Spielszene Marokko - Portugal

FIFA WM 2022 Marokko nach Sieg gegen Portugal im WM-Halbfinale

Stand: 11.12.2022 19:48 Uhr

Marokko hat in Katar Fußball-Geschichte geschrieben. Die "Löwen vom Atlas" schlugen im WM-Viertelfinale Portugal mit 1:0 (1:0) und zogen als erstes afrikanisches Team in das Halbfinale einer Weltmeisterschaft ein.

Youssef En-Nesyri vom spanischen Klub FC Sevilla erzielte am Samstagabend (10.12.2022) in Doha das entscheidende Tor (42. Minute) für Marokko. Der Mannschaft von Coach Walid Regragui gelang damit beim Wüsten-Turnier die nächste Sensation. In der Gruppenphase hatte Marokko überraschend Kroatien und Belgien hinter sich gelassen und dann im Achtelfinale mit Spanien ein weiteres Fußball-Schwergewicht bezwungen.

"Wir haben Geschichte für Afrika geschrieben. Afrika ist auf der Landkarte des Fußballs. Wir haben unser Kapital genutzt, wir waren ein Team, wir hatten die Mentalität", sagte Regragui.

Auf die Afrikaner wartet nun am kommenden Mittwoch (14.12., 20.00 Uhr MEZ) im Halbfinale der Sieger des Duells England - Frankreich.

Ronaldo erneut auf der Bank

Ronaldo oder Gomes? Superstar oder Shootingstar? Diese Frage bewegte die portugiesischen Fußball-Fans vor dem Duell mit den "Löwen vom Atlas". Nachdem Coach Fernando Santos seinen Kapitän und Ausnahmestürmer Cristiano Ronaldo im Achtelfinale gegen die Schweiz (6:1) überraschend auf die Bank gesetzt und durch den 16 Jahre jüngeren Gonçalo Ramos ersetzt hatte, wurde gerätselt, ob "CR7" dasselbe Schicksal auch gegen Marokko ereilen würde. Die Antwort lautete ja.

Der 37-Jährige musste erneut Gomes den Vortritt lassen, der gegen die Eidgenossen drei Treffer erzielt hatte. Die Reaktion von Ronaldo auf seine abermalige Degradierung? Er versuchte, seinen Frust wegzulächeln.

Joao Felix verpasst frühes 1:0 für Portugal

Dort wurde der aktuell vereinslose Torjäger Zeuge eines von Beginn an von beiden Seiten sehr intensiv geführten Duells, in dem Marokko für jede noch so nichtige Aktion vom Gros der Eintrittskarten-Erwerber frenetisch bejubelt wurde. War Portugal am Ball - und dass war zunächst weitaus häufiger der Fall -, gab es hingegen ein gellendes Pfeifkonzert. Die Iberer zeigten sich von der Geräuschkulisse allerdings ziemlich unbeeindruckt.

Das Santos-Team agierte in der Anfangsphase sehr konzentriert und besaß durch Joao Felix in der fünften Minute die erste große Chance zur Führung. Der Offensivmann kam nach einem Freistoß von Bruno Fernandes freistehend zum Kopfball, scheiterte jedoch an Keeper Yassine Bounou.

Marokko verteidigt erneut exzellent

In der Folge musste der marokkanische Torsteher, der auf den Rufnamen Bono hört und im Achtelfinal-Elfmeterschießen gegen Spanien zum Volkshelden wurde, erst einmal nicht mehr ernsthaft eingreifen. Die bereits im gesamten Turnierverlauf defensiv ausgezeichnet organisierten Afrikaner machten die Räume eng und hielten die häufig mit langen Bällen operierenden Portugiesen so überwiegend vom eigenen Tor fern.

Eine Ausnahme gab es in der 31. Minute, als Felix ein zu schwach abgewehrter Kopfball vor die Füße fiel und sich sein abgefälschter Schuss auf das Tornetz senkte. Bono war bereits in die andere Ecke unterwegs gewesen und hätte keine Abwehrchance gehabt.

Keeper Costa patzt - En-Nesyri trifft für Portugal

Marokko lauerte auf Umschaltmomente und initiierte nach Ballgewinnen einige ansprechende Gegenzüge, die allerdings in der Finalisierung bis kurz vor der Pause mangelhaft waren. Dann flankte Yahia Attiyat Allah aus dem Halbfeld zu En-Nesyri, der höher als Keeper Diogo Costa sprang und per Kopf zum 1:0 für den Außenseiter traf.

Youssef En-Nesyri schießt das 1:0 gegen Portugal

Youssef En-Nesyri brachte Marokko kurz vor der Pause in Führung.

Portugal versuchte, den Fehler seines Schlussmannes umgehend auszumerzen, hatte aber Pech, dass eine verunglückte Flanke von Fernandes an die Latte klatschte (45.).

Ronaldo kurz nach der Pause eingewechselt

Und was hatte eigentlich Ronaldos Vertreter Gomes im ersten Abschnitt gemacht? Nun, wohlwollend betrachtet war der junge Stürmer sehr bemüht gewesen. Trotz keiner nennenswerten Aktion vor der Pause durfte der 21-Jährige auf dem Platz bleiben. Dort wurde er ab der 51. Minute vom für Ruben Neves eingewechselten Ronaldo unterstützt. Zu diesem Zeitpunkt hätte Portugal bereits mit 0:2 zurückliegen können. 120 Sekunden zuvor war Jawad El Yamiq an Costa gescheitert.

Marokkos Kapitän Saiss muss verletzt raus

Kurz nach Ronaldos Einwechselung wurde Marokkos Kapitän und Abwehrchef Romain Saiss verletzt mit einer Trage vom Feld gebracht (57.). Für den 32-Jährigen kam Achraf Dari ins Spiel, der noch auf Orientierungssuche war, als eine Flanke in Marokkos Strafraum flog und er eigentlich auf Gomes hätte aufpassen sollen. Dies gelang ihm aber nicht, sodass der portugiesische Angreifer freistehend zum Kopfball kam, das Gehäuse jedoch verfehlte (58.).

Bono hält Marokkos Sieg fest

Die Europäer schnürten Marokko nun in der eigenen Hälfte ein, rannten sich aber immer wieder in der vielbeinigen Abwehr der Afrikaner fest. Mit fortlaufender Spieldauer verfestigte sich der Eindruck, dass Portugal nur noch durch ein Standard-Tor oder einen Glückstreffer zum Ausgleich kommen könnte. Zumal der eigentlich für seine genialen Momente bekannte Ronaldo kaum Impulse setzen konnte.

Selbiges traf auf seinen Teamkameraden Felix nicht zu. Er versuchte alles, fand bei einem strammen Linksschuss jedoch erneut seinen Meister in Bono (83.). Der Schlussmann vom FC Sevilla verhinderte dann in der Nachspielzeit auch gegen Ronaldo den Ausgleich, dessen Versuch allerdings auch nicht platziert genug war (90.+1).

Die letzten Minuten der Nachspielzeit mussten die Marokkaner nach einer Gelb-Roten Karte gegen Walid Cheddira (90.+3) in Unterzahl überstehen. Sie schafften es schließlich, weil Pepe kurz vor Ultimo per Kopf das 1:1 vergab (90.+7).

Armbruch bei Portugals Pepe

Portugals Pepe hat sich im Spiel den Arm gebrochen. Beim 39-Jährigen sei eine Fraktur der Elle im linken Arm diagnostiziert worden, teilte der portugiesische Verband am Abend mit. Pepe war nach dem WM-Aus in ein Krankenhaus gebracht worden, dort wurde der Verdacht auf einen Bruch des Arms bestätigt.