Die Schweizerin Rahel Kiwic (2.v.r.) stützt sich auf ihren Oberschenkeln ab. Links ihre Teamkollegin Noelle Maritz, im Hintergrund Lia Wälti.

Niederlande warten Für die Schweiz geht's gegen den Titelverteidiger ums Ganze

Stand: 17.07.2022 08:55 Uhr

Die Schweiz ist zuversichtlich: Die "Nati" will heute im abschließenden Gruppenspiel gegen Titelverteidiger Niederlande einen Dreier holen, um noch ins Viertelfinale einzuziehen.

"Jetzt geht’s ums Ganze", warnte jüngst die Schweizer Energieministerin Simonetta Sommaruga, um die Unternehmen und die Bevölkerung aufzurütteln und auf einen möglichen Gas- und Strommangel im kommenden Winter vorzubereiten. Eine ähnliche Überschrift dürfte über den Artikeln zur aktuellen Lage der Schweiz bei der EM in England prangen.

Für die "Nati" geht's im abschließenden Gruppenspiel gegen die Niederlande heute Abend (18 Uhr MESZ) auch um alles. Nur ein Sieg hilft weiter, wenn das Team noch ins Viertelfinale einziehen will.

Trainer Nielsen: "Das Virus ist weg"

Nach der knappen Niederlage gegen Titelfavorit Schweden (1:2) stehen die Chancen für ein Weiterkommen der Schweizerinnen nicht allzu gut. Trotzdem ist Mittelfeldspielerin Luana Bühler optimistisch vor dem letzten Gruppenspiel gegen Oranje. Vor allem weil die Mannschaft wegen eines grassierenden Magen-Darm-Virus ja geschwächt ins Match gegangen war. "Wir sind stolz auf unsere Leistung. Wir waren nah dran und hoffen jetzt wirklich auf das Niederlande-Spiel", sagte Bühler der Tageszeitung "Blick".

Trainer Nils Nielsen sagt im Hinblick auf Holland: "Das Virus ist weg, wir sind noch im Turnier und haben gezeigt, dass wir mit Weltklasse-Teams mithalten können." Klingt ein bisschen nach einer Phrase, hört sich aber aus dem Mund Nielsens authentisch an. Weil man weiß, dass der eigenwillige Coach der Schweizerinnen für gewöhnlich blumig sagt, was er denkt.

Vom Schmerz eines Ziegelsteins

Der Mann, der in Grönland geboren ist, ist immer ein interessanter Gesprächspartner. Vor wenigen Wochen antwortete er auf die Frage, was er für Lehren aus dem 0:7 gegen Deutschland und dem 0:4 gegen England in den EM-Tests gezogen habe: "Dass ein Ziegelstein am Kopf wehtut, egal, ob es ein deutscher oder ein englischer ist."

Nach dem Spiel gegen Portugal (2:2) zum EM-Auftakt nahm er die Schuld auf sich. "Ich habe zu spät erkannt, welche Wechsel wir vornehmen müssen", sagte er. "Ich bin ehrlich", sagt der studierte Sportpsychologe, "und wenn ich denke, dass ich einen Fehler gemacht habe, sage ich es auch."

Niederlande enorm geschwächt

Mit einem Sieg würden die Schweizerinnen die Niederlande überholen. So abwegig erscheint das nicht, denn der Gegner wird am Sonntag erheblich ersatzgeschwächt daherkommen. Insgesamt vier Stammspielerinnen müssen ersetzt werden, am schwersten wird der Ausfall von Torjägerin Vivianne Miedema wiegen. Die Angreiferin wurde Covid-positiv getestet.

Die Geschichte beider Teams gegeneinander spricht eher für Oranje: Die Niederländerinnen haben in den vergangenen Jahren gleich mehrfach die Schweizer Hoffnungen auf die Teilnahme an einem großen Turnier platzen lassen: 2019 schlug man die Schweizerinnen in den Play-offs zur WM in Frankreich, drei Jahre zuvor hatte man die Olympia-Träume der Eidgenossinnen zerstört.

Die Schweiz wartet seit elf Spielen auf einen Sieg gegen die Niederlande, letzter Erfolg war ein 2:0-Testspielsieg im Oktober 2002 in Heerhugowaard, bei dem Lara Dickenmann und Fabienne Comte trafen. Das ist lange her.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:15 Uhr