spielen. Und spätestens dann wird man hoffentlich auch beim DFB ihren richtigen Vornamen kennen: Bei der Pressekonferenz am Montag stand "Bibiana" auf dem kleinen Bildschirm vor ihr.

Marc Eschweiler, Sportschau, 08.04.2024 17:47 Uhr