Im Duell die Nase vorn: Sofyan Amrabat gegen Sergio Busquets

FIFA WM 2022 Sofyan Amrabat - Marokkos Mittelfeld-"Monster"

Stand: 09.12.2022 19:31 Uhr

Neben Torhüter Bono ist Sofyan Amrabat die WM-Entdeckung bei Marokko. Der defensive Mittelfeldspieler hat riesigen Anteil am Erfolg der Afrikaner - das findet offenbar auch Jürgen Klopp.

Es fiel der FIFA recht leicht, den "Man of the Match" beim Spiel Marokko gegen Spanien zu küren. Yassine Bounou, genannt Bono, avancierte mit zwei gehalten Versuchen im Elfmeterschießen zum Nationalhelden, bescherte den Nordafrikanern den ersten Einzug in ein WM-Viertelfinale - und durfte sich natürlich im Nachhinein deswegen auch über die persönliche Auszeichnung des Weltverbandes freuen.

Bono ehrt Amrabat

Bono wusste aber auch, dass nicht er die Hauptrolle in den 120 Minuten plus Nachspielzeit vor dem Elfmeterschießen innehatte. Der 31-Jährige antwortete daher nach den üblichen Phrasen recht klar auf die Frage, wem er den Titel des "Man of the Match" sonst geben würde, wenn er ihn nicht hätte. "Dem ganzen Team", sagte Bono zunächst, entschied sich dann jedoch schnell für einen seiner Mitspieler: "Aber wenn ich ihn einem Spieler geben müsste, wäre es Sofyan Amrabat."

Tatsächlich war der defensive Mittelfeldspieler der überragende Mann des Spiels. Die Zahlen unterstützen das zwar nicht. Amrabat gewann 52 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte eine Passquote von 71 Prozent, war an keinem Torschuss beteiligt bei 44 Ballkontakten. Doch diese Partie erforderte Dinge, die in Statistiken nunmal nicht zu lesen sind.

Amrabat umworben von großen Klubs

Amrabat agierte als einziger zentraler Spieler zwischen zwei Viererketten, die Spanier schafften es trotzdem nur sehr selten, seine Linie zu überspielen. Mit großem Einsatz und der Aggressivität, für die er auch in der italienischen Serie A - Amrabat spielt beim AC Florenz - berüchtigt ist, räumte er ab wie ein Weltklasse-Sechser.

Im Netz feierten ihn viele User mit bearbeiteten Bildern. Und auch Sportschau-Experte Thomas Broich schwärmte als Co-Kommentator von Amrabat, bezeichnete ihn immer wieder aufgrund seiner Abräumerqualitäten wertschätzend als "Monster".

Offenbar wird Amrabat aber auch bei den Verantwortlichen europäischer Spitzenklubs hoch angesehen. Es gibt Gerüchte, der FC Liverpool um Trainer Jürgen Klopp sei an einer Verpflichtung interessiert, auch Inter Mailand und die Tottenham Hotspur, zu denen ein Wechsel zu Jahresbeginn geplatzt war, sollen an ihm dran sein.

In Florenz hat Amrabat noch einen Vertrag bis 2024, seine mögliche Ablösesumme soll bei über 30 Millionen Euro liegen. Spielt er am Samstag (10.12.2022, 16 Uhr) auch im Viertelfinale gegen Portugal wie zuvor gegen Spanien, wird Florenz auf diesen Betrag jedoch sicher noch etwas draufpacken.

Gegen Spanien wäre er beinahe ausgefallen

Beinahe wäre es aber gar nicht zu der Defensiv-Gala des 26-Jährigen gegen die iberischen Passkünstler gekommen. "Ich bin sehr emotional. Es war fraglich, ob ich spielen kann. Letzte Nacht war ich bis drei Uhr morgens beim Physio, und vor dem Spiel habe ich noch eine Spritze bekommen. Aber ich konnte die Jungs und mein Land nicht im Stich lassen. Ich bin sehr glücklich und sehr stolz", sagte Amrabat nach dem von Marokkanern aus aller Welt frenetisch umjubelten Einzug ins Viertelfinale. Nach diesen Worten flossen bei dem beinharten Abräumer sogar die Tränen.

Der emotionale Leader der Marokkaner neutralisierte das spanische Passspiel, schon in der Gruppenphase kontrollierte er die Ausnahmekönner Kevin de Bruyne und Luka Modric, führte seine Nation zum überraschenden Gruppensieg. Marokko hat bei dieser WM kaum Torschüsse auf den eigenen Kasten zugelassen und erst ein Gegentor kassiert, und das schoss auch noch ein eigener Mann.

Wird Portugal sein nächstes "Opfer"?

Amrabat ist ein riesiger Faktor dabei, seine Rolle ist vergleichbar mit der von Casemiro bei Brasilien, nur dass für Marokko eine starke Defensive noch elementarer ist. Weil der WM-Underdog nur durch leidenschaftliches Verteidigen gegen die großen Nationen bestehen kann. Und das wollen Marokko und Amrabat auch gegen Portugal schaffen.