Die niederländischen Fußballspielerinnen bejubeln das Tor von Danielle Van De Donk.

Gruppe C Titelverteidiger Niederlande atmet nach Arbeitssieg auf

Stand: 14.07.2022 00:01 Uhr

Titelverteidiger Niederlande hat bei der Fußball-EM in England den ersten Sieg eingefahren. Beim 3:2-Erfolg gegen kämpferisch starke Portugiesinnen hatte das ersatzgeschwächte "Oranje"-Team aber große spielerische Probleme. Noch ist der Einzug ins Viertelfinale nicht garantiert.

Von Uli Petersen

2:0 führten die Niederländerinnen am Mittwochabend (13.07.22) nach gut 15 Minuten bereits gegen den Außenseiter aus Portugal - und schienen klar auf Sieg-Kurs zu liegen. Doch wie schon gegen die Schweiz am ersten Spieltag in der Gruppe C kamen die Südeuropäerinnen nach einem Zwei-Tore-Rückstand mit viel Moral erneut zum Ausgleich.

Dass die Niederländerinnen am Ende den Rasen im Stadion des Leigh Sports Village in der Nähe von Manchester dennoch als Siegerinnen verließen, machte deren Trainer Mark Parsons ziemlich happy: "Das sind sehr wichtige drei Punkte. Wir haben großen Charakter gezeigt und sind zurückgekommen. Wir haben ein wichtiges Tor geschossen, und die Verteidigung war sehr solide. Mir hat gefallen, wie wir das Spiel zu Ende gespielt haben."

Niederlande und Schweden mit guten Viertelfinal-Chancen

Entschieden ist nach vier von sechs Partien in Gruppe D vor dem abschließenden Vorrunden-Spieltag am kommenden Montag (18.07.22) noch nichts: In den Partien zwischen den Niederlanden und der Schweiz sowie zwischen Schweden und Portugal können noch alle Teams den Sprung ins Viertelfinale klar machen. Die Niederlande haben nun aber eine gute Ausgangssituation: Wie Schweden, das am zweiten Spieltag 2:1 gegen die Schweiz gewann, reicht auch den "Leuwinnen" - mit aktuell vier Punkten auf dem Konto - zum Abschluss ein Remis, um in die K.o.-Runde einzuziehen.

Verletzungen und Corona: Neuformierte "Oranje"-Startelf

Bei den Niederländerinnen musste Trainer Parsons gezwungenermaßen gleich vier Wechsel vornehmen: Für die erfahrene Stammkeeperin und Kapitänin Sari van Veenendaal, die sich in der Auftaktpartie gegen Schweden (1:1) an der Schulter verletzt hat und bereits in die Heimat zurückgereist ist, rückte die 22-jährige Daphne von Domselaar zwischen die Pfosten. Mit Jackie Groenen und Weltklasse-Stürmerin Vivianne Miedema fehlten zwei Spielerinnen wegen Coronavirus-Infektionen, Aniek Nouwen laboriert an einer Knöchelverletzung. Marisa Olislagers, Damaris Egurrola und Lineth Beerensteyn rutschten für dieses Trio in die Startelf.

Die Portugiesinnen gingen dagegen mit derselben Formation in die Partie, die bereits vier Tage zuvor beim 2:2 gegen die Schweiz auf dem Platz gestanden hatte. Trainer Francisco Neto vertraute also einer eingespielten Elf, auch wenn gegen die Eidgenössinnen nicht alle seine Spielerinnen überzeugt hatten. Eine besondere Partie war es für Stürmerin Ana Borges, die nun mit 146 Länderspielen Rekordspielerin Portugals ist.

Turbulente erste Halbzeit

Den besseren Start erwischten überraschenderweise die Südeuropäerinnen. Zu mehr als einem Abseitstreffer durch Borges (5.) kam die Seleção in dieser Phase aber nicht. Danach übernahm das Parsons-Team die Spielkontrolle; das aggressive Offensivpressing stürzte Portugal von einer Verlegenheit in die nächste.

Die in den USA geborene und später von der UEFA zur "Spielerin des Spiels" gekürte Eggurola traf bei ihrem EM-Debüt in der siebten Minute per Kopf nach einer Ecke zum 1:0 für die amtierenden Europameisterinnen, Innenverteidigerin Stefanie van der Gragt erhöhte nach einem weiteren Eckball auf 2:0 (16.). Gegenspielerin Catarina Amado traf die Niederländerin in dieser Szene mit dem Fuß im Gesicht, verletzte sie zum Glück aber nur leicht.

Stefanie Van der Gragt köpft für die Niederlande das 2:0 und sitzt danach verletzt auf dem Boden.

Stefanie van der Gragt musste nach ihrem Tor zum 2:0-Zwischenstand kurz behandelt werden.

Die Niederlande ließen Chancen zum 3:0 aus - und gerieten dann unerklärlicherweise wieder aus dem Tritt. Nach dem Check der Videobilder eines Fouls von Dominique Janssen an Diana Silva entschied Schiedsrichterin Ivana Martincic aus Kroatien auf Elfmeter für Portugal. Carole Costa traf zum 1:2 (38.).

Portugals Moral wird dieses Mal nicht belohnt

Die Portugiesinnen kamen unmittelbar nach Wiederbeginn tatsächlich auch gegen die Niederländerinnen zum Ausgleich: Ein Kopfball der nur 1,61 Meter großen Diana Silva zum 2:2 (47.) war vorübergehend ein Stimmungskiller für die vielen niederländischen Fans auf den Tribünen.

Bei einem nach VAR-Entscheidung nicht gegebenen Abseitstreffer von Jill Roord (49.) jubelten die Anhänger noch zu früh, bei Daniëlle van de Donks Schuss in den rechten Winkel (62.) war die "Oranje"-Welt dann aber wieder in Ordnung. Es war das 50. Tor im 14. Spiel des EM-Turniers in England.

Die niederländischen Fußballspielerinnen bejubeln das Tor von Danielle Van De Donk.

Die Erleichterung bei "Oranje" über den ersten Sieg beim Turnier in England war groß.

In der letzten halben Stunde der Partie verhinderten die Niederländerinnen hinten immerhin weitere Großchancen der Gegnerinnen, konnten aber in der Offensive selbst auch keine klaren Aktionen mehr verbuchen. Topstar Miedema fehlte ihrem Team dort deutlich sichtbar.

Niederlande - Portugal 3:2 (2:1)

Tore: 1:0 Egurrola (7.), 2:0 van der Gragt (16.), 2:1 Carole Costa (38.), 2:2 Diana Silva (47.), 3:2 van de Donk (62.)
Zuschauer: 6.966
Schiedsrichterin: Ivana Martinčić (Kroatien)

Niederlande:
van Domselaar - Wilms, van der Gragt, Janssen, Olislagers (62. Casparij) - Spitse, Roord, Egurrola (69. Pelova) - van de Donk, Beerensteyn, Martens (83. Brugts)

Portugal: Pereira - Amado, Gomes, Carole Costa, Marchão (65. Nazareth) - Norton, Tatiana Pinto (86. Marques), Dolores Silva (65. Fatima Pinto), Norton - Borges, Jéssica Silva, Diana Silva (86. Mendes)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 12.07.2022 | 20:15 Uhr