Bernardo Silva schaut seinem Team beim Jubeln zu

FIFA WM 2022 Portugals Jubel und die Regel, die es nicht gibt

Stand: 07.12.2022 12:30 Uhr

Portugal pflegt bei der WM in Katar einen besonderen Torjubel - aus Angst, ein schnelles Gegentor zu kassieren. Doch diese Sorge ist unbegründet.

Als Portugal gegen die Schweiz in Führung ging, war der Jubel groß. Die Spieler rannten zum Torschützen Goncalo Ramos, der gerade eine Eckfahne getreten hatte und außerhalb des Spielfelds jubelte. Fast alle Teamkollegen kamen zu ihm - mit einer Ausnahme. Bernardo Silva blieb in der Spielfeldbegrenzung stehen und schaute dem Jubel aus der Entfernung zu. Doch er verweigerte nicht die Gratulation, er blieb aus Angst stehen.

Angst vor der "schnellen Mitte"

Portugal pflegt einen teilweise unsinnigen Jubel, weil Bernardo Silva und Portugals Team dieser Annahme folgen: Ein Spieler der Mannschaft, die das Tor erzielte, müsse demnach in der gegnerischen Hälfte verweilen - sonst könnte die gegnerische Mannschaft den Anstoß ausführen und theoretisch zu elft auf den allein gelassenen Torwart zulaufen.

Es wäre die "schnelle Mitte" im Handball. Doch die Regel, nach der Portugal jubelt, existiert nicht.

Regelhüter stellten 2018 klar: "Das ist eine erfundene Story"

In den offiziellen Fußballregeln heißt es zum Aufenthalt der Spieler beim Anstoß in Regel 8.1 lediglich: "Alle Spieler, mit Ausnahme des Spielers, der den Anstoß ausführt, befinden sich in der eigenen Spielfeldhälfte."

Die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB), die die Spielregeln beraten und beschließen, nannten die Regel schon 2018 eine "erfundene Story".

Portugals Jubel löste bei der WM 2018 einen kleinen Trend aus

Schon 2018 jubelten die portugiesischen Spieler auf diese Art. Doch was veranlasste Portugal dazu? "Ich habe gehört, dass es eine Regel gibt, wenn alle das Spielfeld verlassen, dann könnte man das Spiel wieder anstoßen", sagte der portugiesische Spieler José Fonte während der WM 2018 in der Sportschau. "Wir wollten sicherstellen, dass uns nichts dazwischenkommt. Deshalb machen wir das, damit das Spiel nicht wieder angepfiffen werden kann." Die Legende hält sich offensichtlich auch vier Jahre später noch.

Portugal löste 2018 mit diesem Regel-Mythos einen kleinen Trend aus, auch andere Mannschaften positionierten beim Jubeln stets mindestens einen Feldspieler im Spielfeld. Panama versuchte damals vergeblich in einem Spiel gegen England die "schnelle Mitte".